Niederlande

Low-risk isn’t no-risk

  • Bei Low-risk-Schwangeren mit einem geringen Einkommen kann es aufgrund weiterer Risiken sinnvoll sein, sie ärztlich zu überwachen. Dies ist in den Niederlanden für diese Gruppe bislang nicht vorgesehen.

  • Eine geburtshilfliche Grundsatzregel in den Niederlanden besagt, dass als low-risk eingestufte Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche von ÄrztInnen begleitet werden und Geburten um den errechneten Termin nur von Hebammen – ohne ärztliche Überwachung. Dies führt für die Mütter und Kinder zu einem Ungleichgewicht in der Wahrscheinlichkeit, medizinische Eingriffe zu bekommen, die nur ÄrztInnen durchführen dürfen.

    In einer Studie wurden die Auswirkungen perinataler Interventionen auf Neugeborene einkommensschwacher Eltern untersucht, die als risikoarm eingestuft wurden. Kinder, die kurz vor der 37 + 0. Schwangerschaftswoche geboren wurden, starben signifikant seltener als Neugeborene, die wenig später geboren wurden.

    Die erhobenen Daten deuten darauf hin, dass die ärztliche Überwachung der Geburt die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Ereignissen wie fetaler Belastung oder Notfall-Kaiserschnitt reduziert. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem einkommensschwache Frauen von einer besseren medizinischen Versorgung profitieren, auch wenn keine expliziten Risikofaktoren in der Schwangerschaft erkannt wurden. Eine grobe Überschlagsrechnung ergab, dass diese zusätzliche Versorgung für Low-risk-Schwangere mit niedrigerem Einkommen aus ökonomischer Sicht kostengünstiger ist als die spätere Notfallbehandlung.

    Quelle: Daysal NM, Trandafir M, van Ewijk R: Low-risk isn’t no-risk: Perinatal treatments and the health of low-income newborns. Journ. of Health Economics 2019. 64(1) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167629617305313 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 19.07.2019