Umfrage in Australien und Neuseeland

Führt Telemetrie zu mehr Bewegungsfreiheit unter der Geburt?

  • Werden unter der Geburt statt verkabelten Geräten drahtlose Telemetrie-Techniken eingesetzt, kann dies die Bewegungsfreiheit der Frau erhöhen. Doch manchmal wird wiederum die Technik zum Handicap.

  • Gebärende sollen sich während der Geburt möglichst frei bewegen können, weil physiologische Geburtsverläufe und positive Geburtserfahrungen darüber gefördert werden können. Obwohl hierfür eine Vielzahl an Evidenzen vorliegen, kommt es gerade bei komplexen Geburtsverläufen häufig zu einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit, wenn beispielsweise eine kabelgebundene kontinuierliche Betreuung während der Geburt erfolgt.

    Bereits seit dem Jahr 2003 stehen in Australien und Neuseeland drahtlose Telemetriegeräte zur Überwachung der kindlichen Herztöne zur Verfügung, jedoch wurde bislang nicht überprüft, wie diese in der klinischen Praxis angewendet werden. Zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 wurde jeweils ein Ansprechpartner beziehungsweise eine Ansprechpartnerin aus 208 öffentlichen und privaten Krankenhäuser in Australien und Neuseeland per E-Mail kontaktiert und zur Teilnahme an einer Online-Umfrage mit geschlossenen Fragen und der Möglichkeit zu einer Freitexteingabe eingeladen. Ziel war es, den Einsatz von Telemetrie-Geräten zu evaluieren.

    Die Rücklaufquote der Umfrage betrug 71 % (n=148). Die meisten Einrichtungen (87%) gaben an, mindestens ein drahtloses Telemetrie-Gerät zur Verfügung zu haben. Ein Hauptproblem bei ihrer Anwendung lag darin, vor allem bei Wassergeburten den Kontakt zu den kindlichen Herztönen beziehungsweise der mütterlichen Wehentätigkeit zu verlieren. Ein weiteres Hauptproblem umfasste die Frustration in Zusammenhang mit einem Verlust des Transducers, beispielsweise durch ein Einwickeln in Bettwäsche und den damit verbundenen Kosten der Wiederbeschaffung. Andere Probleme umfassten eine limitierte Batterielaufzeit und Probleme bei der Herztonüberwachung von Kindern adipöser Frauen.

    Die Hauptanwendung von Telemetrie-Geräten lag bei Gebärenden ohne eine Periduralanästhesie, die ihren Wunsch nach Bewegungsfreiheit während der Geburt zum Ausdruck brachten, Frauen mit einer vaginalen Geburt nach einer vorausgehenden Kaiserschnittentbindung und bei Gebärenden, wenn die Geburt eingeleitet wurde.

    Die Ergebnisse des Freitextes in der Umfrage zeigte drei relevante Themenkomplexe auf. »Telemetrie-Geräte für alle Gebärenden«, »Verlust des Kontakts zu den kindlichen Herztönen« und »Offenheit gegenüber neuen Technologien«. So teilte beispielsweise eine Leitende Hebamme ihre Vision: »Es wäre wunderbar, wäre für alle Gebärenden eine Telemetrieüberwachung verfügbar, wenn eine CTG-Überwachung erforderlich ist.« Die Praxiserfahrung zeigt aber auch, dass trotz Telemetrie die Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein kann: »Frauen werden oft aufgrund der Probleme in Zusammenhang mit dem Telemetrie-Gerät gebeten, sich in Positionen zu begeben, die sie eigentlich nicht eingenommen hätten«. Zudem zeigt die Umfrage den Wunsch nach einer Weiterentwicklung der derzeit verfügbaren technologischen Möglichkeiten auf: »Ich würde gürtellose Überwachungstechnologien begrüßen, da manche Gebärende trotz der Bewegungsfreiheit eine Einschränkung durch den Gürtel erleben.«

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass weitere Forschung erforderlich ist, um Hindernisse und Erleichterungen für die Bewegungsfreiheit und die freie Wahl der Gebärhaltung zu untersuchen.

    Quelle: Fox D et al.: The use of continuous foetal monitoring technologies that enable mobility in labour for women with complex pregnancies: A survey of Australian and New Zealand hospitals. Midwifery 2020. 93, 102887. https://doi.org/10.1016/j.midw.2020.102887 DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 19.01.2021