Nordrhein-Westfalen

Versorgung von Frauen mit Hebammenhilfe

  • Kamen zusammen, um die Ergebnisse der Studie in der Öffentlichkeit vorzustellen (im Bild v.l.n.r.): Dr. Frank Stollmann (Gesundheitsministerium), Prof. Dr. Nicola Bauer (Leiterin der Hebammenbefragung), Prof. Dr. Rainhild Schäfers (Leiterin der Mütterbefragung), Prof. Dr. Anne Friedrichs (Präsidentin der hsg Bochum) und Arndt Winterer (Leiter des LZG.NRW).

  • Das Team des Forschungsprojektes „HebAB.NRW – Geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen in Nordrhein-Westfalen (NRW)“ hat am 20. November 2019 erste Ergebnisse zur Versorgung von Frauen mit Hebammenhilfe in NRW vorgelegt. An der bisher umfangreichsten Studie zur geburtshilflichen Versorgung in Deutschland haben 1.783 Frauen und 1.924 Hebammen teilgenommen.

    Die Studie HebAB.NRW zeigt, dass die teilnehmenden Frauen durchschnittlich 23,8 Minuten bis zum Kreißsaal, in dem sie ihr Kind geboren haben, benötigten. 78,3 % der Frauen gaben an, dass die Hebamme im Kreißsaal genügend Zeit für sie hatte.

    Um eine Hebamme für ihre Betreuung im Wochenbett zu finden, mussten die Frauen durchschnittlich vier Hebammen anrufen – 7,8 % der teilnehmenden Frauen riefen mehr als zehn Hebammen an.

    Eine aufsuchende Betreuung im Wochenbett haben 92,8 % in Anspruch genommen. Hebammenwissenschaftlerin Prof. Dr. Rainhild Schäfers, die die Mütterbefragung der Studie durchgeführt hat, erläuterte: „Deutliche Lücken in der Versorgung zeigten sich zum Beispiel bei 1,1 % der Frauen. Sie wurden mit Wehen im Kreißsaal abgewiesen, weil dieser zum Beispiel überfüllt war. 14,5 % der Frauen hätten sich mehr Betreuung während der Geburt gewünscht. 6,8 %  der Frauen fanden keine Hebamme für die Betreuung in der Schwangerschaft und 3,2 % keine für die Betreuung im Wochenbett. 21,9 % der Frauen hätten sich eine Begleitbeleghebamme zur individuellen Betreuung während der Geburt gewünscht, aber konnten keine finden.“

    Darüber hinaus zeigt sich durch die Befragung der Hebammen, dass die Hebammen sowohl im klinischen als auch im ambulanten Bereich absolut an die Grenzen ihrer Versorgungskapazitäten stoßen. „Jede zweite außerklinisch tätige Hebamme gab an für die nächsten sechs Monate ausgelastet zu sein und keine neuen Schwangeren/Wöchnerinnen betreuen zu können. Die Mehrzahl der freiberuflich tätigen Hebammen lehnt aufgrund fehlender Kapazitäten mehrmals pro Woche Anfragen für Wochenbettbetreuungen ab“, sagte Prof. Dr. Nicola Bauer, Leiterin des hsg-Studienbereichs Hebammenwissenschaft. Sie ist verantwortlich für die Hebammenbefragung im Projekt.

    43,1 % der Hebammen schrieben im letzten Monat eine Gefahrenanzeige und meldeten damit eine massive Arbeitsbelastung beziehungsweise Ressourcendefizite im Kreißsaal. 25,6 % der Hebammen berichteten über eine vorübergehende Schließung des Kreißsaals. „Hauptgründe dafür sind fehlendes Hebammenpersonal oder fehlende Räume“, erläuterte Nicola Bauer.

    Die hier dargestellten Daten sind das Ergebnis erster Analysen. Weitere Analysen werden sich unter anderem mit der Qualität der Hebammenarbeit aus Sicht der Frauen sowie Gesundheitsparametern von Hebammen, wie subjektive Gesundheitseinschätzung und Burnout, befassen. Bauer: „Wir benötigen in der Zukunft Versorgungsmodelle, die auch für die Gesundheit von Hebammen förderlich sind.“

    Quelle: hsg, 21.11.2019

    Rubrik: Regionales

    Erscheinungsdatum: 11.12.2019