Thüringen

Erste Hebammen in Thüringen vor Hochschulabschluss

In Thüringen steht der erste Bachelor-Studiengang für Hebammen mit Hochschulausbildung vor dem Abschluss. An der Fachhochschule Jena sollen zum Ende des Sommersemesters 2018 die ersten 36 Bachelor-Geburtshelferinnen ihr Studium beendet haben. 37 Studierende hatten im Herbst 2014 das duale Studium, zu dem auch eine praktische Berufsausbildung in Krankenhäusern gehört, begonnen. Aus Sicht des Hebammenlandesverbandes ist es an der Zeit, dass Thüringen Hebammen auch eine akademische Ausbildung ermöglicht.

Die Ausbildung werde so dem EU-Niveau angeglichen. Das Interesse an einer Hochschulausbildung sei bei angehenden Hebammen groß. „Es ist ja jetzt schon so, dass viele, die dazu ausgebildet werden, Abitur haben.“, so die Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes Thüringen Annika Wanierke. In Jena erwerben sie nach drei Jahren den Berufsabschluss und nach acht Semestern den Bachelor.

Zum Wintersemester sollen die nächsten 37 Bewerber immatrikuliert werden, die Bewerbungsphase startete Mitte Mai. In Thüringen werden Geburtshelferinnen auch an einer Berufsschule in Erfurt ausgebildet.

Trotz aller wirtschaftlichen Probleme für freiberufliche Hebammen in den vergangenen Jahren sei der Beruf für junge Leute weiterhin attraktiv, sagte Verbandschefin Wannierke. Zwar ließen sich die Bewerberzahlen nicht mehr mit dem Level von vor 25 Jahren vergleichen, sagte sie. „Aber noch sind sie auf hohem Niveau, die Schulen haben Auswahl.“

Angesichts des hohen Durchschnittsalters der im Beruf stehenden Geburtshelferinnen sei das auch wichtig. „Ein Drittel der aktiven Hebammen ist 50 Jahre und älter“, so Wanierke. Angespannt ist die Nachwuchssituation bei Freiberuflerinnen nach Beobachtungen des Verbandes derzeit vor allem im Raum Saalfeld und Pößneck.

Nach den aktuellsten Zahlen des Statistischen Landesamtes waren Ende 2016 in Thüringen 514 Hebammen freiberuflich oder als Angestellte an Geburtskliniken tätig, 14 weniger als 2015. Die Zahl der Freiberuflerinnen sank in diesem Zeitraum von 305 auf 301, die der Klinikhebammen von 223 auf 213. Seit 2001, als landesweit 425 freiberufliche oder angestellte Geburtshelferinnen arbeiteten, war deren Zahl über Jahre hinweg gestiegen.

Auch die rot-rot-grüne Landesregierung hat die Mittel für eine bedarfsgerechte Versorgung mit Hebammenleistungen im Doppelhaushalt 2018/19 auf jeweils 500.000 Euro aufgestockt – das Zehnfache dessen, was 2017 zur Verfügung stand. Das Geld ist für flankierende Leistungen wie die Aus- und Fortbildung sowie eine zentrale Hebammen-Vermittlungsstelle für Schwangere gedacht.

Quelle: dpa, 5.5.2018

Rubrik: Regionales

Erscheinungsdatum: 14.05.2018