Fallbericht aus Saudi-Arabien

Gebärmuttervorfall am Geburtsbeginn

  • Eine Fallstudie aus Saudi-Arabien zeigt, wie ein Uterusprolaps sich in Schwangerschaft und Geburt auswirken und welche Folgen dies für den Geburtsmodus haben kann sowie für die Zeit der Rückbildung.

  • Ein Prolaps der Gebärmutter während der Schwangerschaft zählt zu den seltenen Notfällen der Geburtshilfe: Schätzungen umfassen, dass 1:10.000 bis 1:15.000 schwangere Frauen betroffen sind. Da sich bei einem Gebärmuttervorfall der Uterus in die Zervix oder Vagina verlagert, sowie die Zervix aus der Scheide herausragen kann, können antenatal, intrapartal oder postpartal schwerwiegende Probleme auftreten.

    Die Hauptursachen für einen Uterusprolaps sind weiche Strukturen des Beckenbodens sowie des mütterlichen Bindegewebes, welche in Zusammenhang zum Alter der Frau, einer vorausgehenden vaginal-operativen Entbindung, Rauchen oder mehreren vorausgehenden Geburten stehen kann.

    Tritt ein Gebärmuttervorfall während der Schwangerschaft auf, wird meist eine konservative Behandlung mit Bettruhe in Trendelenburg-Position (Schräglagerung in Rückenlage, wobei das Becken leicht erhöht über dem Kopf liegt) mit ergänzender Pessarunterstützung empfohlen, wobei diese Empfehlung individuell überprüft und abhängig vom Schweregrad des Prolaps und Gestationsalters angepasst werden sollte. Kürzlich wurde ein Fallbericht eines Gebärmuttervorfalls am Termin aus Saudi-Arabien veröffentlicht.

     

    Fallbericht

     

    Eine 30-jährige Drittgebärende stellte sich in der 38+0 SSW mit einem Uterusprolaps III. Grades mit einer 3 cm dicken ödematösen Zervix und vorzeitigem Blasensprung (Abgang von klarem Fruchtwasser) in der Geburtsklinik vor. Ihr erstes Kind (4.000 g) wurde vaginal-operativ (Forzeps) und ihr zweites Kind (3.800 g) vaginal ein Jahr zuvor geboren. Die Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind war ungeplant und verlief ohne regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Bei der Aufnahme in die Geburtsklinik waren äußerlich Kontraktionen tastbar.

    Vier Stunden nach der Aufnahme hatte die Drittgebärende vier Kontraktionen in zehn Minuten, jedoch ohne eine veränderte Eröffnung der Zervix. Diese wurde jedoch zunehmend ödematös.

    Nach Rücksprache in einem multidisziplinären Team und mit der Gebärenden wurde aufgrund der Verschlechterung des Uterusprolaps und des protrahierten Geburtsverlaufs die Entscheidung für den Entbindungsmodus einer Sectio Caesarea getroffen. Ein 3.400 g schweres Mädchen wurde ohne weitere geburtshilfliche Komplikationen entwickelt.

    Direkt nach der Operation zeigte sich eine signifikante Reduktion des Uterusprolaps. Der frühe Wochenbettverlauf war unauffällig. Der Uterusprolaps bildete sich weiter zurück und die Mutter wurde am dritten Tag post partum entlassen. Die Vorstellung sechs Wochen nach der Geburt war unauffällig. Ihr wurde geraten, Beckenbodentraining durchzuführen und sich bei erneut auftretenden Problemen wieder vorzustellen.

     

    Diskussion

     

    Die Autor:innen zeigen anhand ihres Fallberichtes einen seltenen geburtshilflichen Notfall und das durchgeführte Management auf. Der Entbindungsmodus der Sectio Caesarea wird in den meisten dieser Notfälle empfohlen, wobei auch eine Spontangeburt in individuellen Fällen möglich ist. Die Nachbetreuung wird als wichtig erachtet, auch wenn viele Frauen nach einem einmaligen Auftreten eines Uterusprolaps, wie im Fallbericht beschrieben, eine spontane Rückbildung erleben.

     

    Schlussfolgerung

     

    Die Autor:innen empfehlen, das Bewusstsein hinsichtlich eines möglicherweise auftretenden geburtshilflichen Notfalls im Zusammenhang mit einem Uterusprolaps während der Schwangerschaft und während der Geburt zu schärfen: Ein protrahierter Geburtsverlauf mit einer fehlenden Eröffnung der Zervix erfordert bei Wehentätigkeit und ausbleibender Zervixeröffnung einen Kaiserschnitt.

    Hinweis: Die Fotos zur Fallgeschichte finden sich im unten stehenden Link zur Studie. Letztere ist in der Volltextversion lesbar.

    Quelle: Ba'Abbad, L., Turki, M., Aldossary, G., Elzewawi, N., & Saleem, H. A. (2023). Uterine prolapse in a term pregnancy: A case report. Case reports in women's health, 41, e00578. https://doi.org/10.1016/j.crwh.2023.e00578 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 22.01.2024