Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan

Benzodiazepine mit Fehlgeburten assoziiert

  • Ärztinnen und Ärzte sollten das Risiko-Nutzen-Verhältnis genau abwägen, wenn sie Angst- oder Schlafstörungen bei Schwangeren mit Benzodiazepinen behandeln möchten: Das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, ist signifikant erhöht.

  • Der Einsatz von Benzodiazepinen in der Schwangerschaft geht mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten einher. Dies zeigt eine populationsbasierte Fall-Kontroll-Studie, für die Daten aus Taiwan analysiert wurden. »Da Benzodiazepine sowohl angstlösend als auch schlaffördernd wirken, werden sie Schwangeren oft zur Behandlung von Angststörungen oder Insomnie verordnet. Etwa 1,7 % der schwangeren Frauen [in den USA] erhalten im ersten Trimester Benzodiazepine und die Anwendung hat in den vergangenen Jahren zugenommen«, schreiben Lin-Chieh Meng vom Graduate Institute of Clinical Pharmacy der National Taiwan University in Teipeh und ihre Kollegen.

    Die Forschungsgruppe analysierte Krankenversicherungsdaten zu Schwangerschaften aus den Jahren 2004 bis 2018. Als Fälle beinhalteten Schwangerschaften, die mit einer Fehlgeburt endeten. Diese war definiert als Schwangerschaftsverlust zwischen der ersten pränatalen Vorsorgeuntersuchung (üblicherweise in Woche 8) und Woche 19 der Schwangerschaft. Die Kontrollgruppe bestand aus Schwangerschaften im gleichen Zeitraum, die in einer Lebendgeburt resultierten.

    Insgesamt überblickt die Studie mehr als 3 Millionen Schwangerschaften bei fast 2 Millionen Frauen, von denen 136.134 (4,4 %) mit einer Fehlgeburt endeten. Für jede Schwangerschaft analysierten die Forschenden mehrere Einnahmezeiträume – zum einen die Anwendung in den 28 Tagen vor der Fehlgeburt, aber auch in zwei Referenzzeiträumen (31-58 Tage und 181-208 Tage vor der letzten Menstruation).

    Sie stellten fest, dass die Einnahme von Benzodiazepinen in der Schwangerschaft mit einem signifikant erhöhten Risiko für Fehlgeburten assoziiert war (OR 1,69; 95-%-KI: 1,52-1,87). Sensitivitätsanalysen, die verschiedene Zeitfenster und falsche Klassifizierungen berücksichtigten, kamen zu vergleichbaren Ergebnissen. Jedes häufig verordnete Benzodiazepin war in der Studie mit einem erhöhten Fehlgeburtsrisiko assoziiert, wobei die ORs von 1,39 für Alprazolam bis 2,52 für Fludiazepam reichten. Die Autor:innen kommen zu der Schlussfolgerung, dass es eine Assoziation zwischen der Verwendung von Benzodiazepinen in der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten gibt.

    Quelle: Meng, L. C., Lin, C. W., Chuang, H. M., Chen, L. K., & Hsiao, F. Y. (2023). Benzodiazepine Use During Pregnancy and Risk of Miscarriage. JAMA psychiatry, e234912. Advance online publication. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2023.4912 ∙ aerzteblatt.de, 18.1.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 23.01.2024