Prospektive US-Amerikanische Kohortenstudie

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nach der Geburt

  • Durchschnittlich jede fünfte Frau ist in den ersten beiden Lebensjahren nach der Geburt eines Kindes von mäßiger bis geringer Dyspareunie betroffen.

  • Dyspareunie bezeichnet Schmerzen, die bei versuchtem oder vollzogenem vaginalem Geschlechtsverkehr auftreten. Im Rahmen einer prospektiven US-amerikanischen Kohortenstudie wurde nun untersucht, wie sich eine Dyspareunie im Verlauf der ersten beiden Jahre nach der Geburt eines Kindes entwickelt.

    Eingeschlossen wurden erstgebärende Frauen (n=582) während der Schwangerschaft. Um unterschiedliche Dyspareunie-Verläufe zu identifizieren und zu untersuchen, wurden validierte Messungen der Dyspareunie zwischen der 20. und 24. Schwangerschaftswoche, der 32. und 36. Schwangerschaftswoche sowie 3, 6, 12 und 24 Monate nach der Geburt durchgeführt. Vor dem Beginn der Studie sowie drei Monate nach der Geburt wurden Risikofaktoren bewertet. Geburtsbezogene Parameter wurden der Krankenkarte entnommen und evaluiert.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Prävalenz der Dyspareunie im Verlauf der untersuchten zwei Jahre abnahm: Nach drei Monaten waren 31,4 % der Frauen betroffen, nach 24 Monaten noch 11,9 %. Die Schmerzen nahmen dabei hauptsächlich bis zu 12 Monate nach der Geburt ab und veränderten sich danach kaum noch. Zwei verschiedene Formen (mäßige und minimale Dyspareunie) wurden festgestellt, wobei die Verteilung der mäßigen Dyspareunie 21 % und der minimalen Dyspareunie 79 % ausmachte. Faktoren wie frühere chronische Schmerzen, einschließlich einer vorbestehender Dyspareunie, Epiduralanalgesie während der Geburt, Geburtseinleitung, Episiotomie, Geburtsverletzungen und Geburtsmodus hatten dabei keinen signifikanten Einfluss auf die Dyspareuniegruppe. Hingegen erhöhten Faktoren wie bestehende größere Müdigkeit, depressive Symptome während der Schwangerschaft und starke Schmerzen drei Monate nach der Geburt die Wahrscheinlichkeit für einen moderaten Schmerzverlauf der Dyspareunie.

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass durchschnittlich jede fünfte Frau in den ersten beiden Lebensjahren nach der Geburt eines Kindes von mäßiger bis minimaler Dyspareunie betroffen ist. Dyspareunie kann in verschiedenen Formen in den ersten beiden Jahren nach der Geburt eines Kindes auftreten und sollte im Rahmen einer evidenzbasierten Betreuung thematisiert werden.

    Quelle: Rosen, N. O., Dawson, S. J., Binik, Y. M., Pierce, M., Brooks, M., Pukall, C., Chorney, J., Snelgrove-Clarke, E. & George, R. (2022). Trajectories of Dyspareunia From Pregnancy to 24 Months Postpartum. Obstet Gynecol, 139, 391-399. doi: 10.1097/AOG.0000000000004662DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 10.06.2022