Wärmebild-Aufnahmen des ungeborenen Kindes

Digital, nicht-invasiv und zukunftsweisend?

Der digitalen Infrarot-Wärmebildgebung (Digital Infrared Thermal Imaging/DITI) wird ein großes Potenzial in der Forschung zu Gesundheit und Wohlbefinden von Mutter und Kind zugesprochen, weil es sich um ein nicht-invasives Verfahren handelt. Das Ziel einer empirischen Machbarkeitsstudie bestand darin, dieses Potenzial zu bewerten. Dabei wurde geprüft, wie das ungeborene Kind, dessen Position und andere schwangerschaftsbedingte physiologische Faktoren anhand oberflächlicher thermischer Abdrücke aufgezeichnet und ausgewertet werden können.

In die Studie wurden 10 gesunde schwangere Frauen mit einer unkomplizierten Einlingsschwangerschaft in der 34. bis 37. Schwangerschaftswoche, einem Body-Mass Index < 30 im Alter zwischen 18 und 40 Jahren eingeschlossen. Alle Messungen wurden unter standardisierten Bedingungen bei einer Raumtemperatur von 21,5 Grad Celsius durchgeführt.

Bei der Untersuchung wurde der Bauch der schwangeren Frau mit zwei Wärmebildkameras aus fünf verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen. Die Kameras verblieben stationär und die Frau wurde gebeten, sich jeweils um 45 Grad zu drehen. Die Aufnahmelänge pro Position umfasste eine bis fünf Minuten. Anschließend wurden die Teilnehmerinnen gefragt, ob sie Kindsbewegungen gespürt hatten. Sie wurden außerdem anhand eines Fragebogens mit 5-stufiger Likert-Skala befragt, wie sie die Untersuchung empfunden hatten.

Die Analyse der Wärmebilder ergab, dass die Lage des Kindes unter Verwendung von DITI unter bestimmten Bedingungen identifiziert werden kann. Hierbei erfolgte eine Abgleichung der kindlichen Lage anhand der Aussage der Mutter sowie der Tastbefunde einer Hebamme über die Lage des Kindes. Es zeigte sich, dass fetale Bewegungen die erzeugten thermischen Muster beeinflussen. Bei Aufnahmen, in denen das Kind wenige Bewegungen aufzeigte, konnten wärmere Bereiche dargestellt werden, so beispielsweise der Bereich der Plazenta. Dies war nicht möglich, wenn Kindsbewegungen stattfanden. Die Befragung der Teilnehmerinnen zeigte eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Untersuchungsmethode auf.

Die AutorInnen schlussfolgern, dass aufgrund der vorliegenden Ergebnisse ein hohes Potenzial ermittelt werden konnte, die Wärmebildgebung im Bereich der Schwangerenbetreuung weiter zu erforschen. Sie empfehlen, dass in zukünftigen Studien beispielsweise Wärmemuster auf der Haut in Bezug auf die Plazentastelle überprüft werden sollten, um die erzeugten thermischen Aufzeichnungen zu verstehen. Das Hauptpotenzial liegt aus ihrer Sicht in der kontaktlosen und komplett nicht-invasiven Durchführung.

Quelle: Topalidou A, Markarian G, Downe S: Thermal imaging of the fetus: An empirical feasibility study. PLoS One 2020. 15(7):e0226755. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0226755 ∙ DHZ

 

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 22.09.2020