Qualitative Studie aus Schweden

Wie erleben Väter das Wochenbett nach einer ambulanten Geburt?

  • Laut einer Studie aus Schweden schätzen Väter die ambulante Wochenbettbetreuung nach einer unkomplizierten Geburt.

  • Das Wochenbett geht mit verschiedenen Herausforderungen für die ganze Familie einher. So stellt der Übergang zur Elternschaft nach einer Geburt nicht nur für die Mutter, sondern auch für den Vater eine Herausforderung dar. Väter, die früh in die Betreuung ihres neugeborenen Kindes eingebunden werden, übernehmen auch später häufiger Betreuungsaufgaben als Väter, die zu einem frühen Zeitpunkt nicht eingebunden wurden. Der Beratung, Betreuung und dem Einbeziehen von Vätern bereits während des Wochenbettes kommt dadurch eine wichtige Bedeutung zu.

     

    »Care after birth-Projekt«

     

    2015 kam es in einem Stockholmer Krankenhaus zu einer starken Überbelegung der Wochenbettstation. Daraufhin wurde die zeitige Entlassung gesunder Frauen nach einer komplikationsarmen Geburt gefördert. Daten hierzu wurden im Rahmen des »Care after birth-Projekts« erhoben. Als Teilstudie wurde untersucht, wie Väter das Wochenbett nach einer ambulanten Geburt erlebten: Was empfinden Väter in der Zeit direkt nach der Geburt ihres Kindes? Was sind ihre Bedürfnisse an die Betreuung durch Hebammen während des Wochenbettes? Durchgeführt wurden 16 semi-strukturierte Interviews unter Vätern, deren Partnerinnen ambulant geboren hatten.

    Das durchschnittliche Alter der Väter betrug 37 Jahre, drei Väter wurden das erste Mal Vater, 13 Väter hatten bereits zwischen zwei und vier Kinder. Drei Hauptthemen wurden aufgezeigt: Die Entscheidung für die ambulante Geburt hängt mit der Frage der Sicherheit zusammen, der Umfang und das Angebot professioneller Wochenbettbetreuung durch Hebammen sind für Väter wichtig und das häusliche Umfeld hilft ihnen, sich in der Elternschaft zurechtzufinden. Insgesamt erlebten Väter die Wochenbettszeit sehr verschieden und bewerteten auch die Hebammenbetreuung aus sehr unterschiedlichen Perspektiven.

     

    Der Sicherheitsaspekt

     

    Die meisten teilnehmenden Väter befürworteten die ambulante Geburt, wobei der Sicherheitsaspekt unterschiedlich diskutiert wurde: Im Krankenhaus ist medizinische Unterstützung durch Personal gewährleistet und Fragen können zeitnah gestellt werden. Gleichzeitig können Störungen damit einhergehen, Teil eines krankenhausinternen Systems zu sein.

    Für Väter spielte die professionelle Betreuung durch Hebammen eine wichtige Rolle, die jedoch unterschiedlich bewertet wurde. Manche Väter erlebten Sicherheit, indem sie als Väter wahrgenommen wurden. Es gab auch Väter, die sich übergangen fühlten, wenn die Hebamme nur ihre Partnerin und das Kind beachteten. Einige Väter mehrerer Kinder teilten, dass sie an den Wochenbettbesuchen nicht teilnahmen, da sie davon ausgingen, keine relevanten neuen Informationen zu erhalten.

     

    Resümee

     

    Die Autorinnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Väter die ambulante Wochenbettbetreuung nach einer unkomplizierten Geburt schätzen. Hebammenbetreuung vermittelt Vätern ein Sicherheitsgefühl und hilft ihnen, sowohl die Partnerin zu unterstützen als auch eine Vater-Kind Beziehung aufzubauen. Sie empfehlen, das Angebot ambulanter Geburten weiter auszubauen, da dies dazu beitragen kann, Überlastung auf klinischen Wochenbettstationen zu vermeiden. Väter sollten durch Hebammen in die Betreuung zu Hause und die elterliche Rolle einbezogen werden.

    Quelle: Johansson M, Ostlund P, Holmqvist C, Wells MB: Family life starts at home: Fathers' experiences of a newly implemented Swedish home-based postnatal care model - an interview study. Midwifery 2021. 105, 103199. doi: https://doi.org/10.1016/j.midw.2021.103199 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 16.01.2022