Die geburtshilfliche Zukunft gestalten
Der 4. DHZCongress vom 7. bis 8. September war durchdrungen von seinem eigenen Motto „Hebammenkunst – die Zukunft gestalten“: Zwei Tage lang haben sich circa 800 TeilnehmerInnen inspirieren lassen von ermutigenden, visionären Gedanken zur Zukunft der Geburtshilfe. Entlang des Betreuungsbogens der Hebamme von der Schwangerschaft, über die Geburt bis ins Wochenbett weiteten die ReferentInnen den Blick für das Potenzial von Veränderungen. Deutlich wurde immer wieder, dass neben dem Fachwissen die geburtshilflichen Strukturen, die eigenen Ressourcen, aber auch gegenseitige Wertschätzung und kommunikative Fähigkeiten im Team die Skills sind, die eine sichere Begleitung der Frau und der werdenden Familie erst möglich machen.
Eine Atmosphäre der Offenheit und Wertschätzung war auf dem Kongress durch und durch zu spüren. Dies zeigte sich nicht nur in den anregenden Pausengesprächen, sondern auch in den Wortmeldungen nach den Vorträgen. So meldete sich nach dem beeindruckenden Mutmachbeispiel „Es geht! Kaiserschnittrate bei 18 %“ der Düsseldorfer Hebamme Denise Wendler eine Kollegin einer Nachbar-Klinik und drückte ihre Wertschätzung gegenüber der tollen Geburtshilfe dieser Klinik aus – sie würde bei ihren Wochenbettbesuchen immer wieder Frauen begleiten, die voll des Lobes für die Betreuung in dieser Klinik seien.
Und auch neue gemeinsame Pläne wurden bereits vor Ort geschmiedet: Partnerkreißsäle sollen konzipiert werden, in denen Wissen ausgetauscht und voneinander gelernt werden soll. Die Zukunft wurde bereits vor Ort gestaltet!
Trotz der teilweise schwierigen Rahmenbedingungen in der Geburtshilfe – sowohl in der Klinik als auch bei den freiberuflichen Hebammen – entstand in den zwei Tagen eine Aufbruchstimmung, nicht zu verharren in widrigen Umständen, sondern schöpferisch und selbstwirksam neue Konzepte und Ideen zu wagen. So beispielsweise die Idee einer Schwangerenvorsorge in der Gruppe, die die Hebamme und Professorin Dr. Christiane Schwarz vorstellte, oder alternative Konzepten für die Wochenbettbetreuung, die in Form von Ambulanzen auch Frauen ansprechen könnte, die bislang nicht erreicht werden.
Die Stimme der Frau zu hören, ihre Wünsche zu reflektieren und sie eine informierte Entscheidung treffen zu lassen, war eine wiederkehrende Aussage in den vielen Vorträgen. Hannah Saalmüller war eine Frauenstimme. Sie erzählte zusammen mit ihrer Hebamme Romy Hartmann aus der Helios Klinik in Pforzheim von einer heilsamen Geburtsbegleitung nach zwei Fehlgeburten und einem als traumatisch erlebten Kaiserschnitt. Das Glück, eine Hebamme gefunden zu haben, bei der sie ihre Nöte und Ängste formulieren konnte und die sie schließlich bei der spontanen Geburt begleitet hat, war deutlich zu spüren.
Der Kongress spiegelte auch die fortschreitende Akademisierung des Hebammenberufs wider. Diese wurde durchweg begrüßt, ihr Potenzial in den Beiträgen untermauert. Dass die Akademisierung die jetzige Ausbildung bereits prägt, zeigte sich auch in den neun Posterpräsentationen. Man gewann den Eindruck, schon jetzt in der Zukunft angekommen zu sein.
Quelle: DHZ, 11.9.2018