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Gewaltschutz für geflüchtete Frauen muss umfassend umgesetzt werden

Wegen dutzender Corona-Fälle steht seit Anfang April in Euskirchen die erste Landesunterkunft für Geflüchtete in Nordrhein-Westfalen unter Quarantäne. In mehreren Bundesländern wurden bereits ähnliche oder weitergehende Maßnahmen für andere Geflüchtetenunterkünfte getroffen. medica mondiale befürchtet, dass geflüchtete Frauen in den überfüllten Unterkünften damit mehr denn je von Gewalt bedroht sind. 

In Krisen nimmt Gewalt typischerweise zu, auch als Folge von Stress und Ängsten, wie sie aktuell durch die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen vorhanden sind. Dies gilt umso mehr für Menschen, die sich bereits in einer Ausnahmesituation befinden. „Bereits vor Ausbruch des Corona-Virus waren die Frauen in den vollen Unterkünften gewaltsamen Übergriffen, darunter auch sexualisierter Gewalt, ausgesetzt. Trotzdem wurde das Thema Gewaltschutz in den Flüchtlingsunterkünften nur schleppend angegangen“, so Jessica Mosbahi, Referentin für Politik und Menschenrechte bei medica mondiale. „Fortbildungen des Personals zu sexualisierter Gewalt und einem gender- und traumasensiblen Arbeitsansatz sind bis heute nicht institutionalisiert. Und das, obwohl die verbindliche Istanbul-Konvention den Schutz geflüchteter Frauen vor Gewalt ausdrücklich einfordert.“

„Gewaltschutzkonzepte müssen endlich umfassend umgesetzt werden. Alle Maßnahmen zur Eindämmung von Corona in den Unterkünften sollten auch die besondere Situation geflüchteter Frauen sowie ihre Bedarfe in den Blick nehmen“, sagt Mosbahi. „Die Bundesregierung begründet ihre Schutzmaßnahmen mit der Bitte um Solidarität und gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Doch auch geflüchtete Menschen sind Teil unserer Gesellschaft – ob in deutschen Unterkünften oder auf den griechischen Inseln. Hier gilt es deutlich zu machen, dass unsere Solidarität und damit auch der Schutz vor dem Corona-Virus auch für sie gelten muss.“

Quelle: medica mondiale, 7.4.2020

Rubrik: Covid-19

Erscheinungsdatum: 09.04.2020