Wann empfinden Erstgebärende eine Geburt als negativ?
Liegen bereits in der Schwangerschaft Ängste und Sorgen bezüglich der Geburt vor, kann dies bei Erstgebärenden das Geburtserleben negativ beeinflussen.
Negative Geburtserfahrungen können für Frauen nach einer Geburt sehr belastend sein. Daher sollten diese vermieden werden. Um negative Geburtserfahrungen vorausschauend vermeiden zu können, ist ein Verständnis über die Vielzahl möglicher Ursachen erforderlich. Zum Themenkomplex der Ursachen negativer Geburtserfahrungen wurde in Schweden eine registerbasierte Kohortenstudie durchgeführt.
Eingeschlossen wurden Geburten erstgebärender Frauen (n=80.482), die zwischen 2013 bis 2018 zwischen 37+0 bis 42+0 Schwangerschaftswochen stattfanden. Ausgeschlossen wurden geplante Kaiserschnittgeburten. Verschiedene Ursachen für ein negatives Geburtserlebnis wurden für drei Zeiträume vor der Schwangerschaft, während der Schwangerschaft sowie während der Geburt untersucht.
Eine Vielzahl verschiedener Gründe können ein negatives Geburtserlebnis bewirken oder die Wahrscheinlichkeit für die Empfindung eines negativen Geburtserlebnisses erhöhen. Sowohl vor der Schwangerschaft als auch während der Schwangerschaft zeigte sich als Risikofaktor für ein negatives Geburtserlebnis die Selbsteinschätzung einer schlechten Gesundheit. Ein Zusammenhang mit einem negativen Geburtserlebnis wurde zudem zwischen einer psychiatrischen Erkrankung sowie Angst vor der Geburt aufgezeigt.
Während der Geburt selbst hatten Frauen nach einer vaginal-operativen Geburt sowie einer sekundären Sectio unter Regionalanästhesie eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit für ein negatives Geburtserlebnis. Die Wahrscheinlichkeit für ein negatives Geburtserlebnis lag bei Frauen nach einem ungeplanten Kaiserschnitt 5,4-fach höher als bei Frauen mit einem anderen Geburtsmodus.
Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die wichtigsten Einflussfaktoren auf ein negatives Geburtserlebnis während der Geburt selbst stattfinden und mit den Wehen und dem Geburtsverlauf zusammenhängen. Jedoch existieren bereits vor der Geburt Einflussfaktoren, wie behandlungsbedürftige emotionale Belastungen während der Schwangerschaft sowie Angst vor der Geburt, die einen Zusammenhang zu einem späteren negativen Geburtserlebnis aufzeigen.
Liegen diese Faktoren bereits während der Schwangerschaft vor, sollten Frauen während der Schwangerschaft und der Geburt besonders aufmerksam begleitet werden.
Quelle: Viirman, F., Hesselman, S., Wikstrom, A. K., Skoog Svanberg, A., Skalkidou, A., Sundstrom Poromaa, I. & Wikman, A. (2022). Negative childbirth experience – what matters most? a register-based study of risk factors in three time periods during pregnancy. Sex Reprod Healthc, 34, 100779. https://www.diva-portal.org/smash/get/diva2:1703832/FULLTEXT01.pdf ∙ Beate Ramsayer/DHZ