Randomisiert-kontrollierte Studie aus Großbritannien

Webbasierte Unterstützung für die Latenzphase zu Hause

  • Erstgebärende können mit der webbasierten Unterstützung länger zu Hause bleiben.

  • Geburtshilfliche Interventionen werden seltener bei Gebärenden ohne geburtshilfliche Risiken durchgeführt, wenn diese zu Beginn der Geburt zu Hause bleiben. Jedoch berichten vielen Frauen über Unsicherheiten, wenn sie den Beginn der Geburt allein zu Hause abwarten. In Großbritannien wurde deshalb eine webbasierte Unterstützung für Gebärende in der Latenzphase entwickelt, die Ratschläge und reale Erfahrungen von Frauen enthält. Frauen geben darin Einblicke, wie sie die Latenzphase bei ihrer Geburt erleben und zu Hause verbringen. Die Erfahrungen Gebärender mit der webbasierten Unterstützung wurden im Rahmen der Studie »Let‘s talk early labour« (Early L-Tel Trial) evaluiert und begleitet.

    Durchgeführt wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie unter erstgebärenden Frauen mit geringem geburtshilflichem Risiko: Die Frauen der Studiengruppe (n=69) erhielten die webbasierte Unterstützung während der Latenzphase, die Frauen der Kontrollgruppe (n=71) die normale Betreuung. Die Datenerhebung erfolgte 7 bis 28 Tage nach der Geburt mit einer Online-Version des Early Labor Experience Questionnaire (ELEQ), der einen ELEQ-Score als Ergebnis aufzeigte. Die Scores wurden anschließend zwischen den beiden Gruppen verglichen. Zudem wurden Wehenbeginn, Geburtsmodus und weitere geburtsrelevante Daten aus der krankenhausinternen Dokumentation evaluiert.

    Die Wahrscheinlichkeit für fortschreitende Wehen ohne eine künstliche Wehenunterstützung war bei Frauen signifikant höher, wenn diese webbasiert während der Latenzphase unterstützt wurden: 39,1 % der Gebärenden der Studiengruppe benötigten keine künstliche Wehenunterstützung, wohingegen 21,1 % der Gebärenden der Kontrollgruppe keine künstliche Wehenunterstützung erhielten. Das Wohlbefinden der Frauen in der Studiengruppe war 1,42-fach höher als in der Kontrollgruppe. Gebärende der Studiengruppe hatten mit 69,1 % zudem häufiger einen spontanen Geburtsbeginn als die Gebärenden der Kontrollgruppe, von denen bei 60,0 % die Geburt spontan begann. Insgesamt zeigten die Ergebnisse leicht erhöhte ELEQ-Scores in der Studiengruppe, jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den ELEQ-Scores der Studien- und der Kontrollgruppe auf.

    Die Autorinnen fassen zusammen: Die L-TEL Trial ermögliche Gebärenden Eigenständigkeit und Unterstützung während der Latenzphase. Dadurch könnten sie Unsicherheiten besser begegnen und länger zu Hause bleiben, wodurch die Wahrscheinlichkeit überflüssiger geburtshilflicher Interventionen gesenkt werden könne. Sie geben zu bedenken, dass webbasierte Ressourcen kostengünstig und benutzerinnenfreundlich seien, und empfehlen weitere Forschung. Werden Erfahrungen von Frauen weitergegeben, die selbst die Latenzphase erlebt haben, würden andere Frauen nachhaltig und effektiv unterstützt.

    Edwards, R., Way, S., & Hundley, V. A. (2023). Let's talk early labour: The L-TEL randomised controlled trial. Women and birth: journal of the Australian College of Midwives, 36(6), 552–560. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2023.07.132 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 09.04.2024