Prospektive Kohortenstudie aus Irland

Hat die Entscheidung zur PDA Folgen für den Geburtsverlauf?

  • Eine PDA bei der Geburt ist nicht ohne Folgen für den weiteren Geburtsverlauf und das Outcome. Das gilt es bei einer informierten Entscheidung zu bedenken.

  • Die Verwendung einer Periduralanästhesie (PDA) unter der Geburt wird in der Literatur kontrovers diskutiert: Zum einen gilt die Anwendung einer PDA als sichere und effektive Methode der Schmerzlinderung unter der Geburt, zu der positive Erfahrungen von Frauen vorliegen. Zum anderen liegen Evidenzen vor, die negative geburtshilfliche und neonatale Outcomeparamter aufzeigen und mit schlechten Erfahrungen bei der Mutter einhergehen. Die vorliegende prospektive Kohortenstudie wurde somit im Kontext der kontroversen Literatur und notwendigen weiteren Forschung durchgeführt.

    Das Ziel lag darin, geburtshilfliche und neonatale Outcome-Parameter unter erstgebärenden Frauen zu vergleichen, die sich entweder für oder gegen eine PDA zur Schmerzlinderung entschieden hatten. Eingeschlossen wurden nach verschiedenen Auswahlverfahren 1.221 erstgebärende Frauen aus zwei irischen Kliniken, die entweder vaginal oder per Notsectio geboren hatten. Es bleibt unklar, ob unter dem verwendeten Begriff der „emergency CS“ auch sekundäre Sectio-Entbindungen erfasst wurden. Alle Daten wurden retrospektiv im Rahmen der „Maternal Morbidity in Ireland -Studie“ erhoben, die zum Ziel hatte, gesundheitliche Probleme erstgebärender Frauen im ersten Lebensjahr zu evaluieren.

    Problematisch an diesem Vorgehen war, dass anhand der vorliegenden Daten zum Teil relevante Aspekte hinsichtlich der Forschungsfrage dieser Studie zur PDA nur oberflächlich beantwortet werden konnten. So bleibt beispielsweise unklar, ob es sich bei einer Oxytocinunterstützung während der Geburt um eine einleitende oder unterstützende Maßnahme während der Geburt handelt. Im Bewusstsein dieser Limitierungen wurde eine multinominale Regressionsanalyse mit dem Fokus auf geburtshilfliche und neonatale Outcome-Parameter durchgeführt.

    In der vorliegenden Studie hatten 35 % der Studienteilnehmerinnen (n=424) eine spontane vaginale Geburt, 39 % (n=480) eine vaginal-operative Geburt und 26 % (n=317) einen Notfallkaiserschnitt. Unter den gebärenden Frauen nach vaginaler oder vaginal-operativer Geburt hatten sich 72 % für eine PDA entschieden. Die Ergebnisse zeigen auf, dass in der untersuchten Kohorte die Entscheidung für oder gegen die Verwendung einer PDA entscheidende Konsequenzen auf den Geburtsverlauf hatte. So stand die Verwendung einer PDA mit zeitlichen Aspekten in Zusammenhang: Frauen hatten nach der Verwendung einer PDA eine durchschnittlich verlängerte ersten und/oder zweiten Geburtsphase. Die Wahrscheinlichkeit für eine Oxytocinunterstützung während der Geburt war höher und Frauen erhielten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Laufe der Geburt eine antibiotische Behandlung. Gleichzeitig berichteten Frauen von ihrer Zufriedenheit aufgrund der erlebten Autonomie im Umgang mit Schmerzen während der Geburt. Das Stillverhalten von Frauen unterschied sich während ihres Aufenthalts im Krankenhaus nicht, jedoch drei Monate nach der Geburt. Zu diesem Zeitpunkt stillten Frauen nach Verwendung einer PDA nur noch halb so häufig wie Frauen, die sich gegen die Verwendung einer PDA während der Geburt entschieden hatten. Es wurden keine Unterschiede hinsichtlich neonataler Outcome-Parameter festgestellt.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass geburtshilfliche Konsequenzen mit der Entscheidung für oder gegen die Verwendung einer PDA einhergehen. Diese sollten im Rahmen einer evidenzbasierten Betreuung mit den Frauen besprochen werden, um ihnen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.

    Quelle: Newnham EC, Moran PS, Begley CM, Carroll M, Daly D: Comparison of labour and birth outcomes between nulliparous women who used epidural analgesia in labour and those who did not: A prospective cohort study. Women Birth 2020. DOI:https://doi.org/10.1016/j.wombi.2020.09.001 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 15.10.2020