Qualitative Analyse

Wie lässt sich das Management von Präeklampsien in Ghana verbessern?

  • Die Empfehlungen zum Präeklampsie-Management in Ghana enthalten beispielsweise keine Hinweise zum Notfall-Management im Fall von schweren Verläufen.

  • Eine Präeklampsie zählt weltweit zu den gefährlichsten Komplikationen einer Schwangerschaft, die zu den Hauptursachen mütterlicher Mortalität zählen. Das Krankheitsbild der Präeklamsie beschreibt das erstmalige Auftreten oder eine Verschlechterung des Bluthochdrucks das mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin nach der 20. Schwangerschaftswoche einhergeht. 

    Ghana zählt zu den Ländern, in denen die Präeklampsie eine Hauptursache der mütterlichen Mortalität und Morbidität darstellt. So fanden im drittgrößten Krankenhaus des Landes zwischen  2015 und 2019  45.676 Lebendgeburten statt. Die mütterliche Sterblichkeit betrug 604 pro 100.000 Lebendgeburten. Im Untersuchungszeitraum starben mehr als 250 Mütter, wobei die Ursache dafür bei 37,3 % der Todesfälle in hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen lag.

     

    Rolle der Berufserfahrung

     

    Die Hebammenausbildung in Ghana dauert 12 bis 36 Monate und die Hebammen arbeiten in einem siebenstufigen hierarchischen System, in dem die Dauer der Berufserfahrung zum hierarchischen Aufstieg im System führt. In den vergangenen Jahren wurden gesundheitspolitisch vermehrt in die Ausbildung neuer Hebammen investiert, was zu einem starken Anstieg der Zahl junger Hebammen mit wenig Berufserfahrung führte. Diese orientieren sich an existierenden Empfehlungen in Ghana. Bislang wurden die zugrundeliegenden Leitlinien hinsichtlich des Präeklampsie-Managements nicht evaluiert.

    Dies wurde nun im Rahmen einer Studie durchgeführt. Es wurde zum einen geprüft, ob sich die Empfehlungen zum Präeklampsie-Management in Ghana mit internationalen Empfehlungen decken. Zum anderen wurden evidenzbasierte internationale Empfehlungen für das Präeklampsie-Management zusammengefasst und deren Anwendbarkeit für die Praxis und den Kontext in Ghana beschrieben. Durchgeführt wurde eine Analyse unter 24 Dokumenten: Diese bestanden aus internationalen (n=10) und länderspezifischen Dokumenten aus Ghana (n=14). Alle Dokumente enthielten Empfehlungen zum Management der Präeklamsie.

     

    Zentrale Empfehlungen

     

    Insgesamt enthielten die Dokumente 369 zentrale Empfehlungen zum Management der Präeklampsie. Diese wurden kodiert und zu 22 zentralen Empfehlungen zusammengefasst.

    Die beiden zentralen Publikationen aus Ghana enthielten keine unterstützende Forschungstätigkeit und klare Empfehlungen zur Intensität der Betreuung sowie zu empfohlenen Interventionen zum Management einer Präeklampsie. Die Dokumente aus Ghana waren aufgrund des heterogenen Aufbaus nicht vergleichbar und zeigten keinen Bezug zueinander. So fehlten beispielsweise Referenzen und Querverweise auf existente Publikationen, beispielsweise zu Publikationen der Weltgesundheitsorganisation.

    Die internationalen Dokumente hingegen enthielten detaillierte Prozessbeschreibungen und bezogen sich auf zugrundeliegende Evidenzen. Die Sprache in den Empfehlungen aus Ghana war prozessorientiert, wohingegen diese in internationalen Empfehlungen frauenorientiert war. Die internationalen Empfehlungen zeigten eine multidisziplinäre Ausrichtung, wohingegen die nationalen Empfehlungen in Ghana auf Expert:innenmeinungen zurückgeführt wurde. Bedenklich wurde eingestuft, dass die Empfehlungen aus Ghana im Vergleich zu internationalen Empfehlungen kein Notfall-Management für den Fall schwerer hypertensiver Krisen und eklamptischer Anfälle enthielten.

    Die Autor:innen zeigen somit eine Vielzahl an Widersprüchen zwischen international gültigen Empfehlungen und solchen in Ghana hinsichtlich des Präeklampsie-Management auf. Sie zeigten auf, dass die jungen Hebammen aufgrund der existierenden Leitlinien in der Praxis ein Management bezüglich der Präeklampsie durchführen, das nicht evidenzbasiert ist.

     

    Resümee

     

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass die Empfehlungen zum Präeklampsie-Management in Ghana überarbeitet werden sollten, da gerade in Ländern mit niedrigem und mittlerem durchschnittlichem Einkommen ihr Auftreten mit erheblicher mütterlicher und kindlicher Morbidität und Mortalität einhergeht. Diese könnten unter Berücksichtigung internationaler Evidenzen weiter gesenkt werden.

    Daher empfehlen sie, die zugrundeliegenden Leitlinien in Ghana zu überarbeiten, um effektive Strategien aufzuzeigen, wie eine Präeklampsie frühzeitig erkannt und bestmöglichst behandelt werden kann und soll. Darüber kann sowohl die Gesundheit der schwangeren Frau als auch ihres Kindes gefördert und geschützt werden. Sie empfehlen einheitliche Richtlinien zum Management der Präeklampsie in Ghana unter Einbeziehung international ausgesprochener Empfehlungen.

    Quelle: Garti, I., Gray, M., Bromley, A., & Tan, J. B. (2022). A qualitative document analysis of policies influencing preeclampsia management by midwives in Ghana. Women and birth: journal of the Australian College of Midwives, 35(6), 612–618. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.01.006 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 14.03.2023