Unterschiedliche Schmerzsensibilität

Diagnostik zur Symphysenlockerung nicht zuverlässig genug

  • Die mentale Gesundheit der Frauen scheint eine nicht unerhebliche Bedeutung in der Schmerzwahrnehmung zu spielen - so auch bei Symphysen- und Kreuzbeinschmerzen.

  • Manche Schwangere sind schmerzempfindlicher als andere und enden dann fälschlicherweise in einer „nicht wirksamen“ Therapie. Schmerzen im Symphysen- und Kreuzbeinbereich sind in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich, weil das Becken, seine Gelenke und Bänder auf die Geburt vorbereitet werden. Dennoch gibt es Frauen, die kaum ihren Alltag bewältigen können, weil sie so stark durch die Symphysenschmerzen beeinträchtigt sind. Bisher herrschte die Meinung vor, dass dies an den in jenen Fällen besonders lockeren Bändern liegen müsse.

    In einer Reihe klinischer Versuche wurden „beckengesunden“ Männern und Frauen Salzlösungen in die Beckengelenke injiziert, die zu Schmerzen führten, die etwa zehn Minuten andauerten. Danach wurden die typischen Untersuchungen vorgenommen, mit denen auch in der Schwangerschaft Beckenringlösungen diagnostiziert werden. Sie belegten, dass trotz der Schmerzen keiner der Probanden eine Beckenlösung hatte.

    In einem anderen Experiment wurden Schwangere auf ihre Schmerzsensibilität befragt, ohne dass die Forscher die Schwangere und ihren Gesundheitszustand kannten. Jene Schwangeren, die sich selbst als besonders schmerzempfindlich einstuften waren auch jene, die über viele Schmerzen in der Schwangerschaft klagten, selbst an Körperstellen, die mit der Schwangerschaft nicht unmittelbar zu tun haben.

    Die mentale Gesundheit der Frauen scheint eine nicht unerhebliche Bedeutung in der Schmerzwahrnehmung zu spielen. Frauen, die nachts schlecht geschlafen hatten und zu depressiver Verstimmung neigten, waren in den Studien deutlich schmerzempfindlicher als ausgeschlafene und mental gesunde Frauen.

    Bei der Untersuchung von Schwangeren mit Symphysenschmerzen sollte daher ein besonderes Augenmerk auf ihre psychosoziale Gesundheit gelegt werden.
    Entlastung und Schlaf helfen womöglich besser als ein Beckengurt und Physiotherapie.

    (Berg Petersen, I.: Tests for pelvic joint pain not reliable at all. Science nordic; http://sciencenordic.com/tests-pelvic-joint-pain-not-reliable-all. 9.10.2014; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22921262; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25119510/DHZ)

     

     

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 10.10.2014