Retrospektive Kohortenstudie aus Kanada

Niedrigere Re-Sectio-Raten bei geplanter Hausgeburt

  • Im Rahmen einer kanadischen Studie hatten 70 % der Frauen in der Gruppe der Krankenhaus-VBAC eine erfolgreiche vaginale Geburt im Vergleich zu 85,9 % in der Gruppe der Hausgeburt-VBAC.

  • In Kanada beträgt der Anteil an Hausgeburten 1,13 % aller Geburten und ist zwischen 2004 und 2016 um 77 % angestiegen. Hebammen der kanadischen Provinz British Columbia betreuen Frauen im Caseload-Modell und bieten sowohl Haus- als auch Klinikgeburten an. Die Zunahme der Hausgeburten beruht auch darauf, dass Gebärende nach einem vorausgegangenen Kaiserschnitt die Option einer Hausgeburt abwägen.

    Die vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt (Vaginal birth after caesarean section/VBAC) geht mit einem erhöhten Risiko geburtshilflicher Komplikationen während der Geburt einher. So ist aufgrund der Narbe im Uterus beispielsweise das Risiko einer Ruptur erhöht.

    Das Ziel einer retrospektiven Kohortenstudie aus British Columbia bestand darin, geburtshilfliche Outcome-Parameter zu untersuchen. Eingeschlossen wurden jene Frauen, die sich nach mindestens einem vorausgehenden Kaiserschnitt bei der Folgegeburt für eine vaginale Geburt in einer geburtshilflichen Klinik oder zu Hause entschieden. Hierzu wurden Daten der British Columbia Perinatal Data Registry mit jährlich circa 45.000 Geburten ausgewertet. Eingeschlossen wurden alle 4.741 Frauen, die zwischen April 2000 und März 2017 nach mindestens einem Kaiserschnitt ein weiteres Kind vaginal geboren hatten und durch Hebammen betreut wurden. Davon entschieden sich 4.180 Frauen für eine vaginale Folgegeburt in einer geburtshilflichen Klinik (Krankenhaus-VBAC) und 561 für eine vaginale Geburt zu Hause (Hausgeburts-VBAC). Die Zugangsvoraussetzungen für eine VBAC umfassten, dass das Kind in Schädellage lag und der vorausgehende Kaiserschnitt unkompliziert mit Querschnitt durchgeführt wurde.

    Die Ergebnisse zeigten, dass 70 % der Frauen in der Gruppe der Krankenhaus-VBAC eine erfolgreiche vaginale Geburt im Vergleich zu 85,9 % in der Gruppe der Hausgeburt-VBAC hatten. Somit ging die geplante Hausgeburts-VBAC mit einem signifikant geringeren Risiko für eine weitere Sectio einher als bei einer geplanten Klinikgeburt. Das Risiko lag in der Hausgeburts-VBAC-Gruppe um mehr als ein Drittel niedriger (39 %) als in der Vergleichsgruppe der Krankenhaus-VBAC.

    Schwere geburtshilfliche Komplikationen traten in beiden Vergleichsgruppen selten auf. Es konnten keine statistischen Zusammenhänge zwischen dem geplanten Geburtsort und dem Auftreten schwerer geburtshilflicher Komplikationen wie einer Uterusruptur oder einer postpartalen Blutung aufgezeigt werden. Es trat in beiden Vergleichsgruppen kein mütterlicher Todesfall auf. Die Autor:innen weisen in diesem Zusammenhang jedoch auf die geringe Teilnehmerinnenanzahl hin, die zu statistischen Verzerrungen geführt haben könnten. Insgesamt waren Frauen der Hausgeburts-VBAC Gruppe seltener vor der Schwangerschaft adipös (BMI>30), hatten seltener gesundheitliche Vorerkrankungen oder Komplikationen während der Schwangerschaft. Von allen Frauen, die eine Hausgeburts-VBAC planten, brachten 70,4 % ihr Kind zu Hause und 29,6 % in der Klinik zur Welt. Aus kindlicher Sicht trat in der Gruppe der Hausgeburts-VBAC signifikant seltener eine neonatale Mortalität oder neonatale Morbidität auf.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass eine Hausgeburts-VBAC bei professioneller Hebammenbetreuung zu signifikant weniger Folgekaiserschnitten führte als bei Frauen der Vergleichsgruppe, die Studienergebnisse jedoch aufgrund fehlender statistischer Aussagekraft unter Vorbehalt interpretiert werden sollten. Sie empfehlen, die Studienergebnisse Frauen zugänglich zu machen, damit diese informiert entscheiden können.

    Quelle: Bayrampour H et al.: Perinatal outcomes of planned home birth after cesarean and planned hospital vaginal birth after cesarean at term gestation in British Columbia, Canada: A retrospective population-based cohort study. Birth 2021. DOI: 10.1111/birt.12539 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 28.07.2021