Multiresistente Keime

Antibiotika schädigen Darm von Frühgeborenen

  • Der Einsatz von Antibiotika ist Routine auf neonatalen Intensivstationen, wo Frühgeborene die ersten Tage ihres Lebens verbringen.

  • Der Einsatz von Antibiotika ist Routine auf neonatalen Intensivstationen, wo Frühgeborene die ersten Tage ihres Lebens verbringen. Nicht selten wird die Behandlung auch nach der Entlassung fortgesetzt, um die Kinder vor Infektionen zu schützen, die ihnen aufgrund eines unreifen Immunsystems drohen.

    Die langfristige Antibiotikagabe bleibt jedoch nicht ohne Folgen für die Darmflora, wie ein Team um Melvin Carnahan von der Washington University School of Medicine in St. Louis jetzt herausfand. Die ForscherInnen analysierten 437 Stuhlproben von 58 Säuglingen im Alter von bis zu 21 Monaten. 41 Säuglinge waren im Durchschnitt 2,5 Monate zu früh geboren worden. Die anderen waren zum errechneten Termin zur Welt gekommen.

    Alle Frühgeborenen waren auf der Intensivstation mit Antibiotika behandelt worden. 9 hatten nur einen Antibiotika-Zyklus erhalten, die anderen 32 waren über die halbe Zeit ihres Aufenthaltes auf der Intensivstation mit Antibiotika behandelt worden und hatten auch nach Entlassung weitere Zyklen bekommen. Von den zum Termin geborenen Kindern hatte keines Antibiotika erhalten.

    Die Kinder, die auch nach der Entlassung weiter mit Antibiotika behandelt worden waren, wiesen bei der letzten Untersuchung im Alter von 21 Monaten die stärkste Störung der Darmflora auf. Die ForscherInnen fanden in den Stuhlproben häufiger multiresistente Keime als bei den Kindern, die auf der Intensivstation nur kurz behandelt worden waren. Am besten hatte sich die Darmflora bei den Kindern entwickelt, die niemals mit Antibiotikum behandelt worden waren.

    Die multiresistenten Bakterien stellen für die Säuglinge keine unmittelbare Gefahr dar, solange sie auf den Darm beschränkt bleiben. Wenn die Keime allerdings in die Harnwege oder sogar ins Blut gelangen, drohen lebensgefährliche Infektionen, die sich dann mit Antibiotika nur schwer behandeln lassen, schreiben die ForscherInnen.

    Beunruhigend sei, dass die multiresistenten Keime sich im Darm festsetzen können. In einigen Stuhlproben, die die ForscherInnen nach acht bis zehn Monaten bakteriologisch untersuchten, waren dieselben Resistenzmuster erkennbar. Bei der letzten Untersuchung im Alter von 21 Monaten hatte sich die Darmflora der Frühgeborenen noch nicht vollständig erholt. Die ForscherInnen fanden weniger „gesunde“ Bakteriengruppen wie Bifidobacteriaceae und häufiger „ungesündere“ Arten wie Proteobakterien. Wie lange diese „mikrobiotische Narbe“ bestehen bleibt, ist derzeit nicht bekannt.

    Quelle: Gasparrini AJ et al.: Persistent metagenomic signatures of early-life hospitalization and antibiotic treatment in the infant gut microbiota and resistome. Nature Microbiology 2019. doi: 10.1038/s41564-019-0550-2 aerzteblatt.de, 10.9.2019 DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 11.09.2019