Metaanalyse

Zusammenhang zwischen Endometriose und Gestationsdiabetes?

  • Eine umfangreiche Metaanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass Endometriose das Risiko für einen Gestationsdiabetes erhöhen könnte, insbesondere bei schweren entzündlichen Verläufen.

  • Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes (GDM) ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Verlauf einer Schwangerschaft und wird als hyperglykämischer Zustand definiert, der sich in der Schwangerschaft entwickelt und nach der Geburt auflöst. Liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor, ist das Risiko für einen zukünftigen Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) sowohl bei den Müttern als auch bei den Kindern erhöht. Bekannte Risikofaktoren umfassen unter anderem Übergewicht oder Adipositas vor der Schwangerschaft, fortgeschrittenes Alter der Mutter, exzessive Gewichtszunahme während der Schwangerschaft und Vorkommen von Typ-2-Diabetes in der Familie.

     

    Enzündliche Prozesse erhöhen das Risiko für einen GDM

     

    Ob es einen Zusammenhang zwischen Endometriose und Schwangerschaftsdiabetes gibt, war bislang unklar. Chronisch entzündliche Prozesse, wie sie bei der Endometriose auch vorkommen, erhöhen das Risiko. Allerdings wird eine neuere Hypothese aus der Evolutionsbiologie diskutiert, nach der das polyzstische Ovarialsyndrom (PCOS) und Endometriose zwei entgegengesetzte Extreme von Entwicklung und Aktivität der hypothalamischen-Hypophysen-gonadalen Achse darstellen könnten. Womöglich könnte daher das bei PCOS bekannte erhöhte Risiko für Schwangerschaftsdiabetes nicht bei Endometriose zu sehen sein. Wissenschaftler:innen führten daher eine Literaturrecherche durch, um Hinweise zum Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bei Frauen mit Endometriose zu ermitteln. Berücksichtigt dazu wurden Studien mit Veröffentlichung bis Juni 2022.

     

    18 Studien mit über 4 Millionen Frauen

     

    Insgesamt konnten 18 Studien mit zusammen 4.600.885 Frauen betrachtet werden. Das Gesamtrisiko eines Schwangerschaftsdiabetes bei Endometriose war signifikant höher als bei den Kontrollpersonen ohne Endometriose (Odds Ratio, OR: 1,23; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,07–1,51). Eine signifikante Assoziation bestand bei natürlich eingetretenen Schwangerschaften (OR: 1,08; 95 % KI: 1,04–1,12), aber nicht bei Schwangerschaften nach assistierter Reproduktion (OR: 0,93; 95 % KI: 0,70–1,24). Basierend auf einer nur begrenzten Zahl von Studien zu speziell schweren Endometriose-Verläufen zeigte sich ein im Schnitt mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes in späteren Stadien der Endometriose (OR: 3,20; 95 % KI: 1,20–8,54). Dies schien jedoch unabhängig von der Lokalisation der Endometrioseläsionen.

     

    Erhöhtes Risiko insbesondere bei schwerer Endometriose

     

    Die Analyse zeigte somit, dass Endometriose das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Dies scheint besonders schwerer ausgeprägte Erkrankungsformen zu betreffen. Bei Frauen mit Endometriose sollte demnach bei einer Schwangerschaft stärker auf mögliche Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes geachtet werden.

    Quelle: Salmeri, N., Li Piani, L., Cavoretto, P. I., Somigliana, E., Viganò, P., & Candiani, M. (2023). Endometriosis increases the risk of gestational diabetes: a meta-analysis stratified by mode of conception, disease localization and severity. Scientific reports, 13(1), 8099. https://doi.org/10.1038/s41598-023-35236-y · Deutsches Gesundheitsportal, 4.9.23 · DHZ

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 11.09.2023