Dänemark

Schützt Stillen vor Leukämie?

  • Kinder, die länger als drei Monate gestillt wurden, erkranken seltener an einer akuten Lymphatischen Leukämie (ALL).

  • Dänische Säuglinge, die von ihren Müttern länger als drei Monate gestillt wurden, erkranken im Kindesalter um ein Drittel seltener an einer akuten Lymphatischen Leukämie (ALL). Dies kam in einer bevölkerungsbasierten Registeranalyse heraus, die Ergebnisse aus früheren Untersuchungen bestätigt.

    Leukämien sind die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern, insgesamt aber selten. In Europa ist schät­zungsweise eines von 350 Kindern betroffen. In Dänemark erkrankten in den Jahren 2005 bis 2018 nur 124 Kinder, davon 81 an einer ALL. Darunter waren 74 an einer B-Vorläufer-ALL erkrankt (BCP-ALL). Die Ursache der ALL ist unbekannt. Genmutationen wie die PAX5-Defizienz erklären vermutlich nur wenige Fälle. In Mausmodellen zur BCP-ALL wurde beobachtet, dass der Leukämie häufig Veränderungen des Darmmikrobioms vorausgehen. Bei Mäusen mit einem erhöhten genetischen Risiko konnte die Erkrankung sogar durch Antibiotika ausgelöst werden, die die Darmbakterien vernichtet hatten. Da die Darmbakterien an der Reifung der Leukozyten be­teiligt sind, werden Entwicklungsstörungen der Leukozyten als möglicher Auslöser diskutiert.

    Zu den Faktoren, die die Entwicklung des Darmmikrobioms fördern, gehört das Stillen in den ersten Lebens­monaten. Ein Team um Signe Holst Søegaard vom Dänischen Krebsinstitut in Kopenhagen hat deshalb die Daten der 81 Kinder, die an einer ALL erkrankt waren, mit einem Register abgeglichen, das Information über die Dauer des Stillens enthält.

    Aus anderen Registern, in denen Mutter und Kind mit identischen Personennummern geführt werden, konnte die Forscherin Daten zum Geburtstermin und -gewicht, zur Art der Geburt sowie zum Alter und Bildungsstand der Mutter ermitteln. Die Vielfalt der Informationen vermindert das Risiko von Verzerrungen durch mögliche andere Risikofaktoren, die vielleicht gar nicht bekannt sind.

    Søegaard kommt zu dem Ergebnis, dass die Kinder, die von ihren Müttern länger als drei Monate gestillt wurden, bis zum 15. Lebensjahr zu 34 % seltener an einer ALL erkrankten. Für Tumore des Zentralnervensystems oder solide Tumore fand sie keinen Zusammenhang, was zu den tierexperimentellen Studien und der Hypothese passt, dass Störungen des Mikrobioms von zentraler Bedeutung für die Pathogenese sind.

    Quelle: Søegaard, S H et al. (2024). Exclusive Breastfeeding Duration and Risk of Childhood Cancers. JAMA Network Open. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.3115 ∙ aerzteblatt.de, 5.4.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 09.04.2024