Adipositas

Ernährung während der Schwangerschaft nach bariatrischen Operationen

  • Da Adipositas sowohl für die Mutter als auch für das Kind mit Risiken einhergeht, sollte das mütterliche Gewicht möglichst vor einer Schwangerschaft reduziert werden.

  • Adipositas betrifft in Europa 7 bis 25 % aller schwangeren Frauen. Während der Schwangerschaft erhöht Adipositas das Fehlbildungs- und Frühgeburtsrisiko, das Risiko einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie, eines Gestationsdiabetes sowie postpartaler Blutungen und Infektionen. Adipöse Frauen gebären häufiger als normalgewichtige Frauen per Sectio Caesarea. Die Neugeborenen haben ein erhöhtes Risiko an einem Typ 2 Diabetes zu erkranken und im Erwachsenenalter kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln.

    Da eine mütterliche Adipositas sowohl für die Mutter als auch für das Kind mit verschiedenen Risiken einhergeht, sollte das mütterliche Gewicht, im besten Fall vor dem Eintreten der Schwangerschaft, reduziert werden. Bei schweren Verlaufsformen der Adipositas, wie einer Adipositas II. (BMI 35–39 kg/m2) und III. (BMI>40 kg/m2) Grades, ermöglichen bariatrische Operationen eine effektive Gewichtsreduktion.

     

    Was sind bariatrische Maßnahmen?

     

    Bariatrische Maßnahmen umfassen chirurgische Operationen und Maßnahmen zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht. Dabei existieren verschiedene Operationsverfahren, beispielsweise das Einlegen eines Magenbandes. Der Magen-Darm-Trakt wird bei bariatrischen Operationen chirurgisch so verändert, dass daraus anschließend eine Gewichtsreduktion resultiert.

    Wie jedoch verlaufen Schwangerschaften nach einer bariatrischen Operation und welche Empfehlungen & Ernährungsempfehlungen sollten während der Schwangerschaft umgesetzt werden? Hierzu wurden kürzlich Empfehlungen in der Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht (Burlina et al., 2023).

    Mit bariatrischen Operationen gehen Vor- und Nachteile für eine darauffolgende Schwangerschaft einher. Diese erfordern eine engmaschige Betreuung bereits vor der Konzeption, die am besten in einem multidisziplinären Team erfolgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft nach einer bariatrischen Operation eintritt, ist im Vergleich zum Verzicht auf eine bariatrische Operation bei Adipositas erhöht. Das Risiko eines Gestationsdiabetes sinkt nach einer bariatrischen Operation. Nebenwirkungen bariatrischer Operationen können insulinbedingte Schwankungen des mütterlichen Blutzuckers sein, die zu einer verminderten Glukosezufuhr zum ungeborenen Kind und damit einem verminderten kindliches Wachstum führen können.

     

    Empfehlungen

     

    1. Schwangerschaft mit Zeitabstand planen

     

    Eine Konzeption sollte frühestens 12 bis 18 Monate nach einer bariatrischen Operation oder nach einer Stabilisierung der Gewichtsreduktion erfolgen.  Hintergrund hierzu: Das Eintreten der Schwangerschaft sollte nach der Phase der maximalen Gewichtsreduktion erfolgen, da während der Phase der maximalen Gewichtsreduktion die Versorgung mit Proteinen und Mikronährstoffen eingeschränkt sein könnte. Dies könnte sich ungünstig mit Übelkeit und Erbrechen als häufige Begleiterscheinungen der Frühschwangerschaft ergänzen.

     

    2. Nahrungsergänzungsmittel substituieren

     

    Multivitaminpräparate sowie Mineralstoffergänzungsmittel sollten vor Eintritt der Schwangerschaft begonnen und über den Schwangerschaftsverlauf hindurch substituiert werden. Hierbei werden biochemische Untersuchungen über den Schwangerschaftsverlauf hinweg ausdrücklich empfohlen. Die Mindestmengen pro Tag umfassen: Folsäure (0,4–1mg), Kuper (2mg), Zink (15mg), Eisen (45–60mg), Thiamin (>12mg), Vitamin E (15mg), Beta-Carotin (5.000iE). Die Retinolvariante von Vitamin A sollte aufgrund einer möglichen fruchtschädigenden Wirkung auf das ungeborene Kind während der Schwangerschaft vermieden werden. Bei Frauen, die nach einer bariatrischen Operation adipös oder diabetisch bleiben, wird eine erhöhte Folsäuresubstitution von 4–5mg pro Tag vor der Konzeption bis zum Ende des ersten Trimenons empfohlen.

     

    3. Ausreichende Proteinzufuhr

     

    Pro Tag sollten mindestens 60mg pro Tag Proteinen aufgenommen werden. Alternativ kann die Berechnung auch in Anlehnung an das mütterliche Körpergewicht erfolgen und beträgt 1,5g Proteine pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Individuell kann eine erhöhte Proteinzufuhr von bis zu 2,1g pro Tag indiziert sein. Zum Vergleich: Bei physiologischen Schwangerschaftsverläufen wird eine Proteinzufuhr von 0,9g pro Kilogramm mütterlichem Körpergewicht pro Tag oder 1 g/kg im ersten Trimester empfohlen.

     

    4. Betreuung im multidisziplinären Team

     

    Die Betreuung im multidisziplinären Team sollte verschiedene Aspekte berücksichtigen. Zum einen eine sorgfältige Überwachung des mütterlichen Blutzuckerspiegels um mögliche Schwankungen des Blutzuckers frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

     

    Zusammenfassung

     

    Zum Themenkomplex Adipositas und bariatrische Operationen existieren noch viele offene Fragen im Hinblick auf die Planung, das Eintreten und die Begleitung einer Schwangerschaft. Die Autor:innen empfehlen klarere Definitionen zur Gewichtszunahme in der Schwangerschaft zu definieren und hierbei auch mögliche Gewichtsabnahmen nach einer bariatrischen Operation zu berücksichtigen. Sie empfehlen weiter, auch mögliche hormonelle Einflüsse umfassender zu erforschen, um mögliche Zusammenhänge zum Auftreten eines mütterlichen Gestationsdiabetes umfassender zu verstehen.

    Quelle: Burlina, S., Dalfrà, M. G., & Lapolla, A. (2023). Pregnancy after Bariatric Surgery: Nutrition Recommendations and Glucose Homeostasis: A Point of View on Unresolved Questions. Nutrients, 15(5), 1244. https://doi.org/10.3390/nu15051244 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 31.01.2024