Zervixverkürzung

Progesteron kann extreme Frühgeburt verhindern

  • Bei Schwangeren mit einer Zervixverkürzung unter 25 mm kann ab der 20. Woche die Einnahme von Progesteron eine extreme Frühgeburt verhindern.

  • Die Zervixverkürzung ist eine bekannte Ursache für Frühgeburten, weil sich der Gebärmutterhals unter dem zunehmenden Gewicht der Schwangerschaft eher öffnet. Die Anlage eines Zervixpessars scheint eine plausible Lösung zu sein, die (im Vergleich zur operativen Zerklage) einfach anzuwenden ist und selten zu Komplikatio­nen führt. Die Evidenz ist jedoch uneinheitlich: In einigen Studien kam es seltener zu Frühgeburten, in anderen war ein Vorteil nicht zu erkennen.

     

    Progesteron oder Zervixpessar?

     

    Die niederländische Studie »Quadruple P« hat die Effektivität eines Zervixpessars mit einer täglichen vaginalen Anwendung einer Kapsel mit 200 mg Progesteron von der Diagnose bis zur Schwangerschaftswoche 36 verglichen. An 25 Zentren wurden 635 Frauen mit Einlingsschwangerschaft auf die Anlage eines Pessars oder auf eine Progesteron-Behandlung randomisiert. Eine Besonderheit der Studie war, dass die Behandlungen bereits bei einer Zervixlänge von unter 35 mm durchgeführt wurden. Die Indikation wird normalerweise erst ab einer Verkürzung auf unter 25 mm gestellt.

    Eine frühere Kohortenstudie aus den Niederlanden in der Fachzeitschrift Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica hatte jedoch gezeigt, dass auch bei einer Zervixlänge von 25 bis 35 mm das Frühgeburtrisiko um den Faktor 2,0 erhöht ist. Vorsichtshalber war jedoch bei der Planung der »Quadruple P«-Studie eine Untergruppenanalyse bei einer Verkürzung auf unter 25 mm vorgesehen. Dies hat sich als sinnvoll erwiesen. Denn nach den jetzt von dem Team um Eva Pajkrt vom Amsterdam Universitair Medisch Centrum (UMC) vorgestellten Ergebnissen hat die intravaginale Progesteron-Anwendung nur bei den Schwangeren mit einer Zervixverkürzung auf weniger als 25 mm eine signifikant bessere präventive Wirkung erzielt.

    In dieser Untergruppe kam es nach der Pessaranwendung bei 10 von 62 Schwangeren (16 %) zu einer extre­men Frühgeburt vor der 28. Gestationswoche gegenüber 3 von 69 Schwangeren (4 %) mit der täglichen Anwendung von Progesteron (durch die Schwangeren selbst). Auch die typischen Komplikationen einer extremen Frühgeburt traten unter der Anwendung des Pessars mit 24 % versus 12 % doppelt so häufig auf. Dazu zählten periventrikuläre Leukomalazie, respiratorisches Dystress-Syndrom, bronchopulmonale Dysplasie, intraventrikuläre Blutungen, nekrotisierende Enterokolitis, Sepsis oder Tod.

     

    Extreme Frühgeburten sehr selten

     

    Bei den Frauen mit einer Zervixlänge von 25 bis 35 mm gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Extreme Frühgeburten (2 von 241 Frauen versus 4 von 240 Frauen) waren allerdings in dieser Gruppe sehr selten. Der Nachweis eines möglichen Vorteils hätte deutlich mehr Teilnehmerinnen erfordert und die klinische Relevanz wäre in jedem Fall gering gewesen.

    Die Ergebnisse der Studie sprechen laut Pajkrt dafür, die Länge des Gebärmutterhalses bei allen schwangeren Frauen während der Vorsorgeuntersuchung in der 20. Woche zu messen. Frauen mit einer Verkürzung auf unter 25 mm sollten dann über die Möglichkeit einer Behandlung mit Progesteron informiert werden.

    Quelle: Pajkrt, E. et al. (2024). Cervical pessary versus vaginal progesterone in women with a singleton pregnancy, a short cervix, and no history of spontaneous preterm birth at less than 34 weeks’ gestation: open label, multicentre, randomised, controlled trial. BMJ. doi: 10.1136/bmj-2023-077033 ∙ Pajkrt, E. Et al. (2015). The capacity of mid-pregnancy cervical length to predict preterm birth in low-risk women: a national cohort study. Obstetrics & Gynaeclogy. doi: https://doi.org/10.1111/aogs.12721 ∙ aerzteblatt.de, 27.3.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 09.04.2024