Frühgeburtlichkeit und Hirnentwicklung

Frühgeburten: So früh wie möglich Muttermilch

  • Möglichst früh und möglichst viel Muttermilch fördert das Gedeihen von Frühgeborenen und die langfristigen Entwicklungsperspektiven.

  • Frühgeborene, die im Vergleich zu anderen Babys in den ersten 28 Tagen mehr Muttermilch trinken, haben diverse Entwicklungsvorteile. ForscherInnen vom Brigham and Women's Hospital in Boston (USA) konnten zeigen, dass bestimmte Hirnbereiche größer waren, aber auch IQ, Erinnerungsvermögen, akademische Leistung und motorische Funktionen im Alter von sieben Jahren besser waren. „Schon auf der neonatalen Intensivstation sollten Frühgeborene Muttermilch trinken“, sagt die Erstautorin Mandy Brown Belfort vom Department of Newborn Medicine aus Brigham.

    Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher um Brown 180 Babys, die vor der 30. Schwangerschaftswoche geboren wurden oder bei der Geburt weniger als 1.250 Gramm wogen bis zu ihrem siebten Lebensjahr. Sie berechneten die Anzahl der Tage, an denen die Babys, die in den ersten 28 Tagen mehr beziehungsweise weniger als 50 Prozent ihrer Nahrung in Form von Muttermilch zu sich genommen hatten. Mittels Daten von Magnetresonanztomografie-Untersuchungen ermittelten die Autoren das Hirnvolumen. Diejenigen, die an mehr Tagen mehr als 50 Prozent Muttermilch erhielten, hatten ein größeres Volumen der tiefen grauen Kernsubstanz. Im Alter von sieben Jahren schnitten sie besser bei IQ-Tests ab, Arbeitsgedächtnisübungen und motorischen Fähigkeiten ab.

    „Viele Mütter von Frühgeborenen haben Schwierigkeiten, ihre Babys mit Muttermilch zu versorgen“, erklärt Brown. Sie müssten daher besonders dabei unterstützt werden. Muttermilch sei aber nur einer von vielen Faktoren, die die Entwicklung positiv beeinflussen. Die Studienergebnisse könnten durch das Engagement der Mütter bei der Kindererziehung verfälscht worden sein - dies hatten die Autoren nicht analysiert.

    (Belfort MB et al.: Breast Milk Feeding, Brain Development, and Neurocognitive Outcomes: A 7-Year Longitudinal Study in Infants Born at Less Than 30 Weeks' Gestation. The Journal of Pediatrics 2016. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.jpeds.2016.06.045/ aerzteblatt.de, 29.7. DHZ)

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 10.11.2016