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Zyklus-Apps nur bedingt geeignet zur Empfängnisverhütung

Seit einiger Zeit verdrängen sogenannte Fertility-Apps die Zyklus-Computer vom Markt, berichtet Professor Dr. med. Matthias Weber, Leiter des Schwerpunkts Endokrinologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Ob sie tatsächlich halten, was sie versprechen, ist nach Einschätzung des DGE-Mediensprechers völlig unklar. „Die Hersteller geben meistens nicht einmal an, welche Algorithmen sie verwenden“, kritisiert Professor Weber. Eine benutzerfreundliche Bedienung und die Werbeversprechen, die Zuverlässigkeit durch die Auswertung der Daten von Millionen von Usern zu erhöhen, überzeugen den Hormonexperten nicht: „Wir brauchen klinische Studien, die uns zeigen, ob die Frauen durch die Anwendung der Apps ihr persönliches Ziel erreichen.“

Privatdozentin Dr. med. Vanadin Seifert-Klauss von der Frauenklinik der Technischen Universität München rät Frauen, die andere Verhütungsmethoden vermeiden wollen, zur symptothermalen Methode, die die Sektion Natürliche Familienplanung (NFP) der Deutschen Gesellschaft für gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin seit den 1980er Jahren entwickelt hat. Dabei werden drei Methoden kombiniert: Temperaturmessung, Zervikalschleimuntersuchung und Kalendermethode. „Frauen, die einen Kurs besucht haben, erzielten einen Pearl-Index von 0,4, der der Zuverlässigkeit der Antibabypille nahe kommt“, berichtet die Münchener Expertin, die auch eine Hormonsprechstunde leitet. Inzwischen gibt es auch Apps, die auf den NFP-Regeln basieren. Ob sie allerdings einen Kurs ersetzen können, ist noch offen. DGE-Mediensprecher Weber ergänzt: „Auch diese Apps müssten sich klinischen Prüfungen stellen.“

(DGE, 4.8.2016)

Rubrik: Beruf und Praxis

Erscheinungsdatum: 15.08.2016