Querschnittsstudie aus den USA

Erhöhtes Brustkrebsrisiko nach falsch-positiver Mammografie

  • Frauen mit einem falsch-positiven Ergebnis in der Mammografie haben laut einer US-amerikanischen Querschnittsstudie ein signifikant erhöhtes Risiko für Brustkrebs.

  • Ein falsch-positiver Befund bei der Mammografie bedeutet zwar, dass sich der Verdacht auf eine Brustkrebserkrankung in den Nachuntersuchungen nicht bestätigt hat. Die betroffenen Frauen haben in den Folgejahren dennoch ein erhöhtes Risiko auf ein Mammakarzinom, wie die Auswertung eines schwedischen Brustkrebsscreenings in JAMA Oncology zeigt.

    In Europa entdecken die Radiologen bei etwa 3 % der Mammografien einen Tumor, der sich bei der späteren Untersuchung nicht als Krebs bestätigt. Dies belastet die betroffenen Frauen (in der Zeit bis zur Entwarnung) nicht nur psychisch.

    Die zur Überprüfung häufig durchgeführte Biopsie ist unangenehm und das ganze Procedere lästig. Viele Frauen überlegen es sich nach einem falsch-positiven Test deshalb zweimal, ob sie weiter an der Reihenuntersuchung teilnehmen. Nach den von Xinhe Mao vom Karolinska Institut in Stockholm und Mitarbeiter:innen vorgestellten Ergebnissen kann nur dringend dazu geraten werden.

    Die Epidemiolog:innen haben die Daten des Mammografieprogramms in Stockholm ausgewertet, an dem seit 1989 insgesamt 497.343 Frauen im Durchschnitt etwa viermal teilnahmen. Bei 45.213 Frauen kam es bei einer der Untersuchungen zu einem falsch-positiven Befund. Jede dieser Frauen wurde mit 10 Kontrollen gleichen Alters und gleich vielen Voruntersuchungen verglichen.

    Wie Mao und Mitarbeiter:innen berichten, erkrankten in den folgenden 20 Jahren 11,3 % der Frauen mit einem falsch-positiven Ergebnis an einem Mammakarzinom gegenüber 7,3 % in der Kontrollgruppe. Dies ergab eine adjustierte Hazard Ratio (HR) von 1,61, die mit einem 95 %-Konfidenzintervall von 1,54 bis 1,68 signifikant war.

    Bei Frauen, die im Alter von 60 bis 75 Jahren gescreent wurden, kam es in den Jahren nach einem falsch-positiven Befund sogar doppelt so häufig zu einem Mammakarzinom (HR 2,02; 1,80-2,26).

    Noch stärker betroffen waren Frauen, bei denen bei einer geringen Brustdichte ein falsch-positiver Befund aufgetreten war: Hazard Ratio 4,65 (2,61-8,29). Erhöht war das Risiko auch, wenn zur Überprüfung eine Biopsie durchgeführt wurde: Hazard Ratio 1,77 (1,63–1,92).

    Der Brustkrebs trat häufiger auf derselben Seite auf wie der falsch-positive Befund (Hazard Ratio 1,92; 1,81-2,04), und er wurde häufiger in den ersten zwei Jahren nach dem falsch-positiven Befund (Hazard Ratio 2,57; 2,33-2,85) diagnostiziert. Der Krebs war dann bei der Diagnose häufiger größer als 2 cm (Hazard Ratio 1,78; 1,64-1,93).

    Eine mögliche Erklärung ist, dass bei der Mammografie trotz des falsch-positiven Ergebnisses ein Brustkrebs vorlag. Möglich ist aber auch, dass Frauen mit falsch-positiven Ergebnissen aus anderen Gründen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben.

    Die falsch-positiven Befunde hatten gravierende Folgen: Mao und Mitarbeiter:innen ermitteln sowohl ein erhöhtes Sterberisiko am Mammakarzinom (Hazard Ratio 1,84; 1,57-2,15) als auch einen Anstieg der Gesamtmortalität (Hazard Ratio 1,07; 1,04-1,11).

    Quelle: Schwartz, L. M., Woloshin, S., Sox, H. C., Fischhoff, B., & Welch, H. G. (2000). US women's attitudes to false-positive mammography results and detection of ductal carcinoma in situ: cross-sectional survey. The Western journal of medicine, 173(5), 307–312. https://doi.org/10.1136/ewjm.173.5.307 · aerzteblatt.de, 3.11.23 · DHZ

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 08.11.2023