Sexuelle Übergriffe an Patientinnen ans Licht bringen

Die brasilianische Twitter-Kampagne »#OndeDói« wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für sexuelle Gewalt durch medizinisches Fachpersonal zu schärfen.

In Brasilien  wurde Anfang Juli ein Anästhesist beschuldigt, eine Frau während einer von ihm betreuten Kaiserschnitt-Entbindung sexuell missbraucht zu haben. Der Vorfall wurde von Pflegekräften heimlich gefilmt. Weil er werdenden Müttern immer wieder übermäßig viel Beruhigungsmittel verabreichte, waren Pflegekräfte dem Anästhesisten gegenüber misstrauisch geworden und hatten ihn während eines Eingriffs filmen können. Die Aufnahmen führten zu seiner umgehenden Verhaftung.

Die portugiesische Ausgabe von Medscape sprach mit vier brasilianischen Fachleuten über die Probleme, die durch die jüngsten Fälle ans Licht kamen, und über die Faktoren, die bei derartigen Verbrechen eine Rolle spielen. Das Ausmaß des Problems sei schwer zu erfassen. Nicht alle Vorfälle von sexueller Gewalt in medizinischen Einrichtungen würden gemeldet, und genaue Zahlen seien nur schwer zu erhalten.

Im Jahr 2019 fanden Journalist:innen des Nachrichtenportals The Intercept heraus, dass in 9 brasilianischen Bundesstaaten über einen Zeitraum von 6 Jahren (2014–2019) 1.734 derartige Übergriffe registriert wurden. Manche Vorfälle würden von den Opfern nicht gemeldet und andere erst nach Jahren zur Anzeige gebracht. So war es auch bei der Schauspielerin Nina Marqueti, die im Mittelpunkt der Twitter-Kampagne »#OndeDói« steht – zu deutsch »Wo es weh tut«. Sie wurde aus eigener Betroffenheit von ihr ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für sexuelle Gewalt durch medizinisches Fachpersonal zu schärfen.

Schon nach kürzester Zeit gab es über 4.000 Beiträge zu der Kampagne im Internet. Die meisten davon waren Schilderungen von Gewalttaten, die von Ärzten bei Terminen in ihrer Praxis oder während der Behandlung im Krankenhaus begangen wurden.

Quelle: medscape.de, 31.8.2022 ∙ DHZ