NICE-Guideline NG235

Nicht-pharmakologische Mittel gegen Wehenschmerzen

  • Die mehrfache sub- oder intrakutane Injektion von sterilem Wasser an den Eckpunkten der Michaelisraute wird zur Reduktion von Wehenschmerzen empfohlen.

  • Handlungsempfehlungen für die evidenzbasierte Betreuung Gebärender werden in Großbritannien durch das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) veröffentlicht. Seit September 2023 liegt eine aktualisierte Publikation vor. Im Vergleich zur Vorgängerversion enthält die aktualisierte Publikation veränderte Empfehlungen und 15 aktuelle Evidence-Reviews zu ausgewählten Themen.

    Zu den Empfehlungen zu nicht-pharmakologischen Schmerzmitteln im Umgang mit Wehenschmerzen während der Geburt werden im Vergleich zur Vorgängerversion veränderte Empfehlungen ausgesprochen, denen ein aktuelles Evidence-Review zum Thema Injektion von sterilem Wasser zur Behandlung von Rückenschmerzen zugrundeliegt.

    Der gesamte Themenkomplex zum Umgang mit Wehenschmerzen umfasst in den aktuellen NICE-Guidelines (NG235) die eigenen Einstellungen zum Thema Schmerz und Schmerzlinderung während der Geburt zu reflektieren (Empfehlungen 1.6.1–1.6.2), den Einsatz nicht-pharmakologischer Strategien der Schmerzlinderung (Empfehlungen 1.6.3–1.6.12), Injektionen von sterilem Wasser bei Wehenschmerzen im Rückenbereich (Empfehlungen 1.6.13–1.6.15), Inhalationsnarkose (Empfehlung 1.6.16), pharmakologische Schmerzmittel (Empfehlungen 1.6.17–1.6.23) sowie Regionalanästhesie (Empfehlungen 1.6.24–1.6.42).

     

    Reflexion der eigenen Einstellung zum Thema Wehenschmerz

     

    Alle Betreuungspersonen sollten ihre eigenen Einstellungen und inneren Überzeugungen zum Thema Wehenschmerz reflektieren und sich versichern, dass diese mit denen der Gebärenden übereinstimmen. Der kulturelle Hintergrund und die Überzeugungen der Gebärenden sollte dabei berücksichtigt werden, die verbal und non-verbal zum Ausdruck gebracht werden können.

     

    Nicht-pharmakologische Strategien der Schmerzlinderung

     

    Verschiedene nicht-pharmakologische Strategien zur Schmerzlinderung werden ausgesprochen:

    • Ermutige die Gebärende zum Einsatz von Atemübungen.
    • Informiere darüber: Baden, Duschen und Massagen können den Wehenschmerz während der Latenzphase reduzieren.
    • Biete zur Schmerzlinderung während der Latenzphase nicht an: Aromatherapie, Yoga, Akupunktur. Wünscht die Gebärende jedoch eine dieser Techniken, unterstütze sie in der Umsetzung ihrer Entscheidungen.
    • Wählt eine Gebärende den Einsatz von Atem- und Entspannungsübungen während der Geburt, unterstütze sie in der Umsetzung ihrer Entscheidungen.
    • Entscheidet sich eine Gebärende für den Einsatz von Massagetechniken während der Geburt, unterstütze sie in der Umsetzung ihrer Entscheidungen.
    • Biete während der Geburt nicht an: Akupunktur, Akupressur oder Hypnose. Wünscht eine Gebärende den Einsatz, unterstütze sie in der Umsetzung ihrer Entscheidungen.
    • Unterstütze den Einsatz von Musik nach den Wünschen der Gebärenden.
    • Biete der Gebärenden ein Entspannungsbad während der Geburt an. Überwache dabei die Temperatur der Gebärenden und der Wassertemperatur stündlich. Die Wassertemperatur sollte 37,5 Grad nicht übersteigen.

     

    Injektionen von sterilem Wasser bei Wehenschmerzen im Rückenbereich

     

    Bei Wehenschmerzen im Rückenbereich soll die Injektion von sterilem Wasser angeboten werden. Dies gilt als nicht-pharmakologische und unbedenkliche Möglichkeit, das Gebären zu erleichtern. Die Behandlung von Wehenschmerzen im Rückenbereich durch die Injektion von sterilem Wasser kann dabei intra-/ oder subkutan im Bereich der vier Eckpunkte der Michaelisraute erfolgen (Empfehlungen 1.6.13 ff., siehe Abbildung). Empfohlen werden hierbei die Injektion von 0,1 ml sterilem Wasser pro Behandlungspunkt bei Verwendung der intrakutanen Injektionstechnik sowie 0,5 ml sterilem Wasser pro Behandlungspunkt bei Verwendung der subkutanen Injektionstechnik (Empfehlung 1.6.15).

    Die Behandlung ist am effektivsten, wenn sie häufig wiederholt wird. Weitere Informationen finden sich hierzu in Evidence-Review C: Injektionen mit sterilem Wasser (NICE, 2023a)

     

    Auf einen Blick

     

    Frauen sollten bereits während der Schwangerschaft über die verschiedenen Möglichkeiten der Schmerzlinderung von Wehenschmerzen informiert werden. Während der Geburt sollten manche nicht-pharmakologischen Methoden zur Schmerzlinderung angeboten, andere Methoden nur auf Wunsch der Gebärenden selbst unterstützend durchgeführt werden.

    Die mehrfache sub- oder intrakutane Injektion von sterilem Wasser an den Eckpunkten der Michaelisraute wird empfohlen. Zeigen die nicht-pharmakologischen Methoden zur Schmerzlinderung keinen Erfolg, sollten Inhalationsnarkose, pharmakologische Schmerzmittel sowie die Regionalanästhesie angeboten werden.

    NICE. (2023). National Institute for Health and Care Excellence. Intrapartum Care (C) Evidence reviews for sterile water injections. NICE Guideline NG 235. September 2023. https://www.nice.org.uk/guidance/ng235/evidence/c-sterile-water-injections-pdf-13186672960 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 01.11.2023