Prospektive randomisiert-kontrollierte Studie aus Portugal

Damm-Massage und warme Kompressen

  • Frauen profitieren von einer Kombination aus einer geburtsvorbereitenden Damm-Massage und warmen Kompressen sub partu.

  • Verschiedene nichtinvasive Techniken können während des Gebärens angewendet werden, um perineale Traumata zu verringern oder zu vermeiden. Hierzu zählt beispielsweise eine Massage des Dammgewebes oder die Anwendung warmer Kompressen.

    Bei einer Damm-Massage wird das Gewebe, meist mit Hilfe eines Massageöls, kurz vor der Geburt des kindlichen Köpfchens massiert. Warme Kompressen werden vor der Geburt auf den Dammbereich der Gebärenden aufgelegt, so dass die Wärme auf das Gewebe einwirken kann. Beide Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Dehnfähigkeit des Gewebes zu erhöhen, um es vor dem Einreißen zu schützen. Wie effektiv sind diese Maßnahmen wirklich?

    Zur Effizienz der Damm-Massage in Kombination mit der Auflage warmer Kompressen während der Geburt des Kindes wurde kürzlich eine prospektive randomisiert-kontrollierte Studie in Portugal durchgeführt. Eingeschlossen wurden 848 Frauen. Bei denjenigen der Studiengruppe (n=424) wurden sowohl eine Damm-Massage durchgeführt als auch warme Dammkompressen zur Geburt des Kindes aufgelegt. Bei Frauen der Kontrollgruppe (n=424) wurde darauf verzichtet.

    Untersucht wurden die Auswirkungen einer Massage des Dammgewebes während der Geburt in Kombination mit der Auflage einer warmen Dammkompresse in Bezug auf mütterliche Outcome-Parameter im Vergleich zu einem Verzicht auf diese Maßnahmen.

    Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen der Studiengruppe signifikant häufiger ein intaktes Perineum hatten als Frauen der Kontrollgruppe: In der Studiengruppe lag der Anteil bei 47 %, in der Kontrollgruppe bei 26,3 %. Der Anteil an DR II war bei Frauen der Studiengruppe signifikant niedriger als bei Frauen der Kontrollgruppe und betrug 7,2 % im Vergleich zu 12,3 %. Die Rate an Episiotomien lag in der Studiengruppe bei 9,5 % und damit signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe, in der eine Epi bei 28,5 % der Gebärenden durchgeführt wurde.

    Das Risiko für einen Dammriss mit einer Verletzung des Analsphinkters betraf in der Studiengruppe 0,5 % und in der Kontrollgruppe 2,3 % der Gebärenden.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass eine Kombination aus einer Massage des Dammgewebes sowie der Verwendung warmer Kompressen während der Geburt des Kindes die Wahrscheinlichkeit für ein intaktes Perineum erhöht.

    Die Kombination aus Damm-Massage und warmen Kompressen senkt zudem die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines DR II sowie Dammrissen mit einer Verletzung des Analsphinkters.

    Die Autor:innen schätzten die Durchführung sowohl der Damm-Massage als auch der Verwendung warmer Kompressen als kostengünstige und praktisch umsetzbare Maßnahmen ein. Sie empfehlen, die Techniken an Studierende der Hebammenwissenschaften weiterzugeben und auch die Frauen darüber zu informieren: Gebärende sollen selbst entscheiden können, ob sie während ihrer Geburt eine Damm-Massage sowie die Auflage warmer Kompressen ablehnen oder erhalten wollen.

    Quelle: Rodrigues, S., Silva, P., Rocha, F., Monterroso, L., Silva, J. N., De Sousa, N. Q. & Escuriet, R. (2023). Perineal massage and warm compresses – Randomised controlled trial for reduce perineal trauma during labor. Midwifery, 124.  https://doi.org/10.1016/j.midw.2023.103763 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 27.06.2023