Maternale Mortalität

Jeden mütterlichen Todesfall registrieren

  • Jeder mütterliche Todesfall muss erfasst werden, um Strategien zur Vermeidung zu etablieren.

  • Bisher gibt es noch keine internationalen Leitlinien, wie mütterliche Todesfälle gemäß der ICD-10, der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, gemeldet werden müssen. Gemäß der ICD-9- und ICD-10-Definition liegt ein maternaler Todesfall vor, wenn der Tod in der Schwangerschaft oder bis 42 Tage post partum eintritt, unabhängig von der Dauer und dem Verlauf der Schwangerschaft. Direkte und indirekte Ursachen gehören dazu, Unfälle und zufällige Ursachen aber nicht.

    Ein direkter maternaler Todesfall wird durch Komplikationen der Schwangerschaft, der Geburt oder im Wochenbett beziehungsweise bei der Behandlung derselben ausgelöst. Der indirekte maternale Todesfall wird durch vorbestehende oder sich in der Schwangerschaft entwickelnde Krankheiten bedingt, die sich durch den physiologischen Verlauf der Schwangerschaft verschlimmern. Als später maternaler Todesfall gilt ein Ableben ab 43 bis 364 Tage nach Beendigung der Schwangerschaft.

    Annika Esscher, Frauenärztin an der Universität Uppsala, und ihr Team haben sich die mütterlichen Todesfälle in Schweden genau angesehen und festgestellt, dass sie in verschiedenen Registern auftauchen, aber nur 64 Prozent an die WHO gemeldet wurden. Da jeder maternale Todesfall aber eine große Bedeutung für die Entwicklung von Strategien zur Vermeidung hat, ist es wichtig, alle Zahlen zu erfassen. Nachdem sie das nationale Patientenregister, das Geburtenregister, das nationale Sterberegister und das Kapitel Todesfälle nach Ursachen im Sterberegister untersucht hatten, kamen 123 statt der 73 an die WHO gemeldeten und damit offiziellen maternalen Todesfälle ans Tageslicht. Davon waren 69 direkt schwangerschafts- oder geburtsbedingt und 54 indirekt. Außerdem wurden ein später maternaler Todesfall, zwölf Unfälle, elf Suizide, ein Tod nach häuslicher Gewalt und drei ungeklärte Todesfälle registriert. Damit liegt die maternale Mortalität in Schweden nicht bei 5 auf 10.000 sondern bei 7 auf 10.000 Geburten (weltweit 216 : 10.000).

    In Ländern mit hohem Lebensstandard ist die mütterliche Mortalität niedrig. Das Risiko, dass bestehende Gefahren für Mütter unterschätzt werden, ist daher hoch. Deshalb ist es wichtig, sich die genauen Umstände des Todes jeder dieser Mütter anzusehen, um Maßnahmen zur Verbesserung der Betreuung genau dieser Frauen zu erreichen.

    Anmerkung: Es wäre spannend zu erfahren, wie in Deutschland diese Zahlen erhoben werden. Durch das föderale System, ist diese Begutachtung, eventuelle Obduktion und Meldung Angelegenheit der einzelnen Bundesländer.

    (Esscher A et al. Maternal mortality in Sweden 1988-2007. How many death were there, actually? Posterpräsentation NJF Congress Göteborg 2016/DHZ)

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 14.06.2016