Randomisierte Multicenterstudie aus Schweden

Studie warnt vor späten Geburtseinleitungen

Nach dem Tod mehrerer Babys haben schwedische ForscherInnen eine Untersuchung über die Einleitung der Geburt bei langen Schwangerschaften vorzeitig abgebrochen. Fünf Kinder, bei deren Müttern die Geburt nach der 42. Schwangerschaftswoche eingeleitet wurde, kamen bereits tot zur Welt, eines starb direkt nach der Geburt, wie aus der im British Medical Journal veröffentlichten SWEdish Post-term Induction Study (SWEPIS) hervorgeht. Die Studie sei wegen der Todesfälle aus ethischen Gründen abgebrochen worden, so Forschungsleiterin Ulla-Britt Wennerholm von der Universität Göteborg.

Die Forschungsergebnisse müssten zwar mit Vorsicht interpretiert werden, erklärten die WissenschaftlerInnen. Wegen der drohenden Komplikationen empfehlen sie schwedischen Kliniken jedoch, werdenden Müttern eine Einleitung der Geburt spätestens nach 41 statt nach 42 Wochen anzubieten. Sie schätzten, dass mit der Einleitung nach 41 Wochen ein Todesfall pro 230 Schwangerschaften verhindert werden könne.

Im Rahmen der Swepis-Studie wurden von 2016 bis 2018 insgesamt 2.760 gesunde schwangere Frauen in 14 Entbindungsstationen untersucht, deren Schwangerschaft bereits rund 41 Wochen dauerte. Diese wurden in zwei Gruppen unterteilt: Bei der einen wurden die Wehen innerhalb der nächsten 24 Stunden eingeleitet, bei der anderen erst mit oder kurz nach Vollendung der 42. Woche. Zu der zweiten Gruppe zählten die sechs Frauen, deren Babys starben. In der ersten Gruppe gab es keinerlei Todesfälle.

Geplant war ursprünglich, 10.000 Schwangere zu untersuchen. Nach Hinweisen einer unabhängigen Überprüfungsbehörde auf die Todesfälle habe man sich Ende 2018 jedoch entschlossen, die Studie abzubrechen.

Die WHO empfiehlt eine Einleitung der Geburt, wenn sicher ist, dass 41 Schwangerschaftswochen erreicht sind. In Schweden wird der Geburtsvorgang bei langen Schwangerschaften üblicherweise wie auch in Großbritannien bis zur vollendeten 42. Schwangerschaftswoche eingeleitet.

Und in Deutschland? Die AutorInnen der jüngsten entsprechenden Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) empfehlen, eine Geburt mit Vollendung der 41. Schwangerschaftswoche, spätestens aber wenige Tage danach einzuleiten. Eine Überschreitung von 42 Wochen solle möglichst vermieden werden. Die in diesem Jahr abgelaufene Leitlinie wird derzeit überarbeitet.

Das Risiko, dass ein Kind vor, während oder kurz nach der Geburt stirbt, ist nach Auskunft der WissenschaftlerInnen in Schweden generell sehr gering. Dennoch steige die Gefahr ab der 40. Schwangerschaftswoche zunehmend an. Wennerholm rechnete damit, dass die Veröffentlichung eine größere Debatte über das richtige Vorgehen einleiten werde.

Wennerholm U-B et al.: Induction of labour at 41 weeks versus expectant management and induction of labour at 42 weeks (SWEdish Post-term Induction Study, SWEPIS): multicentre, open label, randomised, superiority trial. BMJ 2019;367:l6131 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.l6131 ∙ dpa, 21.11.2019 DHZ

 

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 21.11.2019