Integrative Literaturrecherche

Betreuungsmodelle in der Schwangerschaft: Keine andere Wahl?

  • Frauen benötigen fundierte Informationen, um zwischen verschiedenen Betreuungsoptionen in der Schwangerschaft entscheiden zu können und so weniger Stress und Unsicherheit zu empfinden.

  • Während der Schwangerschaft haben Frauen einen Anspruch auf qualitativ hochwertige Betreuung. Wie jedoch kann und sollte diese aussehen? Verschiedene Betreuungsmodelle existieren: eine individuelle Betreuung durch eine einzelne Hebamme, mehrere Hebammen oder Kooperationsmodelle mit Gynäkolog:innen. Das Ziel einer integrativen Literaturrecherche bestand darin, die Erfahrungen von Schwangeren mit dem von ihnen erlebten Betreuungsmodell in dieser Zeit zu untersuchen.

    Durchgeführt wurde eine Literaturrecherche zu Publikationen, die zwischen 2011 und 2021 in englischer Sprache veröffentlicht wurden. Eingeschlossen wurden 20 Publikationen aus 9 verschiedenen Ländern.

    Beschrieben wurden acht verschiedene Betreuungsmodelle. Das zentrale Thema umfasste: »Das Betreuungsmodell ist wichtig«. Sechs Unterthemen lauteten:

    1. Wahl des Betreuungsmodells
    2. Über Schwangerschaft und Geburt lernen
    3. Bekannt sein
    4. Herstellen einer sozialen und emotionalen Verbindung
    5. Ermöglichende oder behindernde Betreuung erhalten
    6. Integrierte Betreuung am vorteilhaftesten.

    Einige Frauen gaben an, dass ihnen ein Betreuungsmodell zugewiesen wurde, bei dem sie keine andere Wahl hatten. Andere gaben an, nicht über verfügbare Betreuungsmodelle informiert worden zu sein.

    In einigen Publikationen wird darauf verwiesen, dass das Betreuungsspektrum durch Hebammen auf die Option der Geburtsvorbereitungskurse limitiert sei. Beispielsweise wird auf eine Publikation der Hebamme Elke Mattern und ihrem Forschungsteam aus dem Jahr 2017 verwiesen, die für Deutschland aufzeigt, dass Schwangere von Gynäkolog:innen nicht ausreichend über verschiedene Betreuungsmodelle informiert wurden, obwohl sie dies während ihrer Schwangerschaft gewünscht hätten.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass viele Frauen während der Schwangerschaft nicht ausreichend über die verschiedenen Betreuungsmodelle informiert sind. Dies kann zu einem Mangel an integrierter Versorgung zwischen medizinischen und hebammengeleiteten Betreuungsmodellen und zu Unzufriedenheit und Stress während der Schwangerschaft beitragen. Versorgungsmodelle, in denen sich eine Beziehung zwischen der Hebamme und der schwangeren Frau entwickeln kann, tragen zur Zufriedenheit der Schwangeren bei.

    Die Autor:innen empfehlen die Entwicklung einer fundierten Entscheidungshilfe für Frauen, um Informationsdefizite zu mindern und auch subtile Unterschiede zwischen den verschiedenen Betreuungsmodellen aufzuzeigen.

    Quellen: Cutajar, L., Dahlen, H. G., Leechburch Auwers, A., Vir, S., Berberovic, B., Jedrzejewski, T., & Burns, E. S. (2023). Model of care matters: An integrative review. Women and birth: journal of the Australian College of Midwives, 36(4), 315–326. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.12.007 ∙ Mattern, E., Lohmann, S., & Ayerle, G. M. (2017). Experiences and wishes of women regarding systemic aspects of midwifery care in Germany: a qualitative study with focus groups. BMC pregnancy and childbirth, 17(1), 389. https://doi.org/10.1186/s12884-017-1552-9 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 27.06.2023