Randomisiert-kontrollierte Multicenter-Studie aus Australien

Quaddeln gegen Wehenschmerzen an zwei oder vier Injektionspunkten?

  • Eine intradermale Injektion geringer Mengen sterilen Wassers im Bereich der Michaelis-Raute wird unter der Geburt als analgetische Methode diskutiert. Sind vier Injektionspunkte besser als zwei?

  • Quaddeln wird als intradermale Injektion geringer Mengen sterilen Wassers im Bereich der Michaelis-Raute unter der Geburt als analgetische Methode diskutiert. So zeigte eine vorausgehende Placebo-kontrollierte Studie der Autor:innen die Sicherheit und Effektivität einer Behandlung von Wehenschmerzen durch die Injektion von sterilem Wasser auf. Hierbei blieb jedoch unklar, ob die Durchführung der intradermalen Injektion sterilen Wassers an zwei oder vier Injektionspunkten einen höheren analgetischen Nutzen für die Gebärende mit sich bringt.

    Durchgeführt wurde hierzu eine randomisiert-kontrollierte Studie in Australien unter 238 Gebärenden. Gebärende der Studiengruppe (n=119) erhielte eine intradermale Injektion von 0,1-0,3 ml sterilen Wassers an zwei Injektionspunkten. Gebärende der Kontrollgruppe (n=119) erhielte eine intradermale Injektion von 0,1-0,3 ml sterilen Wassers an vier Injektionspunkten. Die tatsächliche Menge sterilen Wassers wurde individuell bestimmt, indem dir Größe der gesetzten Quaddel im Einzelfall beurteilt wurde.

    Das Quaddeln erfolgte bei Gebärenden der Studiengruppe intradermal an den beiden seitlichen Punkten der Michaelisraute (A) und bei Gebärenden der Kontrollgruppe an diesen Punkten sowie zwei weiteren Punkten, die 3 cm unterhalb und jeweils 1 cm weiter innen lagen. Jeweils zwei Hebammen beurteilten die Auswahl der Punkte und führten die Injektionen durch.

    Evaluiert wurden als primäre Endpunkte der wahrgenommene Schmerz direkt vor und 30 Minuten nach durchgeführter Behandlung. Falls das Kind noch nicht geboren war, wurden auch nach 60, 90 und 120 Minuten die mütterlichen Schmerzen anhand der visuellen Analogskala erhoben. Diese Analogskala wurde auf 100 mm abgebildet und reichte von 0 (keine Schmerzen) bis 100 (schlimmste vorstellbare Schmerzen).

    Es zeigten sich keine signifikanten, sondern nur geringe Unterschiede in Bezug auf die Schmerzwahrnehmung zwischen den beiden Gruppen nach 30 Minuten. Durchschnittlich sank die Wahrnehmung der Wehenschmerzen um 46,8 mm auf der visuellen Analogskala. Lediglich zum Zeitpunkt 90 Minuten nach dem Quaddeln zeigte sich eine statistisch signifikante Schmerzlinderung bei Frauen der Kontrollgruppe.

    Sowohl in der Studien- als auch der Kontrollgruppe wurde bei über 75 % der Teilnehmerinnen eine Schmerzlinderung um mindestens 30 % erreicht. Nach vier Injektionen zeigte sich eine längere Wirkungsdauer des analgetischen Effekts aufgrund des Quaddelns: Stärke und Dauer der Analgesie wurden nach vier Injektionen höher als nach zwei Injektionen wahrgenommen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass vier Injektionen mit sterilem Wasser als Quaddeltechnik empfohlen werden können. Jedoch bewirken bereits zwei Injektionen eine Schmerzlinderung und werden als geeignet erachtet, wenn vier Injektionen nicht möglich oder von der Gebärenden nicht gewünscht werden.

    Quelle: Lee, N., Leiser, B., Halter-Wehrli, Y., Martensson, L. B., Gao, Y. & Kildea, S. (2022). A comparison of two versus four sterile water injections for the relief of back pain in labour: A multicentre randomised equivalence trial. Women Birth. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.02.002 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 06.04.2022