Registerstudie aus Norwegen

Geburtseinleitung als stärkster Risikofaktor für eine komplette Uterusruptur

  • Die Einleitung der Geburt, schwere Blutungen bei einer vorausgegangenen Sectio und ein Geburtenabstand unter 16 Monaten sind bedeutende Risikofaktoren für eine komplette Uterusruptur.

  • Komplette Uterusrupturen gehören zu den seltenen peripartalen Ereignissen, enden aber oft in einer Katastrophe für die Frau. Als komplette Uterusruptur gilt, wenn alle Schichten des Uterus inklusive der Membranen und Schleimhaut gerissen sind. Weil sie so selten sind, ist das Wissen über die Risikofaktoren nicht sehr präsent und die Studien dazu sind häufig entsprechend klein. Außerdem werden immer die internationalen Diagnostik-Codes verwendet (ICD), die zu einer Vereinheitlichung führen, bei der die wirklich schweren Fälle von den weniger schweren nicht mehr zu unterscheiden sind

    Es besteht die Vermutung, dass komplette Uterusrupturen durch die steigende Zahl der Sectiones auf dem Vormarsch sind. Um diese These zu untersuchen, wurden aus dem norwegischen Geburtenregister und aus dem Patienten-Administrationssystem alle Daten von 1967 bis 2008 herausgesucht. Dafür wurden 1.317.967 Datensätze von Frauen ohne frühere Sectio und 57.859 mit Status nach Sectio verwendet. Dabei wurde nach Risikofaktoren wie demografischen Einflüssen, Schwangerschaftszahlen und Wehen geschaut.

    Bei den Frauen ohne Status nach Sectio wurden 51 komplette Rupturen beobachtet (0,38 :10.000) und bei den Frauen mit Status nach Sectio wurden 122 Fälle (21,1:10.000) gefunden.

    Der deutlichste Risikofaktor war die Geburtseinleitung mit Prostaglandinen und Oxytocin im Vergleich zu den Frauen ohne Geburtseinleitung, sowohl bei den Frauen mit (OR 16,1) und ohne vorherige Sectio (OR 48,0).

    Weitere signifikante Risikofaktoren waren die Wehenstimulation mit Oxytocin im Geburtsverlauf bei den Frauen mit (OR 4,4) und ohne vorherige Sectio (OR 22,5) und vorhergegangene Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftstrimester. Nach einer vorausgegangenen Sectio war das Risiko für eine komplette Ruptur dann besonders hoch, wenn das nächste Kind innerhalb der kommenden 16 Monate nach der Sectio geboren wurde (OR 2,3) und wenn die vorausgegangene Sectio mit schweren Blutungen einherging (OR 5,6).

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einleitung mit Prostaglandinen und Oxytocin und der Oxytocintropf als Unterstützung die größten Risikofaktoren für die komplette Uterusruptur darstellen, sowohl bei Frauen mit als auch bei Frauen ohne vorhergegangene Sectio. Schwere Blutungen bei einer vorhergegangenen Sectio und ein Geburtenabstand unter 16 Monaten sind weitere bedeutende Risikofaktoren für die komplette Uterusruptur.

    (Iqbal Al-Zirqi et al. Risk Factors for Complete Uterine Rupture. AJOG. Oktober 2016. http://www.ajog.org/article/S0002-9378(16)30912-7/abstract)

     

     

     

     

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 08.11.2016