Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV)

Maternale Impfung im dritten Trimenon empfohlen

  • Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt eine saisonale RSV-Impfung für schwangere Frauen ab der 32. Schwangerschaftswoche.

  • Das Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger akuter Erkrankungen der unteren Atemwege in jedem Lebensalter. Innerhalb der Europäischen Union (EU) ist eine Erkrankung mit RSV eine der häufigsten Ursachen kindlicher Krankenhausaufenthalte. RSV kann neben erkältungsähnlichen Symptomen jedoch gerade bei Neugeborenen schwere Atemwegsinfektionen sowie lebensbedrohliche Krankheitsbilder und Pneumonien auslösen.

    Seit August 2023 wurde durch die EU ein Impfstoff zum Schutz von Säuglingen vor RSV-Infektionen zugelassen: Abrysvo. Durch die Impfung der Mutter erfolgt die passive Immunisierung des Kindes. Die Zulassung erfolgte nach einer strengen Bewertung im Rahmen des beschleunigten Bewertungsverfahrens der Europäischen Arzneimittelagentur EMA.

     

    Passive Immunisierung des Kindes

     

    Abrysvo ist ein Impfstoff zur passiven Immunisierung des Neugeborenen. Die Mutter wird geimpft und bildet daraufhin Antikörper gegen RSV. Diese gelangen über die Nabelschnur zum ungeborenen Kind, wodurch dieses bis zum sechsten Lebensmonat einen Impfschutz gegen RSV entwickelt. Um einen optimalen Schutz des Kindes zu erreichen wird eine Impfung der Mutter zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche empfohlen.

     

    MATISSE Studie

     

    Die Empfehlungen beruhen auf der MATISSE Studie, die im New England Journal of Medicine im April 2023 veröffentlicht wurde. Die MATISSE Studie wurde zwischen 2020 und 2022 als multizentrische placebo-kontrollierte Doppelblindstudie in 18 Ländern durchgeführt. Die Teilnehmerinnen der Studiengruppe (n=3.662) erhielten während der Schwangerschaft den Impfstoff Abrysvo, die Teilnehmerinnen der Vergleichsgruppe (n=3.697) ein Placebo injiziert. Nach der Geburt wurden die Kinder engmaschig hinsichtlich des Auftretens von Atemwegserkrankungen und RSV untersucht. Die Impfung der Mutter bewirkte, dass bis zu 81 % der Kinder keinen schweren Verlauf einer RSV-Infektion während der ersten drei Lebensmonate zeigten, sowie über zwei Drittel aller Kinder auch noch einen Impfschutz im Alter von sechs Monaten aufzeigten. Die häufigsten mütterlichen Nebenwirkungen der Impfung waren Schmerzen der Injektionsstelle und Kopfschmerzen bis maximal drei Tage nach der Injektion, jedoch wurde die Impfung großteils von den Schwangeren sehr gut vertragen.

     

    Aktuelle Empfehlungen

     

    Die U.S. Food and Drug Administration beschränkt die Zulassung von Abrysvo auf die 32. bis 36. Schwangerschaftswoche, da derzeit keine abschließende Bewertung eines möglichen Frühgeburtsrisikos getroffen werden kann. Entsprechend empfiehlt das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) eine Impfung zwischen der 32. bis 36. Schwangerschaftswoche. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt eine saisonale RSV-Impfung für schwangere Frauen ab der 32. Schwangerschaftswoche in partizipativer Entscheidungsfindung. Individuelle, geburtshilfliche, mütterliche und kindliche Risikofaktoren sowie der Wunsch der Eltern sollen dabei berücksichtigt werden.

    Quellen: DGGG. (2023). Stellungnahme zur RSV-Impfung für Schwangere. https://www.dggg.de/fileadmin/data/Stellungnahmen/GBCOG/2023/Stellungnahme_zur_RSV-Impfung_fuer_Schwangere_final.pdf ∙ Kampmann, B., Madhi, S. A., Munjal, I. et al. (2023). Bivalent Prefusion F Vaccine in Pregnancy to Prevent RSV Illness in Infants, N Engl J Med, 388(16) 1451–1464. doi: 10.1056/NEJMoa2216480 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 04.04.2024