Schmerzen bei der Wunschsectio werden häufig unterschätzt
Geburtsangst und -schmerz scheinen bei einer Wunschsectio nicht zu korrelieren. Doch insgesamt werden die Schmerzen von Geburtshelfer:innen und Anästhesist:innen unterschätzt.
Eine Sectio caesarea auf Wunsch der Gebärenden wird häufig mit einer Spinalanästhesie durchgeführt. Sie gilt als Goldstandard, weil die Frau ihr Kind bereits während der Sectio sehen und eine gute postoperative Schmerzlinderung gewährleistet werden kann. Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Eine weitere mögliche Komplikation kann das Auftreten intraoperativer Schmerzen trotz vorhandener Spinalanästhesie sein. Bislang ist wenig bekannt, wie sich präoperative Angst auf den subjektiv empfunden Schmerz bei einer Sectio auswirkt. Treten intraoperative Schmerzen häufiger bei Frauen auf, die schon vor der Sectio Ängste haben?
Hierzu wurde eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden 193 Teilnehmerinnen, die sich für eine Wunschsectio entschieden hatten und eine Spinalanästhesie erhielten. Am Operationstag wurde die präoperative Angst anhand einer 10-stufigen Angstskala erhoben, die von 0 (keine Angst) bis 10 (sehr starke Angst) reichte.
Nach der Wunschsectio wurde das Schmerzlevel über verschiedene Schmerzskalen evaluiert. Diese Daten zu intraoperativ erlebten Schmerzen wurden direkt nach der Sectio erhoben. Zudem wurden sowohl Gynäkolog:innen als auch Anästhesist:innen nach ihrer Einschätzung gefragt, wie sie den intraoperativen Schmerz der Frau einschätzten.
Intraoperative Schmerzen traten bei 11,9 % (n=23) der Teilnehmer:innen auf. Davon erlebten 8 Frauen (34,7 %) Schmerzen vor der Geburt und 15 Frauen Schmerzen nach der Geburt (65,2 %). Fünf Frauen berichteten sowohl über Schmerzen vor als auch nach der Geburt. Der durchschnittlich erlebte Schmerz wurde mit 4 auf der 10-stufigen Schmerzskala beschrieben, wobei zwei Teilnehmerinnen von starken Schmerzen (Schmerzskala > 7) berichteten.
Die Auswertung der Daten zeigte, dass kein Zusammenhang zwischen präoperativer Angst und intraoperativem Schmerzempfinden bestand. Der präoperative Schmerz der Frauen war somit kein verlässlicher Parameter, um Aussagen über mögliche intraoperative Schmerzen treffen zu können.
Die Autor:innen schlussfolgern, dass intraoperativer Schmerz häufig auftritt, jedoch keine Variablen identifiziert werden konnten, die zuverlässig eine Vorhersage über auftretenden intraoperativen Schmerz zulassen. Sowohl Geburtshelfer:innen als auch Anästhesist:innen scheinen intraoperative Schmerzen eher zu unterschätzen. Die Schmerzen der Frauen existieren jedoch und sollten ernst genommen werden.
Quelle: Keltz A et al.: Intraoperative pain during caesarean delivery: Incidence, risk factors and physician perception. Eur J Pain 2021. https://doi.org/10.1002/ejp.1856 ∙ DHZ