Max-Planck-Institut

Macht das erste Kind unglücklich?

  • Mit dem ersten Kind wird alles anders - viele Väter und Mütter sind nach der anfänglichen Euphorie allerdings ernüchtert.

  • Elterliche Glückseinbußen nach der ersten Geburt helfen zu erklären, warum viele ihren Wunsch nach zwei Kindern nicht umsetzen. Je unzufriedener Eltern mit ihrem Leben unmittelbar nach der Geburt des ersten Kindes werden, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie noch ein zweites Kind bekommen. Dies belegt eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock nun erstmals für Deutschland. Der Effekt ist besonders stark für ältere und gebildetere Mütter und Väter. Dass Eltern durch die Geburt ihres ersten Kindes zumindest zunächst unglücklicher werden, wird öffentlich selten thematisiert. Dabei zeigt sich nun, dass es Fälle gibt, in denen die Unzufriedenheit im Jahr nach der ersten Geburt sogar stärker ausfällt als etwa bei Arbeitslosigkeit, Scheidung oder dem Tod des Partners. Das berichtet Mikko Myrskylä, Demograf und neuer Direktor des MPIDR, zusammen mit Rachel Margolis vom Institut für Soziologie an der University of Western Ontario jetzt im Wissenschaftsjournal Demography.

    Um untersuchen zu können, wie das erste Kind das Lebensgefühl der Eltern beeinträchtigt, nutzen die Forscher deren Selbsteinschätzung aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Jedes Jahr bewerteten die etwa 20.000 Teilnehmer der Erhebung ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn (maximal zufrieden). Im Durchschnitt gaben Mütter und Väter an, im ersten Jahr ihrer Elternschaft um 1,4 Einheiten weniger glücklicher zu sein als während der zwei Jahre davor. Nur knapp 30 Prozent der Studienteilnehmer beschrieben gar keinen Verlust an Zufriedenheit. Über ein Drittel empfindet sogar ein Minus von zwei oder mehr Glückseinheiten. Unter hundert Eltern, die ein Minus von drei oder mehr Glückseinheiten beschrieben, bekamen nur 58 innerhalb eines Jahrzehnts ein zweites Kind.

    (Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., 26.10.2015; Deutsche Liga für das Kind, 28.10.2015)

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 16.11.2015