Randomisiert-kontrollierte Studie aus London

Unterstützen E-Zigaretten den Rauchstopp?

  • Schwangeren gelingt es durch das Rauchen von E-Zigaretten möglicherweise eher als mit einem Nikotinpflaster, völlig auf das Rauchen von Tabak zu verzichten.

  • Auch in der Schwangerschaft ist die Sucht häufig stärker als die guten Vorsätze. In einer Reihe von randomisierten Studien konnte gezeigt werden, dass Nikotinpflaster und andere Ersatz­pro­dukte in der Schwangerschaft sicher sind. Sie werden jedoch von Ärzt:innen ungern verordnet, weil Nikotin in Tierversuchen teratogene Wirkungen gezeigt hat. E-Zigaretten könnten eine Alternative sein, da die Anwendung einfacher ist und den Nutzer:innen die Möglichkeit gibt, die Dosis auf die Bedürfnisse abzustimmen und Geschmacksrichtungen auszuwählen, die ihnen gefallen. Auch der frühere Genuss durch das Rauchen bleibt bis zu einem gewissen Grad erhalten.

     

    E-Zigarette oder Nikotinpflaster?

     

    Das Wolfson Institute of Population Health in London hatte 2018/19 an 24 Zentren eine randomisierte Studie organisiert, die 1.140 Schwangere mit der Bereitschaft zur Abstinenz auf eine unterstützende Behandlung mit Nikotinpflastern oder E-Zigaretten randomisiert hatte. Tatsächlich war die Compliance höher: 47,3 % nutzten die E-Zigaretten im Verlauf der Schwangerschaft. Die Nikotinpflaster hatten 21,6 % verwendet. Gegen Ende der Schwangerschaft war die Nutzungsrate aber auf 33,8 % versus 5,6 % abgefallen.

    Die Effektivität der Nikotinsubstitution war allerdings gering. In der E-Zigaretten-Gruppe schafften es gerade einmal 6,8 % der Schwangeren, ganz auf das Rauchen zu verzichten.

    In der Nikotinpflaster-Gruppe waren es nur 3,6 % (wenn die Frauen ausgeschlossen wurden, die neben dem Nikotinpflaster auch zur E-Zigarette gegriffen hatten). Das Team um Francesca Pesola vom Wolfson Institute ermittelte ein relatives Risiko (für die erfolgreiche Abstinenz) von 1,93, die mit einem 95-%-Konfidenzinter­vall von 1,14 bis 3,26 signifikant war.

    Die Studie fand keine Hinweise auf mögliche Komplikationen. Geburten mit niedrigem Geburtsgewicht traten in der E-Zigaretten-Gruppe mit 9,6 % versus 14,8 % sogar seltener auf als in der Nikotinpflaster-Gruppe.

    Dennoch blieben Bedenken. Sie betrafen vor allem die Gefahr, dass die Frauen die Nikotindosis erhöhen könnten, wenn sie neben der Nutzung der E-Zigaretten oder des Pflasters weiter Tabakzigaretten rauchten. Ein Team um Dunja Przulj vom Wolfson Institute hat deshalb die Daten noch einmal ausgewertet und die Veränderungen des Nikotin-Markers Cotinin (einem Abbauprodukt des Nikotins im Körper) während der Schwangerschaft verglichen.

    Bei den Frauen, denen es mit der Verwendung von E-Zigaretten gelungen war, völlig auf das Tabakrauchen zu verzichten, sanken die Cotinin-Werte von 109,0 ng/ml um 45 % auf 59,7 ng/ml. Bei den Frauen, die neben den E-Zigaretten weiter Tabakzigaretten verwendet hatten, kam es zu einem Anstieg von 127 ng/ml um 19 % auf 151 ng/ml. Bei den Schwangeren, die Tabakrauchen und Nikotinpflaster kombinierten, kam es zu einem Anstieg von 120 ng/ml um 16 % auf 140 ng/ml.

    Bei den Frauen, die nach eigenen Angaben zu mindestens 50 % weniger Tabakzigaretten geraucht hatten, stieg der Cotinin-Spiegel um 9,3 %, wenn sie keine E-Zigaretten und keine Pflaster verwendet hatten (was Zweifel an den Angaben der Schwangeren zulässt). Wenn sie zusätzlich E-Zigaretten benutzt hatten, stieg der Cotinin-Wert um 10 %. Bei der zusätzlichen Verwendung von Nikotin-Pflastern stieg der Cotinin-Wert um 17 % jeweils gegenüber den Werten zu Beginn der Schwangerschaft.

    Diese Zahlen sprechen nicht dafür, dass die E-Zigaretten den Schwangeren, die die Abstinenz nicht geschafft haben, wesentlich geschadet haben, jedenfalls nicht mehr als die Nikotin-Pflaster.

     

    Kein abweichendes Geburtsgewicht

     

    Auch beim mittleren Geburtsgewicht gab es keine auffälligen Abweichungen. Bei den Frauen, die mithilfe der Nikotinersatzprodukte eine Abstinenz schafften, wogen die Neugeborenen im Durchschnitt 3,3 kg gegenüber 3,1 kg bei den Schwangeren, die weiter geraucht hatten. Bei den Frauen, die ohne Nikotinersatz den Rauchstopp schafften, wogen die Neugeborenen im Durchschnitt auch 3,1 kg.

    Quelle: Pesola, F. et al. (2024). Safety of e-cigarettes and nicotine patches as stop-smoking aids in pregnancy: Secondary analysis of the Pregnancy Trial of E-cigarettes and Patches (PREP) randomized controlled trial. Wiley online library. https://doi.org/10.1111/add.16422 ∙ aerzteblatt.de, 18.1.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 23.01.2024