Stress und Depressionen

Beeinflussen sie das fetale Wachstum?

  • Frauen, die während der Schwangerschaft unter Depressionen leiden, bringen kleinere Kinder zur Welt – vor allem Mädchen sind betroffen.

  • Stress und Depressionen in der Schwangerschaft können das Wachstum eines Feten hemmen, weil die Stresshormone Cortisol und Adrenalin über die Plazenta in den Kreislauf des Feten gelangen. Beides könnte sich negativ auf die Entwicklung auswirken.

    Der Zusammenhang war erstmals in der niederländischen Generation R-Studie aufgefallen. Dort waren Neugeborene, deren werdende Mütter in einem »Brief Symptom Inventory« ängstliche Symptome gezeigt hatten, im Durchschnitt um 37,73 g leichter (Henrichs et al., 2009). Forscher:innen der Northwestern University in Chicago konnten dagegen bei 2.334 Schwangeren, die den »Cohen Perceived Stress Scale« und den »Edinburgh Postpartum Depression Survey« ausgefüllt hatten, keinen Zusammenhang mit dem fetalen Wachstum feststellen (Grobmann, 2017).

    Mediziner:innen aus China haben den Zusammenhang jetzt ein weiteres Mal untersucht. Insgesamt 2.676 Schwangere hatten zwischen der 17. und 27. Gestationswoche den EPDS ausgefüllt. Zwischen der 30. und 37. Woche waren dann zwei Ultraschallaufnahmen des Feten durchgeführt worden. Dabei wurde der biparietale Durchmesser des Kopfes, die Femurlänge, der Bauchumfang und das geschätzte fetale Gewicht bestimmt.

    In allen vier Parametern fand das Team um Zhenmi Liu von der Universität des Staates Sichuan (früher Sezuan) in Chengdu eine Korrelation mit dem »Edinburgh Postpartum Depression Survey«. Die Auswirkungen der Depressionen waren nicht besonders groß, sie waren aber statistisch signifikant. Bei Mädchen waren die Auffälligkeiten stärker als bei Jungen. Liu führt dies auf eine erhöhte Empfindlichkeit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse bei weiblichen Feten zurück. Es gebe auch Hinweise auf eine erhöhte Durchlässigkeit für mütterliche Glukokortikoide.
    Auffällig war auch, dass die Auswirkungen bei Frauen mit hohem Bildungsstand und Einkommen größer waren. Eine Erklärung könnten laut Liu die häufigeren »Work-Life«-Konflikte bei berufstätigen Frauen sein.

    Quellen: Zhang, L. et al. (2023). Maternal Prenatal Depressive Symptoms and Fetal Growth During the Critical Rapid Growth Stage. JAMA Network. 10.1001/jamanetworkopen.2023.46018 ∙ Henrichs et al. (2009). Maternal psychological distress and fetal growth trajectories: The Generation R Study. Cambridge University Press. doi: https://doi.org/10.1017/S0033291709990894 ∙ Grobmann, W.A. et al. (2017). Maternal Depressive Symptoms, Perceived Stress, and Fetal Growth. https://doi.org/10.7863/ultra.16.08085 ∙  aerzteblatt.de, 12.12.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 14.12.2023