Mythos Mond

Beeinflusst der Mond spontane Geburten?

  • Die Mondphase hat nach Auswertung historischer Daten keinen Einfluss auf Spontangeburten und ihre Häufigkeit.

  • In vielen Gesellschaften gibt es das Gerücht vom Mond als Helfer der Hebammen. Wenn die Hebammen viel zu tun hätten, leuchte er hell. In aktuellen Diskussionen zeigen schnell erfassbare Daten ein dem Mythos widersprechendes Bild. DIe moderne Geburtsmedizin ist allerdings auch angereichert mit Interventionen, die eine solche Aussage nicht mehr nachweisen lassen.

    Deshalb wurde für die vorliegende Untersuchung auf historische Daten aus einer ländlichen Gegend ohne Zugang zu Elektrizität und mit einem schlechten Ernährungszustand der Frauen zurückgegriffen.

    Insgesamt wurden 23.689 Geburten über 1.484 Mondzyklen hinweg zwischen 1810 und 1929 ausgewertet. Die Geburten wurden aus den katholischen Kirchenbüchern aus zehn spanischen, durch Landwirtschaft geprägten Dörfen entnommen. Alle Geburten fanden ohne größere medizinische Hilfe im häuslichen Kontext statt. Es ergab sich nach Auswertung aller Daten kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Mondphasen und der Anzahl der Geburten, weder bei Erstgebärenden noch bei Mehrgebärenden.

    Die Analyse dieser 120-jährigen Periode zeigte, dass es den Einfluss der Mondphasen auch in historischen ländlichen Gesellschaften ohne künstliches Licht nicht gab. Weder die Einführung des Lichts, noch die zunehmend geringeren Geburtenzahlen pro Frau änderten etwas an diesen Daten. Der Einfluss des Mondes gehört zu überlieferten geburtshilflichen Mythen ohne wissenschaftlichen Beleg.

    Der Gesundheitswissenschaftler Francisco J. Marco-Garcia weist darauf hin, dass vor allem in sogenannten Entwicklungsländern mit ähnlichen sozialen Bedingungen die GeburtshelferInnen informiert werden müssen, dass es keinen Grund gibt, ihre Interventionen am Mondzyklus auszurichten.   

    Quelle: Marco-Garcia F: The influence of the lunar cycle on spontaneous deliveries in historical rural environments. EJOG 2019. https://www.ejog.org/article/S0301-2115(19)30088-0/fulltext DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 29.03.2019