DHZCongress-Programm - page 11

Workshops
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Ergänzende Vertiefungs-Workshops
Da die Zeit im Rahmen des Kongresses begrenzt ist, bieten wir Ihnen
zu drei Vorträgen vertiefende Workshops an. Sie können sich bereits
mit Ihrer Anmeldung zum Kongress für die Workshops anmelden. Sie
können sich aber auch zunächst auf dem Kongress inspirieren lassen
und – soweit noch Plätze frei sind – vor Ort anmelden.
Workshop 1:
Thema:
Die Physiologie nutzen – Schmerzen lindern
Referentin:
Verena Schmid, Vortrag siehe S. 13
Termin:
29. Juni 2014
Ort:
Hannover
Dauer:
8 Unterrichtsstunden
Teilnahmegebühr: 120,– Euro für DHZ-AbonnentInnen (regulär 145,– Euro)
Die Physiologie nutzen – Schmerzen lindern
Vorausgesetzt, es liegen die richtigen Bedingungen für eine normale
Geburt vor, sind die Möglichkeiten, Schmerzen während der Geburt zu
lindern, zahlreich. Es gibt alte und neue Techniken, die die Physiologie
respektieren und den Schmerz stark reduzieren. In diesem Workshop
stellt Verena Schmid einige dieser Techniken vor – Techniken, die die
Teilnehmerinnen an diesem Tag ausprobieren können:
– eine Polarity Massage zum Anregen des Parasympathikus und zur
Schmerzlinderung
– eine Druckmassage mit Anker und Atmung
– Reflexpunkte, die geeignet sind für den zweiten Schmerz
– die tiefe Beckenbodenmassage für Fehleinstellungen und die
Austreibungsphase.
Inhalt:
Grundlagen der Betreuung physiologischer Geburten
Psychoneuroendokrinologische Erkenntnisse zu Wehen und
Wehenschmerz
Techniken zur Schmerzreduzierung
Eine Reihe,
die Lücken schließt!
Tara Franke
Geburt in Bewegung – die Kräfte nutzen
Bei der Frage der Mobilität der Gebärenden ist die
Evidenz eindeutig: Bewegung und aufrechte Haltungen
während der Geburt unterstützen den natürlichen und
gesunden Geburtsprozess.
> ca. 128 Seiten, 1. Aufl. 2013
Best.-Nr. 123,
19,80
Euro
Beate Ramsayer
Die physiologische Geburt
Best.-Nr. 124,
19,80
Euro
Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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Warum istGebären sicher?
Gebären ist ein Prozess, bei dem verschiedene körperliche und emotionale Fak-
toren vonMutter und Kind perfekt ineinandergreifen. KörpereigeneWehenhor-
mone lösen dieGeburt aus, zahlreiche Schutzmechanismen begleiten das Kind
durch dieWehen. JewenigerMutter und Kind gestörtwerden, umso besser funk-
tioniert dieser Prozess.
Viele Studien haben gezeigt, dassGebären sicherer ist,wennHebammen und
Geburtshelfer bewusst auf überflüssiges Eingreifen verzichten.Dies ist nicht
gleichzusetzenmit einem pauschalen Verzicht auf Interventionen bei allenGe-
burten: Ein Eingreifen istwichtig,wenn Komplikationen vorliegen oder sich Kom-
plikationen entwickeln.
Zeit,RuheundGeduld
Zeit, Ruhe undGeduld sindwichtige Begleiter derGeburt.Das körpereigeneWe-
henhormonOxytocin benötigt zum Beispiel Zeit, um im richtigenMaße ausge-
schüttet zuwerden undwirken zu können.Und auch dasDammgewebe dehnt
sich nur nach und nach unter dem Einfluss derHormone und demDruck des
kindlichen Köpfchens.Diese und viele andere Prozessewährend derGeburt be-
nötigen Zeit.
JedeGeburt verläuft in einem eigenen Rhythmus aus Fortschritt und Pausen.
Auchwenn es leichter gesagt als getan ist: Setzen Sie sich nicht unterDruck –
und lassen Sie sich nicht unterDruck setzen.
Fragen zurReflexion
• Was istmir fürmeineGeburtwichtig?
• Wie istmeine Einstellung zu Bewegung und aufrechterGebärhaltung?
• Womöchte ich gebären?
• Wie und vonwemmöchte ichwährend derGeburt betreutwerden?
DerBeginnderGeburt
Die normaleGeburt beginnt zwischen 37+0 bis 42+0 Schwangerschaftswochen
mit spontan einsetzendenWehen oder einem spontanen Blasensprung.Dies ist
der Zeitraum der normalenGeburtsreife.Der „errechnete Termin“ ist nur ein sta-
tistischerMittelwert: Reife Äpfel fallen auch nicht alle am selben Tag vom Baum.
Es ist daherweder verwunderlich,wenn sich Ihr Kind früher als errechnet auf den
Wegmacht, nochwenn es – im Rahmen des „Geburtszeitraums“ – auf sichwar-
ten lässt. In diesem Zeitraum ist eineGeburtseinleitung nicht erforderlich, solan-
ge es Ihnen und Ihrem Kind gut geht.
Es ist auch völlig normal,wenn Ihr Körper bereits einige Stunden oder sogar Tage
vor dem eigentlichenGeburtsbeginnmit leichtenWehen beginnt, sich auf die
Geburt vorzubereiten.Man nennt diese Zeit „Latenzphase“:DasGewebewird
weich, und derMuttermund öffnet sich schon leicht. Es ist nicht notwendig, dass
Sie in diesen Tagen engmaschig betreutwerden.Wenn Sie diese Phase ent-
spannt außerhalb einer Einrichtung verbringen, sinkt dieWahrscheinlichkeit, dass
Siewährend derGeburt Schmerzmittel benötigen oder Ihr Kind per Kaiserschnitt
zurWelt kommt.
Treffen Sie Entscheidungen!
Im Folgenden finden Sie Empfehlungen, die aufwissenschaftlichenGrundlagen
basieren und ein klares Plus an Sicherheit für Sie und Ihr Kind bedeuten.
1.Geburtsort:Wo soll IhrKind zurWelt kommen?
Sie können Ihr Kind in einer Klinik oder auch außerhalb des Krankenhauses zur
Welt bringen. In einigen Kliniken besteht dieMöglichkeit der Betreuung in einem
Hebammenkreißsaal. Außerhalb des Krankenhauses besteht dieMöglichkeit zu
einerGeburt in einer hebammengeleiteten Einrichtung, beispielsweise einemGe-
burtshaus, oder einerGeburt in den eigenen vierWänden, einerHausgeburt.
Geburt in derKlinik
Bei einerGeburt in derKlinikwerden Siemeist von einerHebamme betreut, die
Sie zuvor nicht kennengelernt haben, es sei denn, Sie haben sich für eineGeburt
in derKlinikmit einerBeleghebamme entschieden. Es kann sein, dass dieHebam-
me verschiedene Frauen gleichzeitig betreuenmuss. ZurGeburt selbst istmeist
zusätzlich einArzt anwesend. Je nachKlinik kann sich die geburtshilflicheBetreu-
ung stark unterscheiden, daher ist es ratsam, sich vor derGeburt genau über die
Klinik und ihreAngebote zu informieren.
Geburt imHebammenkreißsaal
Bei einerGeburt imHebammenkreißsaal erfolgt eine1:1-Betreuung ausschließlich
durch eineHebamme oder einHebammenteam. Sie findet in denRäumlichkeiten
derKlinik statt, bei auftretendenKomplikationenwird einArzt hinzugezogen.Bei
einer hebammengeleiteten Betreuung
findenweniger Eingriffe in den normalen
Geburtsverlauf statt, Spontangeburten
sind häufiger, Schmerzmittelwährend
derGeburtwerden seltener benötigt,
Dammschnitte undGeburten per Zange
oder Saugglocke sind seltener.Die be-
treuten Frauen berichten außerdem häu-
figer, ihreGeburt als selbstbestimmt er-
lebt zu haben.
Die normaleGeburt
Der Körper einer Frau ist dafür geschaffen, ein Kind zur
Welt zu bringen.Und auch das Kind ist für seinenWeg ans
Licht derWelt gut ausgerüstet.DieGeburt ist ein perfektes
Zusammenspiel zwischenMutter und Kind.
Gehen Sie aktiv an IhreGeburt heran und informieren Sie
sich frühzeitig und umfassend zu den verschiedenen
Faktoren, die eineGeburt beeinflussen.Dies ist gut
möglich im Rahmen einesGeburtsvorbereitungskurses
oder in persönlichenGesprächenmit IhrerHebamme.
Setzen Sie sichmit den Vor- undNachteilen verschiedener
Einflussfaktoren auseinander, beispielsweise der Frage
nach dem für Sie passendenGeburtsort und derArt,wie
Sie betreutwerdenmöchten, oder auchwelchen Einfluss
Gebärhaltungen undBewegung auf denGeburtsverlauf
nehmen können.Haben Sie diese undweitere Fragen für
sich geklärt,wissen Sie,was Ihnen für IhreGeburtwichtig
ist und können auf dieserBasis Entscheidungen treffen.
Äußern Sie bereits vor und auchwährend derGeburt,was
Ihnenwichtig ist:Nur so können Sie IhreGeburt aktiv
gestalten. Eine gute geburtshilflicheBetreuung bedeutet,
dass IhreWünsche gehört und soweitmöglich
berücksichtigtwerden.
Die normaleGeburt
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EVIDENZ & PRAXIS
2
3
Christiane Schwarz,Katja Stahl (Hrsg.)
BeateRamsayer
Die physiologische
Geburt
DiephysiologischeGeburt
Beate Ramsayer
EineGeburt ohne Interventionen ist zur Ausnahme in den
Geburtskliniken derwestlichen Industrieländer geworden.
Das fordert zu einer kritischen Auseinandersetzung
heraus. In diesem Buchwerden zum einen aktuelle
Daten und Fakten zur geburtshilflichen Situation
inDeutschland dargestellt, zum anderenwertvolle
Evidenzen aufgezeigt, die für einen bewussten Verzicht
auf überflüssige und schädliche Interventionen bei einem
normalenGeburtsverlauf sprechen. Evidenzbegründete
Hebammenkunst bedeutet, sich zurückzuhalten und
abzuwarten.
Die Buchreihe „Evidenz & Praxis“, herausgegeben von
Christiane Schwarz und Katja Stahl, schließt eine Lücke
in der Fachliteratur:Mit klar umrissenen, gut verständlich
und strukturiert aufbereiteten Themenwerden
wissenschaftliche Erkenntnisse zur fundiertenGrundlage
für die täglichen Entscheidungen in der Berufspraxis.
ISBN 978-3-87777-124-2
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Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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Warum istGebären sicher?
Gebären ist ein Prozess, bei dem verschiedene körperliche und emotionale Fak-
toren vonMutter und Kind perfekt ineinander greifen. KörpereigeneWehenhor-
mone lösen dieGeburt aus, zahlreiche Schutzmechanismen begleiten das Kind
durch dieWehen. JewenigerMutter und Kind gestörtwerden, umso besser funk-
tioniert dieser Prozess.
Viele Studien haben gezeigt, dassGebären sicherer ist,wennHebammen und
Geburtshelfer bewusst auf überflüssiges Eingreifen verzichten.Dies ist nicht
gleichzusetzenmit einem pauschalen Verzicht auf Interventionen bei allenGe-
burten: Ein Eingreifen istwichtig und jederzeitmöglich,wenn Komplikationen vor-
liegen oder sich Komplikationen entwickeln.
Zeit,RuheundGeduld
Zeit, Ruhe undGeduld sindwichtige Begleiter derGeburt.Das körpereigeneWe-
henhormonOxytocin benötigt zum Beispiel Zeit, um im richtigenMaße ausge-
schüttet zuwerden undwirken zu können.Und auch dasDammgewebe dehnt
sich nur nach und nach unter dem Einfluss derHormone und demDruck des
kindlichen Köpfchens.Diese und viele andere Prozessewährend derGeburt be-
nötigen Zeit.
JedeGeburt verläuft in einem eigenen Rhythmus aus Fortschritt und Pausen.
Auchwenn es leichter gesagt als getan ist: Setzen Sie sich nicht unterDruck –
und lassen Sie sich nicht unterDruck setzen.
Fragen zurReflexion
•Was istmir fürmeineGeburtwichtig?
•Wie istmeine Einstellung zu Bewegung und aufrechterGebärhaltung?
•Womöchte ich gebären?
•Wie und vonwemmöchte ichwährend derGeburt betreutwerden?
DerBeginnderGeburt
Die normaleGeburt beginnt zwischen 37+0 bis 42+0 Schwangerschaftswochen
mit spontan einsetzendenWehen oder einem spontanen Blasensprung.Dies ist
der Zeitraum der normalenGeburtsreife.Der „errechnete Termin“ ist nur ein sta-
tistischerMittelwert: Reife Äpfel fallen auch nicht alle am gleichen Tag vomBaum.
Es ist daherweder verwunderlich,wenn sich Ihr Kind früher als errechnet auf den
Wegmacht, nochwenn es – im Rahmen des „Geburtszeitraums“ – auf sichwar-
ten lässt. In diesem Zeitraum ist eineGeburtseinleitung nicht erforderlich, solange
es Ihnen und Ihrem Kind gut geht.
Es ist auch völlig normal,wenn Ihr Körper bereits einige Stunden oder sogar Tage
vor dem eigentlichenGeburtsbeginnmit leichtenWehen beginnt, sich auf die
Geburt vorzubereiten.Man nennt diese Zeit „Latenzphase“:DasGewebewird
weich, und derMuttermund öffnet sich schon leicht. Es ist nicht notwendig, dass
Sie in diesen Tagen engmaschig betreutwerden.Wenn Sie diese Phase ent-
spannt außerhalb einer Einrichtung verbringen, sinkt dieWahrscheinlichkeit, dass
Siewährend derGeburt Schmerzmittel benötigen oder Ihr Kind per Kaiserschnitt
zurWelt kommt.
Treffen Sie Entscheidungen!
Im Folgenden finden Sie Empfehlungen, die aufwissenschaftlichenGrundlagen
basieren und ein klares Plus an Sicherheit für Sie und Ihr Kind bedeuten.
1.Geburtsort:Wo soll IhrKind zurWelt kommen?
Sie können Ihr Kind in einer Klinik oder auch außerhalb des Krankenhauses zur
Welt bringen. In einigen Kliniken besteht dieMöglichkeit der Betreuung in einem
Hebammenkreißsaal. Außerhalb des Krankenhauses besteht dieMöglichkeit zu
einerGeburt in einer hebammengeleiteten Einrichtung, beispielsweise einemGe-
burtshaus, oder einer einerHausgeburt.
Geburt in derKlinik
Bei einerGeburt in derKlinikwerden Siemeist von einerHebamme betreut, die
Sie zuvor nicht kennengelernt haben, es sei denn, Sie haben sich für eineGeburt
in derKlinikmit einerBeleghebamme entschieden. Es kann sein, dass dieHebam-
me verschiedene Frauen gleichzeitig betreuenmuss. ZurGeburt selbst istmeist
zusätzlich einArzt anwesend. Je nachKlinik kann sich die geburtshilflicheBetreu-
ung stark unterscheiden, daher ist es ratsam, sich vor derGeburt genau über die
Klinik und ihreAngebote zu informieren.
Geburt imHebammenkreißsaal
Bei einerGeburt imHebammenkreißsaal erfolgt eine1:1-Betreuung ausschließlich
durch eineHebamme oder einHebammenteam. Sie findet in denRäumlichkeiten
derKlinik statt, bei auftretendenKomplikationenwird einArzt hinzugezogen.Bei
einer hebammengeleiteten Betreuung
findenweniger Eingriffe in den normalen
Geburtsverlauf statt, Spontangeburten
sind häufiger, Schmerzmittelwährend
derGeburtwerden seltener benötigt,
Dammschnitte undGeburten per Zange
oder Saugglocke sind seltener.Die be-
treuten Frauen berichten außerdem häu-
figer, ihreGeburt als selbstbestimmt er-
lebt zu haben.
Die normaleGeburt
DerKörper einer Frau ist dafür geschaffen, einKind zur
Welt zu bringen.Und auch dasKind ist für seinenWeg ans
Licht derWelt gut ausgerüstet.DieGeburt ist ein perfektes
Zusammenspiel zwischenMutter undKind.
Gehen Sie aktiv an IhreGeburt heran und informieren Sie
sich frühzeitig und umfassend zu den verschiedenen Fakto-
ren, die eineGeburt beeinflussen.Dies ist gutmöglich im
Rahmen einesGeburtsvorbereitungskurses oder in persön-
lichenGesprächenmit IhrerHebamme. Setzen Sie sichmit
den Vor- undNachteilen verschiedener Einflussfaktoren
auseinander, beispielsweise der Frage nach dem für Sie
passendenGeburtsort und derArt,wie Sie betreutwerden
möchten, oder auchwelchen EinflussGebärhaltungen und
Bewegung auf denGeburtsverlauf nehmen können.Haben
Sie diese undweitere Fragen für sich geklärt,wissen Sie,
was Ihnen für IhreGeburtwichtig ist und können auf dieser
Basis Entscheidungen treffen.
Äußern Sie bereits vor und auchwährend derGeburt,was
Ihnenwichtig ist:Nur so können Sie IhreGeburt aktiv
gestalten. Eine gute geburtshilflicheBetreuung bedeutet,
dass IhreWünsche gehört und soweitmöglich berücksich-
tigtwerden.
Die normaleGeburt
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EVIDENZ & PRAXIS
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EVI_EBf_NormaleGeburt13_01.indd 1
04.04.13 16:56
Mit einem
Informationsflyer
zumWeiterreichen
an die Eltern.
Christiane Schwarz
und Katja Stahl
(Hrsg.)
3
3
Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
4
Geburtsverletzungen
Geburtsverletzungen
Bereitswährend der Schwangerschaft stellt sich der
Körper einer Frau gut auf dieGeburt ein:Hormone lockern
dasGewebe auf und bereiten so denGeburtsweg für das
Kind vor.Dennoch kann eswährend derGeburt zu
spontanen Verletzungen desweichenGeburtskanals
kommen,wenn der Kopf bzw. die Schultern desBabys
geborenwerden.Ob es in diesemMoment zu einer
Verletzung des Scheiden- oderDammgewebes kommt, zu
sogenannten Schürfungen oder Rissen, hängt von der
Beschaffenheit desmütterlichenGewebes und vom
Geburtsverlauf ab.Bevor der Kopf desBabys den
Scheidenausgang verlässt, kann niemandwirklich
einschätzen, ob Scheide undDamm intakt bleiben.
DieGröße und Form des kindlichen Kopfes, die
Geschwindigkeit,mit der der Kopf geborenwird, die Form
des Schambogens (derKnochenbogen unterhalb des
Schambeins), derAbstand zwischen Scheiden- und
Darmausgang und die Elastizität desDammgewebes sind
mögliche Einflussfaktoren.
Lediglich dasDurchtrittstempo desKopfes ist von der
Hebamme steuerbar, indem sie das Köpfchenmit ihrer
Hand gegebenenfalls leicht zurückhält,wenn es zu schnell
geborenwird.Alle anderen Faktoren sind vorgegeben.
WelcheGeburtsverletzungen gibt es?
Zu den spontanenGeburtsverletzungen bei natürlichenGeburten gehören:
•derScheidenriss
•derDammriss
•derMuttermundsriss(sehrselten)
•derLabienriss(kleineSchamlippe)
•derKlitorisriss,eineVerletzungdesKitzlers(sehrselten)
•AnrissedertieferliegendenMuskulaturimBecken
•Gefäßverletzungen,diezuHämatomenführen
•RissimKnorpelgewebedesSchambeins(Symphysenruptur)(sehrselten)
•Steißbeinverletzungen.
ZudenVerletzungen,dieinfolgediagnostischerundtherapeutischerMaßnahmen
verursachtsind,gehörenderBauchschnittbeimKaiserschnittundderDamm-
schnitt(Episiotomie).
WennSieIhrKindaufnatürlichemWeggebären,könnenGewebsverletzungenin
derScheideundamDammentstehen.IhreHebammeoderderArztdokumen-
tiertinIhremGeburtenprotokollundimMutterpass,welcheVerletzungentstan-
denistundwiediesevernähtwurde.
Wiehäufig sindGeburtsverletzungen?
DieGeburtenindeutschenKlinikenwerdenjedesJahrvomAqua-Institut
bundesweitausgewertet.LeiderwirdnichtnachErst-undMehrgebärenden
unterschieden.DennFrauen,
diedasersteKindbekommen,
habenhäufigereineGeburts-
verletzungalsFrauen,die
weitereKinderbekommen.Ein
DrittelallerFrauenentbindet
mitKaiserschnittundhat
entsprechendinjedemFall
dieGeburtsverletzung eines
Bauchschnitts.
Ist einDammschnittnotwendig?
DieHebammekannerstimMomentderGeburtentscheiden,obesnotwendig
ist,einenDammschnittzumachen.FürdiesenEingriffmüssenSieumIhr
Einverständnisgefragtwerden.
EinGrundfüreinenDammschnittkönntesein,dassIhremBabyeinSauerstoff-
mangeldrohtunddieGeburtdeshalbschnellbeendetwerdenmuss.Manchmal
isteinDammschnittauchnotwendig,weildasDammgewebesichnichtausrei-
chenddehnt,umdasBabyvonselbstherauszulassen.AusderForschungwissen
wir,dassFrauenmiteinemDammschnittunterstärkerenSchmerzeninder
HeilungsphaseleidenalsjenemiteinemspontanentstandenenDammriss.
KannmanGeburtsverletzungen vorbeugen?
EsgibtverschiedeneÜberlegungen,wiedienatürlicheElastizitätdesDammes
verbessertwerdenkann,z.B.indem:
•dieFrauenmiteinemBallon(Vaginaldilatator)Aufdehnübungenmachen
•dieFraueninderSchwangerschaftdenDammmitÖlmassieren
•dieHebammedirektzurGeburtheißeKompressenaufdenDammauflegt
•derBeckenbodenvorderGeburttrainiertwird.
AnalysenderbishergemachtenStudienhabenergeben,dass
Übungen zum
Aufdehnen der Scheide
nichtzudenerwartetenErfolgenführen.
Die
Dammmassage
inderSchwangerschaftwirdvonvielenHebammen
empfohlenundesgibtauchBelegedafür,dassbeiErstgebärendenweniger
Geburtsverletzungenbeobachtetwerden.Allerdingsistnichtklar,obdieser
EffektausderMassageherrührtodervielleichtdadurchbedingtist,dassjene
FrauensichvorderGeburtmitdiesem,fürsieselbstnichtsichtbaren,Teilihres
Körpersintensiverauseinandergesetzthaben.DieMassagedesDammgewe-
beswährendderGeburthatsichnichtbewährt.
UnabhängigvomEinflussaufdasGewebekann
sicheineFrau,diemassiertwird,nichtfreibewe-
gen,waswährendderGeburteherungünstigist.
HebammeninAustralienhabendie
Verwendung
heißerKompresse
nuntersuchtundfestgestellt,
dassdieKompressenAnspannungenderBecken-
bodenmuskelnauflockernunddamitzurSchmerz-
linderungbeitragen.JegeringerdieAnspannungder
Muskulatur,destoleichterdehntsiesichohnezu
reißen.BittenSieIhreHebammebeiderGeburtumdiesewarmenKompressen,
siewirdesgernfürSietun.Empfehlungen,diesichausaktuellenundhochwer-
tigenStudienergeben,könnendazubishernochnichtgegebenwerden.
Gut trainierteMuskulatur
ziehtsichnichtnurbesserzusammen,sondern
dehntsichauchbesser.Daherlohntessich,inderSchwangerschaftweiter
SportzutreibenodersichgezieltderBeckenbodengymnastikzuzuwenden.
UntersuchungenergabenHinweisedarauf,dasseinvorgeburtlichesBecken-
bodentrainingmitmehrmalstäglichkleinenÜbungseinheitendazubeiträgt,
eineHarninkontinenzzuvermeiden,diealsMuskelschwächevermehrtinden
erstensechsMonatennachderGeburtauftritt.VorallembeiFrauen,dievor
derGeburtbereitsmiteinerUrininkontinenzkämpfen,hilftdasBeckenboden-
training,dieseBeschwerdenzumindern.ImGegensatzdazugibteskaum
Anzeichen,dasseinBeckenbodentrainingvorundwährendderSchwanger-
keineGeburtsverletzungen
Grad I
Grad II
Episiotomie
Grad III
Grad IV
Häufigkeit der Verletzungen
bei vaginalenGeburten nach
Schweregraden
38,3
16,2
17,5
26,3
| 0,1
1,6 |
EVIDENZ & PRAXIS
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Christiane Schwarz,Katja Stahl (Hrsg.)
SaraKindberg, Peggy Seehafer
Geburtsverletzungen
– vermeiden,
erkennen, versorgen
Geburtsverletzungen – vermeiden, erkennen, versorgen
Sara Kindberg, Peggy Seehafer
igen
n und
n und
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d alle
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.
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eGeburtsverletzungen gibt es?
u den spontanenGeburtsverletzungen bei natürlichenGeburten gehören:
derScheidenriss
derDammriss
derMuttermundsriss(sehrselten)
derLabienriss(kleineSchamlippe)
erKlitorisriss,eineVerletzungdesKitzlers(sehrselten)
nrissedertieferliegendenMuskulaturimBecken
efäßverletzungen,diezuHämatomenführen
ssimKnorpelgewebedesSchambeins(Symphysenruptur)(sehrselten)
eißbeinverletzungen.
nVerletzungen,dieinfolgediagnostischerundtherapeutischerMaßnahmen
sachtsind,gehörenderBauchschnittbeimKaiserschnittundderDamm-
t(Episiotomie).
SieIhrKindaufnatürlichemWeggebären,könnenGewebsverletzungenin
heideundamDammentstehen.IhreHebammeoderderArztdokumen-
IhremGeburtenprotokollundimMutterpass,welcheVerletzungentstan-
undwiediesevernähtwurde.
sindGeburtsverletzungen?
urtenindeutschenKlinikenwerdenjedesJahrvomAqua-Institut
eitausgewertet.LeiderwirdnichtnachErst-undMehrgebärenden
unterschieden.DennFrauen,
diedasersteKindbekommen,
habenhäufigereineGeburts-
verletzungalsFrauen,die
weitereKinderbekommen.Ein
DrittelallerFrauenentbindet
mitKaiserschnittundhat
entsprechendinjedemFall
dieGeburtsverletzung eines
Bauchschnitts.
chnittnotwendig?
ekannerstimMomentderGeburtentscheiden,obesnotwendig
mschnittzumachen.FürdiesenEingriffmüssenSieumIhr
gefragtwerden.
inenDammschnittkönntesein,dassIhremBabyeinSauerstoff-
nddieGeburtdeshalbschnellbeendetwerdenmuss.Manchmal
hnittauchnotwendig,weildasDammgewebesichnichtausrei-
dasBabyvonselbstherauszulassen.AusderForschungwissen
wir,dassFrauenmiteinemDammschnittunterstärkerenSchmerzeninder
HeilungsphaseleidenalsjenemiteinemspontanentstandenenDammriss.
KannmanGeburtsverletzungen vorbeugen?
EsgibtverschiedeneÜberlegungen,wiedienatürlicheElastizitätdesDammes
verbessertwerdenkann,z.B.indem:
•dieFrauenmiteinemBallon(Vaginaldilatator)Aufdehnübungenmachen
•dieFraueninderSchwangerschaftdenDammmitÖlmassieren
•dieHebammedirektzurGeburtheißeKompressenaufdenDammauflegt
•derBeckenbodenvorderGeburttrainiertwird.
AnalysenderbishergemachtenStudienhabenergeben,dass
Übungen zum
Aufdehnen der Scheide
nichtzudenerwartetenErfolgenführen.
Die
Dammmassage
inderSchwangerschaftwirdvonvielenHebammen
empfohlenundesgibtauchBelegedafür,dassbeiErstgebärendenweniger
Geburtsverletzungenbeobachtetwerden.Allerdingsistnichtklar,obdieser
EffektausderMassageherrührtodervielleichtdadurchbedingtist,dassjene
FrauensichvorderGeburtmitdiesem,fürsieselbstnichtsichtbaren,Teilihres
Körpersintensiverauseinandergesetzthaben.DieMassagedesDammgewe-
beswährendderGeburthatsichnichtbewährt.
UnabhängigvomEinflussaufdasGewebekann
sicheineFrau,diemassiertwird,nichtfreibewe-
gen,waswährendderGeburteherungünstigist.
HebammeninAustralienhabendie
Verwendung
heißerKompresse
nuntersuchtundfestgestellt,
dassdieKompressenAnspannungenderBecken-
bodenmuskelnauflockernunddamitzurSchmerz-
linderungbeitragen.JegeringerdieAnspannungder
Muskulatur,destoleichterdehntsiesichohnezu
reißen.BittenSieIhreHebammebeiderGeburtumdiesewarmenKompressen,
siewirdesgernfürSietun.Empfehlungen,diesichausaktuellenundhochwer-
tigenStudienergeben,könnendazubishernochnichtgegebenwerden.
Gut trainierteMuskulatur
ziehtsichnichtnurbesserzusammen,sondern
dehntsichauchbesser.Daherlohntessich,inderSchwangerschaftweiter
SportzutreibenodersichgezieltderBeckenbodengymnastikzuzuwenden.
UntersuchungenergabenHinweisedarauf,dasseinvorgeburtlichesBecken-
bodentrainingmitmehrmalstäglichkleinenÜbungseinheitendazubeiträgt,
eineHarninkontinenzzuvermeiden,diealsMuskelschwächevermehrtinden
erstensechsMonatennachderGeburtauftritt.VorallembeiFrauen,dievor
derGeburtbereitsmiteinerUrininkontinenzkämpfen,hilftdasBeckenboden-
training,dieseBeschwerdenzumindern.ImGegensatzdazugibteskaum
Anzeichen,dasseinBeckenbodentrainingvorundwährendderSchwanger-
keineGeburtsverletzungen
Grad I
Grad II
Episiotomie
Grad III
Grad IV
Häufigkeit der Verletzungen
bei vaginalenGeburten nach
Schweregraden
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3
NEU
270>
135>
405>
540>
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Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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Wiefinden Sieheraus,was richtig
für Sieund IhrKind ist?
Entscheidungen zu treffen ist nicht immer einfach, umsoweniger,wenn (lebens)
wichtige Fragen anstehen und nichtmehr nur die eigene Person, sondern auch
das Kind davon betroffen ist. In dieser Situation holen Sie sich Rat bei Ihrem Part-
ner, IhrerHebamme und Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, versuchen herauszufinden,was
Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, schauen in Büchern, Informationsbroschüren oder im
Internet nachHilfe für Ihre Entscheidung. Spätestens,wenn hierwidersprüchliche
Meinungen aufeinander prallen,wird es kompliziert.Dann ist es hilfreich, Ihre
Fragen systematisch anzugehen.
Entscheidungshilfe
Wir skizzieren nachfolgend zwei Situationen, die typischerweise zu einer Ent-
scheidung zwingen, und beschreiben an diesen Beispielen,wieman sich einer
Entscheidung systematisch nähern kann.
1.Umwelche Entscheidung geht es ganz genau?
Überlegen Sie, aufwelche konkrete Frage Sie eigentlich eine Antwort benötigen.
Beispiel Steißlage:
Ihr Baby liegt „verkehrt herum“ und Ihnenwird zu einem Kaiserschnitt geraten. Es
gibt aber auch dieMöglichkeit einer normalenGeburt.Die Frage, auf die Sie eine
Antwortbenötigen: Soll ich einen geplantenKaiserschnittmachen lassenodernicht?
Beispiel PDA
(Periduralanästhesie, rückenmarksnahe örtliche Betäubung)
:
Dies ist Ihre erste Schwangerschaft. Siewissen nicht,wie sichWehenschmerzen
anfühlen und ziehen eine PDA zurGeburt in Erwägung.Die Frage, auf die Sie
eine Antwort benötigen: Sollen Sie sich zur Schmerzlinderung eine PDA legen
lassen oder nicht?
2.Wasbrauchen Sie,umdie Entscheidung treffen zu können?
In der Regel helfen Ihnen zunächst verschiedene Informationen überNutzen und
Risiken, um das Für undWider abzuwägen.Meist benötigen Sie auchUnterstüt-
zung, um eine Entscheidung treffen zu können.
Beispiel Steißlage:
Wie hoch ist dieWahrscheinlichkeit, dass eine normaleGeburt gut ausgeht und
wie hoch ist dieWahrscheinlichkeit, dass ein geplanter Kaiserschnitt gut ausgeht?
Welche Probleme können jeweils auftreten undwie hoch ist das Risiko, dass
sie auftreten? Für Ihre Entscheidung ist eswichtig zuwissen,wie hoch diese
Wahrscheinlichkeiten und Risiken in Ihrer speziellen Situation sind, d.h. abhängig
davon, ob es Ihr erstes oder zweites Kind ist, ob sie schon einmal einen Kaiser-
schnitt hatten,wie groß Ihr Kind geschätztwird, ob Ihr Kind in vollkommener
Steißlage, Fuß- oder Knielage liegt u.ä.
Gibt es ein Krankenhaus in IhrerNähe, dasmit der Betreuung normalerGeburten
bei Steißlage Erfahrung hat?
Beispiel PDA:
Wie groß ist dieWahrscheinlichkeit, dass die PDA Ihre Schmerzen tatsächlich
lindert?Welche Probleme können bei Ihnen oder Ihrem Kind durch die PDA
auftreten undwie häufig kommen sie vor? Für Ihre Entscheidung ist eswichtig
zuwissen,wie hoch dieseWahrscheinlichkeiten und Risiken in Ihrer speziellen
Situation sind, d.h. abhängig von IhremGewicht, davon, ob Sie Problememit der
Wirbelsäule haben, Vorerkrankungen oder Allergien gegen bestimmteMedika-
mente vorliegen.Welche Alternativen gibt es, umWehenschmerzen zu lindern,
welche Vor- undNachteile haben diese?
Können Sie sich bereits vorab in der von Ihnen ausgewählten Klinik über
die verschiedenen Angebote zur Schmerzlinderung informieren?Haben Sie
dieMöglichkeit, dieHebamme, die Sie bei derGeburt betreut, bereits vorab
kennenzulernen?
3.Was sind IhreBedürfnisseundWünsche?
Welchen Einfluss die Vor- undNachteile auf Ihre Entscheidung haben,wird
davon abhängen,welchen Stellenwert sie für Sie haben.Diese Einschätzung
kann individuell sehr unterschiedlich sein und hängt von IhrenWünschen und
Bedürfnissen ab.
Beispiel Steißlage:
Am liebstenmöchten Sie Ihr Kindmitmöglichstwenigen Eingriffen zurWelt
bringen.
Beispiel PDA:
Siewollen auf keinen Fall, dass Ihr Kind durch einMedikament beeinträchtigtwird
undwünschen sich eine normaleGeburtmitmöglichstwenigen Eingriffen.
4.Planen Siedienächsten Schritte
Überlegen Sie vor demHintergrund IhrerWünsche und Bedürfnisse und den
Informationen, die Sie bisher erhalten haben, ob Sie nun eine Entscheidung
treffen können.
Beispiel Steißlage:
Haben Sie ausreichend Informationen über die Vorteile und Risiken der normalen
Geburt und des geplanten Kaiserschnitts in Ihrer speziellen Situation?Haben Sie
genügendUnterstützung durch Ihren Partner, IhreHebamme, IhrenArzt, IhreKlinik,
Informiert entscheiden
ZahlreicheAngebote anMaßnahmen, Screenings und
Untersuchungen stellt Schwangere vor ebenso viele Ent-
scheidungen.Denn bei allen stellt sich die Frage,welche
davon zumGesundsein und -bleibenwirklich sinnvoll sind
und obman sich dafür oder dagegen entscheiden soll.
Schadet ein Schmerzmittelwährend derGeburt demBaby?
Braucht jedesNeugeborene Tropfen und Tabletten,Unter-
suchungen, Impfungen und Tests?Die Informationen dazu
widersprechen sich häufig – auf der einen Seite fragwür-
digeHochglanzreklame für Vitaminpillenmit dem Verspre-
chen auf ein gesundes, klugesKind, auf der anderen Seite
eineGesellschaft, die sich bereits überreichlich ernährt und
pflegt und in der gefährliche Infektionskrankheiten fast
ausgerottet sind.Wie finden Sie da zur „richtigen“ Ent-
scheidung?Ärzte,Apotheker,Hebammen undHeilpraktiker
geben individuell oder über ihre Fachgesellschaften unter-
schiedliche Empfehlungen.Nationale staatliche Stellenwie
die Ständige Impfkommission StIKo oder dasBundesinstitut
fürRisikobewertungBfR geben zum Teilwidersprüchliche
Stellungnahmen heraus und in anderen Ländernwerden
Nutzenund Schaden vonMaßnahmenwährend Schwanger-
schaft,Geburt undWochenbettmöglicherweise noch
einmal anders bewertet.Die Verwirrung ist damit vorpro-
grammiert.
Informiert entscheiden
4
EVIDENZ & PRAXIS
2
EVI_EBf1_Grundlagen13_RZ 1
18.04.13 13:03
Grundlagender evidenzbasiertenBetreuung
Christiane Schwarz, Katja Stahl
und
lagen
eng
r“
on
cke
dlich
sen-
ür die
Christiane Schwarz,Katja Stahl
Grundlagen der
evidenzbasierten
Betreuung
EVIDENZ & PRAXIS
4
3
Wiefinden Sieheraus,was richtig
für Sieund IhrKind ist?
Entscheidungen zu treffen ist nicht immer einfach, umsomehr,wenn (lebens)
wichtige Fragen anstehen und nichtmehr nur die eigene Person, sondern auch
das Kind davon betroffen ist. In dieser Situation holen Sie sich Rat bei Ihrem Part-
ner, IhrerHebamme und Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, versuchen herauszufinden,was
Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, schauen in Büchern, Informationsbroschüren oder im
Internet nachHilfe für Ihre Entscheidung. Spätestens,wenn hierwidersprüchliche
Meinungen aufeinander prallen,wird es kompliziert.Dann ist es hilfreich, Ihre
Fragen systematisch anzugehen.
Entscheidungshilfe
Wir skizzieren nachfolgend zwei Situationen, die typischerweise zu einer Ent-
scheidung zwingen, und beschreiben an diesen Beispielen,wieman sich einer
Entscheidung systematisch nähern kann.
1.Umwelche Entscheidung geht es ganz genau?
Überlegen Sie, aufwelche konkrete Frage Sie eigentlich eine Antwort benötigen.
Beispiel Steißlage:
Ihr Baby liegt „verkehrt herum“ und Ihnenwird zu einem Kaiserschnitt geraten. Es
gibt aber auch dieMöglichkeit einer normalenGeburt.Die Frage, auf die Sie eine
Antwort benötigen: Soll ich einen geplanten Kaiserschnittmachen lassen oder
nicht?
Beispiel PDA
(Periduralanästhesie, rückenmarksnahe örtliche Betäubung)
:
Dies ist Ihre erste Schwangerschaft. Siewissen nicht,wie sichWehenschmerzen
anfühlen und ziehen eine PDA zurGeburt in Erwägung.Die Frage, auf die Sie
eine Antwort benötigen: Sollen Sie sich zur Schmerzlinderung eine PDA legen
lassen oder nicht?
asbrauchen Sie,umdie Entscheidung treffen zu können?
In der Regel helfen Ihnen zunächst verschiedene Informationen überNutzen und
Risiken, um das Für undWider abzuwägen.Meist benötigen Sie auchUnterstüt-
zung, um eine Entscheidung treffen zu können.
Beispiel Steißlage:
Wie hoch ist dieWahrscheinlichkeit, dass eine normaleGeburt gut ausgeht und
wie hoch ist dieWahrscheinlichkeit, dass ein geplanter Kaiserschnitt gut ausgeht?
Welche Probleme können jeweils auftreten undwie hoch ist das Risiko, dass
sie auftreten? Für Ihre Entscheidung ist eswichtig zuwissen,wie hoch diese
Wahrscheinlichkeiten und Risiken in Ihrer speziellen Situation sind, d.h. abhängig
davon, ob es Ihr erstes oder zweites Kind ist, ob sie schon einmal einen Kaiser-
schnitt hatten,wie groß Ihr Kind geschätztwird, ob Ihr Kind in vollkommener
Steißlage, Fuß- oder Knielage liegt u.ä.
Gibt es ein Krankenhaus in IhrerNähe, dasmit der Betreuung normalerGeburten
bei Steißlage Erfahrung hat?
Beispiel PDA:
Wie groß ist dieWahrscheinlichkeit, dass die PDA Ihre Schmerzen tatsächlich
lindert?Welche Probleme können bei Ihnen oder Ihrem Kind durch die PDA
auftreten undwie häufig kommen sie vor? Für Ihre Entscheidung ist eswichtig
zuwissen,wie hoch dieseWahrscheinlichkeiten und Risiken in Ihrer speziellen
Situation sind, d.h. abhängig von IhremGewicht, davon, ob Sie Problememit der
Wirbelsäule haben, Vorerkrankungen oder Allergien gegen bestimmteMedika-
mente vorliegen.Welche Alternativen gibt es, umWehenschmerzen zu lindern,
welche Vor- undNachteile haben diese?
Können Sie sich bereits vorab in der von Ihnen ausgewählten Klinik über
die verschiedenen Angebote zur Schmerzlinderung informieren?Haben Sie
dieMöglichkeit, dieHebamme, die Sie bei derGeburt betreut, bereits vorab
kennenzulernen?
3.Was sind IhreBedürfnisseundWünsche?
Welchen Einfluss die Vor- undNachteile auf Ihre Entscheidung haben,wird
davon abhängen,welchen Stellenwert sie für Sie haben.Diese Einschätzung
kann individuell sehr unterschiedlich sein und hängt von IhrenWünschen und
Bedürfnissen ab.
Beispiel Steißlage:
Am liebstenmöchten Sie Ihr Kindmitmöglichstwenigen Eingriffen zurWelt
bringen.
Beispiel PDA:
Siewollen auf keinen Fall, dass Ihr Kind durch einMedikament beeinträchtigtwird
undwünschen sich eine normaleGeburtmitmöglichstwenigen Eingriffen.
4.Planen Siedienächsten Schritte
Überlegen Sie vor demHintergrund IhrerWünsche und Bedürfnisse und den
Informationen, die Sie bisher erhalten haben, ob Sie nun eine Entscheidung
treffen können.
Beispiel Steißlage:
Haben Sie ausreichend Informationen über die Vorteile und Risiken der normalen
Geburt und des geplanten Kaiserschnitts in Ihrer speziellen Situation?Haben Sie
28.04.11 13:00
1
Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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405>
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WelcheMöglichkeitenderBeobachtung gibt es?
DieHerztöne eines ungeborenen Kindes lassen sich in der Schwangerschaft
undwährend derGeburtmithilfe verschiedener Techniken beobachten und
aufzeichnen:
Pinard-Höhrrohr
Technik:
Die Form dieses kleinen Instruments ausHolz oder Aluminium ermög-
licht es, dieNebengeräuschewegzufiltern, und verstärkt gleichzeitig das leise
Klopfen des kindlichenHerzens – derHerzschlagwird hörbar.
Vorteile:
KeineUltraschallwellen. Keine Fehler durch technischeDefekte. Kein
Strom nötig.DieQualität des echtenHerzschlages ist hörbar.
Nachteile:
DasHören derHerztöne erfordertÜbung. Je nach Lage des Kindes
und der Plazenta und derDicke der Bauchdecke kann es schwierig sein, die
Herztöne deutlich zu hören.DieHerztönemüssen handschriftlich dokumentiert
werden.DasHören derHerztöne und dasDokumentieren sind personalintensiv.
Dopton
Technik:
Mithilfe vonUltraschallwellen übersetzt dieses kleine, tragbareGerät
die Bewegung imHerzen oder in den Blutgefäßen desUngeborenen in ein
Geräusch.MancheGeräte zeigen dieHerzfrequenz in einemDisplay an.
Vorteile:
Tragbar und flexibel einsetzbar (auch unterWasser), dieGebärende
braucht ihreHaltung nicht zu verändern.Die Anwendung ist leicht zu erlernen.
Nachteile:Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.DieHerztöne
müssen handschriftlich dokumentiertwerden. Personalintensiv.
CTG (Cardio-Toko-Graph)
Technik:
Ultraschallgerät, das die Bewegungen imGewebe in akustische und
elektrische Signale umwandelt und aufzeichnet. Zusätzlichmisst dasGerät den
Druck an derGebärmutter und dokumentiert so dieWehen. Für dieseMessun-
genwerden zweiUltraschallsonden auf dem Bauch derMutter befestigt.Die
Herztöne können auchmithilfe einer Elektrode, die am Kopf des Kindes befestigt
wird, gemessenwerden.
Vorteile:
Genaue und kontinuierlicheDokumentation.Wenig Personal erforderlich.
Nachteile:
Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.Die Interpre-
tation derCTG-Aufzeichnung ist schwierig und führt daher häufig zu „falsch-po-
sitiven“ Befunden.Das bedeutet, dass dieGeburtshelfer die CTG-Aufzeichnung
falsch interpretieren und vermuten, dass es dem ungeborenen Kind schlecht
geht, obwohl das nicht der Fall ist. Sie leiten daraufhinmöglicherweise unnötige
Maßnahmen ein.
Die Aufzeichnungmit einemCTG-Gerät dauertmindestens eine halbe Stunde,
mitunter auch länger, und schränkt häufig dieBewegung der gebärenden Frau ein.
Was sagenunsdieHerztöne?
Verändert sich dasHerztonmuster eines Kindes über eine längere Zeit, kann das
auf eine Sauerstoffmangelsituation hinweisen, in der dasHerz ggf. nichtmehr
ausreichend sauerstoffreiches Blut durch den Körper pumpt. Schäden durch
Sauerstoffmangel sind bei ungeborenen Kindern allerdings extrem selten.
Bei dem Versuch, diewenigen Kinder zu identifizieren, diewirklich inNot sind,
können alle drei oben beschriebenen Techniken eingesetztwerden.Dabei liefert
dieCTG-Aufzeichnung die differenziertesten Informationen, sie sind allerdings
auch am schwierigsten zu bewerten. IndemHerztöne undWehen gleichzeitig auf
einem Papier aufgezeichnetwerden, lassen sich die Zusammenhänge deutlich
erkennen:Während derWehe verringert sich zunächst die Anzahl der kindlichen
Herzschläge proMinute, um dannwieder auf dasNormalniveau anzusteigen.
Hebammen und Ärzte beobachten dieCTG-Aufzeichnungen und stufen sie in
„normal“, „suspekt“ oder „pathologisch“ ein – sie beurteilen also, ob die Aufzeich-
nungHinweise auf Auffälligkeiten oder auf einenNotfall gibt. Ist einCTG suspekt
oder pathologisch,werdenweitereMethoden eingesetzt, um eineGefährdung
des Kindes auszuschließen – oder um etwas zu seinerHilfe zu unternehmen.
Hört dieHebamme dieHerztönemit einem Pinard-Höhrrohr oder einemDopton,
wird sie im Falle eines suspektenBefundes zumCTGwechseln.
DieRichtlinienund Leitlinien inDeutschland
Zahlreichewissenschaftliche Studien liefernHinweise dafür, dass Schäden durch
Sauerstoffmangel bei einer normalen Schwangerschaft undGeburt nicht verhin-
dertwerden können, indem dieHerztöne des Kindes routinemäßig überprüft
werden. Es scheint sogar so zu sein, dass im Vergleich zurHerztonkontrollemit
dem Pinard-Höhrrohr und demDopton beiCTG-Aufzeichnungen etwas häufiger
weitereMaßnahmen ergriffenwerden,weil die Aufzeichnung falsch beurteiltwird.
Laut dieser Erkenntnisse reicht es aus, dieHerztöne des Kindes in bestimmten
Abständen abzuhören –was aberwegen der dünnen Personaldecke in vielen
Krankenhäusern ein Problem ist.Darüber hinaus ziehen viele Fachleute die konti-
nuierliche elektronischeDokumentation einer handschriftlichen Aufzeichnung vor.
Währendder Schwangerschaft
In der Schwangerschaft regelt dieMutterschafts-Richtlinie dieUntersuchungen
undMaßnahmen, die in der Schwangerenvorsorge routinemäßig durchgeführt
werden sollen.Hierwird ausdrücklich festgestellt, dass eineCTG-Überwachung
nicht routinemäßig ausgeführtwerden soll.
WährendderGeburt
Für dieGeburtssituation gibt es keine verbindlichen Richtlinien.Hier schlagen die
Leitlinien der deutschen Fachgesellschaft der Frauenärzte (DGGG) vor, die
Bereits in der Schwangerschaft, insbesondere aber
während derGeburt lauschenHebammen undÄrzte dem
Herzton und demHerzrhythmus des ungeborenen Kindes.
Ziel undWunsch ist es, anhand derHerztöne einschätzen
zu können, ob es demKind gut geht.
Während derGeburt ist dasKind demDruck derWehen
ausgesetzt,wodurch sich auf natürlicheWeise die Sauer-
stoffverhältnisse imBlut desUngeborenen verändern – der
Herzton verändert sich,dasKindpasst seinenHerzrhythmus
an:Mit einem schnellerenHerzschlag und damit einer
schnelleren Fließgeschwindigkeit des sauerstoffreichen
Blutes gleicht das Kind den kurzfristigen Sauerstoffmangel
aus. Ein gesunder Prozess.
Ändert sich derHerzschlag desUngeborenen über einen
längeren Zeitraum, behalten dieGeburtshelfer dieHerztöne
desKindes imBlick, um ggf.Maßnahmen ergreifen zu kön-
nen, um demKind zu helfen. In derRegel reicht eine ande-
reKörperhaltung derMutter oder eine andere Atemtechnik,
um den Sauerstoffbedarf desKindeswieder anzupassen.
In seltenen Fällen kann es auch nötig sein, dasKind zu un-
terstützen, schneller auf dieWelt zu kommen.
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
EVIDENZ & PRAXIS
EVI_EBf2_CTG13_RZ 1
17.04.13 15:39
Christiane Schwarz,Katja Stahl (Hrsg.)
PatriciaGruber,KatrinOehler,Christiane Schwarz
CTG – verstehen,
bewerten,
dokumentieren
CTG – verstehen,bewerten,dokumentieren
PatriciaGruber, KatrinOehler,Christiane Schwarz
Nurwer die physiologischenMechanismen des ungebo-
renen Kindes, seine Kompensationsmöglichkeiten und die
Anzeichen von fetalemDisstress versteht, ist in der Lage,
CTG-Aufzeichnungen korrekt zu lesen und zu interpre-
tieren – und kann so unnötige Interventionskaskaden
während derGeburt vermeiden.
Vor demHintergrund der physiologischen Zusammenhän-
ge und anhand zahlreicher Fallbeispiele fassen die Auto-
rinnen, zwei erfahreneHebammen und eineGynäkologin,
die evidenzbasierten und praxisorientierten Informationen
zusammen, die jedeHebamme dazu befähigen,CTG-
Aufzeichnungen zu verstehen, zu bewerten und korrekt
zu dokumentieren.
Die Buchreihe „Evidenz & Praxis“, herausgegeben von
Christiane Schwarz und Katja Stahl, schließt eine Lücke
in der Fachliteratur:Mit klar umrissenen, gut verständlich
und strukturiert aufbereiteten Themenwerdenwissen-
schaftliche Erkenntnisse zur fundiertenGrundlage für die
täglichen Entscheidungen in der Berufspraxis.
ISBN 978-3-87777-119-8
Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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WelcheMöglichkeitenderBeobachtung gibt es?
DieHerztöne eines ungeborenenKindes lassen sich in der Schwangerschaft und
während derGeburtmithilfe verschiedener Techniken beobachten und aufzeichnen:
Pinard-Höhrrohr
Technik:
Die Form dieses kleinen Instruments ausHolz oder Aluminium ermög-
licht es, dieNebengeräuschewegzufiltern, und verstärkt gleichzeitig das leise
Klopfen des kindlichenHerzens – derHerzschlagwird hörbar.
Vorteile:
KeineUltraschallwellen. Keine Fehler durch technischeDefekte. Kein
Strom nötig.DieQualität des echtenHerzschlages ist hörbar.
Nachteile:
DasHören derHerztöne erfordertÜbung. Je nach Lage des Kindes und
der Plazenta und derDicke der Bauchdecke kann es schwierig sein, dieHerztöne
deutlich zu hören.DieHerztönemüssen handschriftlich dokumentiertwerden.Das
Hören derHerztöne und dasDokumentieren sind personalintensiv.
Dopton
Technik:
Mithilfe vonUltraschallwellen übersetzt dieses kleine, tragbareGerät die
Bewegung imHerzen oder in den Blutgefäßen desUngeborenen in einGeräusch.
MancheGeräte zeigen dieHerzfrequenz in einemDisplay an.
Vorteile:
Tragbar und flexibel einsetzbar (auch unterWasser), dieGebärende
braucht ihreHaltung nicht zu verändern.Die Anwendung ist leicht zu erlernen.
Nachteile:Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.DieHerztöne
müssen handschriftlich dokumentiertwerden. Personalintensiv.
CTG (Cardio-Toko-Graph)
Technik:
Ultraschallgerät, das die Bewegungen imGewebe in akustische und
elektrische Signale umwandelt und aufzeichnet. Zusätzlichmisst dasGerät den
Druck an derGebärmutter und dokumentiert so dieWehen. Für dieseMessungen
werden zweiUltraschallsonden auf dem Bauch derMutter befestigt.DieHerztöne
können auchmithilfe einer Elektrode, die am Kopf des Kindes befestigtwird,
gemessenwerden.
Vorteile:
Genaue und kontinuierlicheDokumentation.Wenig Personal erforderlich.
Nachteile:
Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.Die Interpre-
tation derCTG-Aufzeichnung ist schwierig und führt daher häufig zu „falsch-
positiven“ Befunden.Das bedeutet, dass dieGeburtshelfer die CTG-Aufzeichnung
falsch interpretieren und vermuten, dass es dem ungeborenen Kind schlecht
geht, obwohl das nicht der Fall ist. Sie leiten daraufhinmöglicherweise unnötige
Maßnahmen ein.
Die Aufzeichnungmit einemCTG-Gerät dauertmindestens eine halbe Stunde,
mitunter auch länger, und schränkt häufig die Bewegung der gebärenden Frau ein.
Was sagenunsdieHerztöne?
Verändert sich dasHerztonmuster eines Kindes über eine längere Zeit, kann das
auf eine Sauerstoffmangelsituation hinweisen, in der dasHerz ggf. nichtmehr
ausreichend sauerstoffreiches Blut durch den Körper pumpt. Schäden durch
Sauerstoffmangel sind bei ungeborenen Kindern allerdings extrem selten.
Bei dem Versuch, diewenigen Kinder zu identifizieren, diewirklich inNot sind,
können alle drei oben beschriebenen Techniken eingesetztwerden.Dabei liefert
dieCTG-Aufzeichnung die differenziertesten Informationen, sie sind allerdings auch
am schwierigsten zu bewerten. IndemHerztöne undWehen gleichzeitig auf einem
Papier aufgezeichnetwerden, lassen sich die Zusammenhänge deutlich erkennen:
Während derWehe verringert sich zunächst die Anzahl der kindlichenHerzschläge
proMinute, um dannwieder auf dasNormalniveau anzusteigen.
Hebammen und Ärzte beobachten dieCTG-Aufzeichnungen und stufen sie in
„normal“, „suspekt“ oder „pathologisch“ ein – sie beurteilen also, ob die Aufzeich-
nungHinweise auf Auffälligkeiten oder auf einenNotfall gibt. Ist einCTG suspekt
oder pathologisch,werdenweitereMethoden eingesetzt, um eineGefährdung des
Kindes auszuschließen – oder um etwas zu seinerHilfe zu unternehmen.
Hört dieHebamme dieHerztönemit einem Pinard-Höhrrohr oder einemDopton,
wird sie im Falle eines suspektenBefundes zumCTGwechseln.
DieRichtlinienund Leitlinien inDeutschland
Zahlreichewissenschaftliche Studien liefernHinweise dafür, dass Schäden durch
Sauerstoffmangel bei einer normalen Schwangerschaft undGeburt nicht verhindert
werden können, indem dieHerztöne des Kindes routinemäßig überprüftwerden.
Es scheint sogar so zu sein, dass im Vergleich zurHerztonkontrollemit dem
Pinard-Höhrrohr und demDopton beiCTG-Aufzeichnungen etwas häufigerweitere
Maßnahmen ergriffenwerden,weil die Aufzeichnung falsch beurteiltwird.
Laut dieser Erkenntnisse reicht es aus, dieHerztöne des Kindes in bestimmten
Abständen abzuhören –was aberwegen der dünnen Personaldecke in vielen
Krankenhäusern ein Problem ist.Darüber hinaus ziehen viele Fachleute die konti-
nuierliche elektronischeDokumentation einer handschriftlichen Aufzeichnung vor.
Währendder Schwangerschaft
In der Schwangerschaft regelt dieMutterschafts-Richtlinie dieUntersuchungen und
Maßnahmen, die in der Schwangerenvorsorge routinemäßig durchgeführtwerden
sollen.Hierwird ausdrücklich festgestellt, dass eineCTG-Überwachung nicht
routinemäßig ausgeführtwerden soll.
WährendderGeburt
Für dieGeburtssituation gibt es keine verbindlichen Richtlinien.Hier schlagen
die Leitlinien der deutschen Fachgesellschaft der Frauenärzte (DGGG) vor, die
Herztöne desUngeborenenmit einemCTG-Gerät aufzuzeichnen,wenn die Frau
Bereits in der Schwangerschaft, insbesondere aber
während derGeburt lauschenHebammen und Ärzte dem
Herzton und demHerzrhythmus des ungeborenen Kindes.
Ziel undWunsch ist es, anhand derHerztöne einschätzen
zu können, ob es dem Kind gut geht.
Während derGeburt ist das Kind demDruck derWehen
ausgesetzt,wodurch sich auf natürlicheWeise die Sauer-
stoffverhältnisse imBlut desUngeborenen verändern – der
Herzton verändert sich, das Kind passt seinenHerzrhyth-
mus an:Mit einem schnellerenHerzschlag und damit einer
schnelleren Fließgeschwindigkeit des sauerstoffreichen
Blutes gleicht das Kind den kurzfristigen Sauerstoffmangel
aus. Ein gesunder Prozess.
Ändert sich derHerzschlag desUngeborenen über einen
längeren Zeitraum, behalten dieGeburtshelfer dieHerztöne
desKindes imBlick, um ggf.Maßnahmen ergreifen zu kön-
nen, um dem Kind zu helfen. In der Regel reicht eine ande-
re Körperhaltung derMutter oder eineandere Atemtechnik,
um den Sauerstoffbedarf des Kindeswieder anzupassen. In
seltenen Fällen kann es auch nötig sein, dasKind zu unter-
stützen, schneller auf di
Welt zu kommen.
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
EVIDENZ & PRAXIS
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EVI_EBf_CTG11_09.indd 1
26.04.11 20:01
Mit einem
Informationsflyer
zumWeiterreichen
an die Eltern.
Christiane Schwarz
und Katja Stahl
(Hrsg.)
2
2
Sara Kindberg, Peggy Seehafer
Geburtsverletzungen –
vermeiden, erkennen, versorgen
Best.-Nr. 127,
19,80
Euro
Christiane Schwarz, Katja Stahl
Grundlagen der evidenzbasierten Betreuung
Best.-Nr. 118,
19,80
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Patricia Gruber,
Katrin Oehler,
Christiane Schwarz
CTG – verstehen, bewerten, dokumentieren
Best.-Nr. 119,
19,80
Euro
Christiane Schwarz,Katja Stahl (Hrsg.)
Tara Franke
Geburt in Bewegung –
die Kräfte nutzen
Geburt inBewegung –dieKräftenutzen
Tara Franke
Nurwer die physiologischenMechanismen des ungebo-
renen Kindes, seine Kompensationsmöglichkeiten und die
Anzeichen von fetalemDisstress versteht, ist in der Lage,
CTG-Aufzeichnungen korrekt zu lesen und zu interpre-
tieren – und kann so unnötige Interventionskaskaden
während derGeburt vermeiden.
Vor demHintergrund der physiologischen Zusammenhän-
ge und anhand zahlreicher Fallbeispiele fassen die Auto-
rinnen, zwei erfahreneHebammen und eineGynäkologin,
die evidenzbasierten und praxisorientierten Informationen
zusammen, die jedeHebamme dazu befähigen,CTG-
Aufzeichnungen zu verstehen, zu bewerten und korrekt
zu dokumentieren.
Die Buchreihe „Evidenz & Praxis“, herausgegeben von
Christiane Schwarz und Katja Stahl, schließt eine Lücke
in der Fachliteratur:Mit klar umrissenen, gut verständlich
und strukturiert aufbereiteten Themenwerdenwissen-
schaftliche Erkenntnisse zur fundiertenGrundlage für die
täglichen Entscheidungen in der Berufspraxis.
ISBN 978-3-87777-119-8
Eltern
Eltern
Eltern
wissen,
verstehen,
entscheiden
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WelcheMöglichkeitenderBeobachtung gibt es?
DieHerztöne eines ungeborenenKindes lassen sich in der Schwangerschaft und
während derGeburtmithilfe verschiedener Techniken beobachten und aufzeichnen:
Pinard-Höhrrohr
Technik:
Die Form dieses kleinen Instruments ausHolz oder Aluminium ermög-
licht es, dieNebengeräuschewegzufiltern, und verstärkt gleichzeitig das leise
Klopfen des kindlichenHerzens – derHerzschlagwird hörbar.
Vorteile:
KeineUltraschallwellen. Keine Fehler durch technischeDefekte. Kein
Strom nötig.DieQualität des echtenHerzschlages ist hörbar.
Nachteile:
DasHören derHerztöne erfordertÜbung. Je nach Lage des Kindes und
der Plazenta und derDicke der Bauchdecke kann es schwierig sein, dieHerztöne
deutlich zu hören.DieHerztönemüssen handschriftlich dokumentiertwerden.Das
Hören derHerztöne und dasDokumentieren sind personalintensiv.
Dopton
Technik:
Mithilfe vonUltraschallwellen übersetzt dieses kleine, tragbareGerät die
Bewegung imHerzen oder in den Blutgefäßen desUngeborenen in einGeräusch.
MancheGeräte zeigen dieHerzfrequenz in einemDisplay an.
Vorteile:
Tragbar und flexibel einsetzbar (auch unterWasser), dieGebärende
braucht ihreHaltung nicht zu verändern.Die Anwendung ist leicht zu erlernen.
Nachteile:Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.DieHerztöne
müssen handschriftlich dokumentiertwerden. Personalintensiv.
CTG (Cardio-Toko-Graph)
Technik:
Ultraschallgerät, das die Bewegungen imGewebe in akustische und
elektrische Signale umwandelt und aufzeichnet. Zusätzlichmisst dasGerät den
Druck an derGebärmutter und dokumentiert so dieWehen. Für dieseMessungen
werden zweiUltraschallsonden auf dem Bauch derMutter befestigt.DieHerztöne
können auchmithilfe einer Elektrode, die am Kopf des Kindes befestigtwird,
gemessenwerden.
Vorteile:
Genaue und kontinuierlicheDokumentation.Wenig Personal erforderlich.
Nachteile:
Ultraschallwellen. Technische Störungen sindmöglich.Die Interpre-
tation derCTG-Aufzeichnung ist schwierig und führt daher häufig zu „falsch-
positiven“ Befunden.Das bedeutet, dass dieGeburtshelfer die CTG-Aufzeichnung
falsch interpretieren und vermuten, dass es dem ungeborenen Kind schlecht
geht, obwohl das nicht der Fall ist. Sie leiten daraufhinmöglicherweise unnötige
Maßnahmen ein.
Die Aufzeichnungmit einemCTG-Gerät dauertmindestens eine halbe Stunde,
mitunter auch länger, und schränkt häufig die Bewegung der gebärenden Frau ein.
Was sagenunsdieHerztöne?
Verändert sich dasHerztonmuster eines Kindes über eine längere Zeit, kann das
auf eine Sauerstoffmangelsituation hinweisen, in der dasHerz ggf. nichtmehr
ausreichend sauerstoffreiches Blut durch den Körper pumpt. Schäden durch
Sauerstoffmangel sind bei ungeborenen Kindern allerdings extrem selten.
Bei dem Versuch, diewenigen Kinder zu identifizieren, diewirklich inNot sind,
können alle drei oben beschriebenen Techniken eingesetztwerden.Dabei liefert
dieCTG-Aufzeichnung die differenziertesten Informationen, sie sind allerdings auch
am schwierigsten zu bewerten. IndemHerztöne undWehen gleichzeitig auf einem
Papier aufgezeichnetwerden, lassen sich die Zusammenhänge deutlich erkennen:
Während derWehe verringert sich zunächst die Anzahl der kindlichenHerzschläge
proMinute, um dannwieder auf dasNormalniveau anzusteigen.
Hebammen und Ärzte beobachten dieCTG-Aufzeichnungen und stufen sie in
„normal“, „suspekt“ oder „pathologisch“ ein – sie beurteilen also, ob die Aufzeich-
nungHinweise auf Auffälligkeiten oder auf einenNotfall gibt. Ist einCTG suspekt
oder pathologisch,werdenweitereMethoden eingesetzt, um eineGefährdung des
Kindes auszuschließen – oder um etwas zu seinerHilfe zu unternehmen.
Hört dieHebamme dieHerztönemit einem Pinard-Höhrrohr oder einemDopton,
wird sie im Falle eines suspektenBefundes zumCTGwechseln.
DieRichtlinienund Leitlinien inDeutschland
Zahlreichewissenschaftliche Studien liefernHinweise dafür, dass Schäden durch
Sauerstoffmangel bei einer normalen Schwangerschaft undGeburt nicht verhindert
werden können, indem dieHerztöne des Kindes routinemäßig überprüftwerden.
Es scheint sogar so zu sein, dass im Vergleich zurHerztonkontrollemit dem
Pinard-Höhrrohr und demDopton beiCTG-Aufzeichnungen etwas häufigerweitere
Maßnahmen ergriffenwerden,weil die Aufzeichnung falsch beurteiltwird.
Laut dieser Erkenntnisse reicht es aus, dieHerztöne des Kindes in bestimmten
Abständen abzuhören –was aberwegen der dünnen Personaldecke in vielen
Krankenhäusern ein Problem ist.Darüber hinaus ziehen viele Fachleute die konti-
nuierliche elektronischeDokumentation einer handschriftlichen Aufzeichnung vor.
Währendder Schwangerschaft
In der Schwangerschaft regelt dieMutterschafts-Richtlinie dieUntersuchungen und
Maßnahmen, die in der Schwangerenvorsorge routinemäßig durchgeführtwerden
sollen.Hierwird ausdrücklich festgestellt, dass eineCTG-Überwachung nicht
routinemäßig ausgeführtwerden soll.
WährendderGeburt
Für dieGeburtssituation gibt es keine verbindlichen Richtlinien.Hier schlagen
die Leitlinien der deutschen Fachgesellschaft der Frauenärzte (DGGG) vor, die
Herztöne desUngeborenenmit einemCTG-Gerät aufzuzeichnen,wenn die Frau
Bereits in der Schwangerschaft, insbesondere aber
während derGeburt lauschenHebammen undÄrzte dem
Herzton und demHerzrhythmus des ungeborenen Kindes.
Ziel undWunsch ist es, anhand derHerztöne einschätzen
zu können, ob es demKind gut geht.
Während derGeburt ist das Kind demDruck derWehen
ausgesetzt,wodurch sich auf natürlicheWeise die Sauer-
stoffverhältnisse imBlut desUngeborenen verändern – der
Herzton verändert sich, dasKind passt seinenHerzrhyth-
mus an:Mit einem schnellerenHerzschlag und damit einer
schnelleren Fließgeschwindigkeit des sauerstoffreichen
Blutes gleicht dasKind den kurzfristigen Sauerstoffmangel
aus. Ein gesunder Prozess.
Ändert sich derHerzschlag desUngeborenen über einen
längeren Zeitraum, behalten dieGeburtshelfer dieHerztöne
desKindes imBlick, um ggf.Maßnahmen ergreifen zu kön-
nen, um dem Kind zu helfen. In derRegel reicht eine ande-
re Körperhaltung derMutter oder eine andere Atemtechnik,
um den Sauerstoffbedarf des Kindeswieder anzupassen. In
seltenen Fällen kann es auch nötig sein, dasKind zu unter-
stützen, schneller auf dieWelt zu kommen.
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
KindlicheHerztöne –
was sie uns sagen
EVIDENZ & PRAXIS
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3
EVI_EBf_CTG11_09.indd 1
26.04.11 20:01
Mit einem
Informationflyer
zumWeiterreichen
an die Eltern.
Christiane Schwarz
und Katja Stahl
(Hrsg.)
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Allen Büchern liegt ein Informationsflyer für Eltern bei
Informiert entscheiden,
Best.-Nr. 2301
Kindliche Herztöne – was sie uns sagen,
Best.-Nr. 2302
Die normale Geburt,
Best.-Nr. 2303
Geburtsverletzungen,
Best.-Nr. 2304
1 Stück,
1,00
Euro
25 Stück,
10,00
Euro
100 Stück,
30,00
Euro
Hrsg. Christiane Schwarz und Katja Stahl
Referentin auf dem
2. DHZCongress
Bestellhotline
per Tel.: 0511/651003
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hebamedia
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Referentinnen auf dem
2. DHZCongress
Frühjahr 2014
NEU
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