Rundruf

Ist die Arbeitsbezeichnung Nachsorge für die postpartale Betreuung der Frauen noch zeitgemäß?

Jutta Reinicke-Brückelmann, freiberufliche Familienhebamme in Wuppertal und Ennepetal

Mir gefällt der Begriff »Nachsorge« im Sinne von: Ich sorge für dich nach der Geburt. »Sich sorgen« bedeutet auch, Pflichten auf sich zu nehmen – und genauso verstehe ich den Begriff und meine Arbeit. Ich mag auch den Begriff Wochenbett. Im Begriff »Wochenbett« ist »Bett« enthalten. Das vermittelt eher, dass die Mutter sich ausruhen soll. Aber, ehrlich gesagt, soll es doch jede Person so nennen, wie sie es bevorzugt.

 

Beate Helm-Ludwig, freiberufliche Hebamme in Berlin

Wenn der Begriff »Wochenbett« in jeglicher Form verschwunden ist, sind auch wir Hebammen nicht mehr freiberuflich in der Wochenbettzeit tätig. Viele Schwangere kennen den Begriff gar nicht mehr. Niemand sagt zu ihnen, dass sie nach der Geburt in der Klinik auf die Wochenbettstation kommen, niemand spricht von der Wochen‧bett‧‧betreuung, niemand erklärt, warum es wichtig ist, das Wochen-BETT zu halten.
Ich sehe rund 20 verschiedene Schwangere im Monat und die wenigsten Frühschwangeren wissen um die Hebammenbetreuung und fragen mich, was Wochenbett heißt – den Begriff haben sie noch nie gehört. Schaffen wir uns doch nicht selbst ab, indem auch wir die Nomenklatur unseres Berufes abschaffen.

 

Rebecca Teezen, freiberufliche Hebamme in Hamburg und Expertin für freiberufliche Hebammenarbeit bei »Einfach-Hebamme«

Oft ist es wohl der Bequemlichkeit geschuldet, dass »Nachsorge« gesagt wird. Vor allem, wenn Hebammen ihre Dienste vorstellen und dann von «Vor- und Nachsorge» sprechen. Dies liest man sehr oft auf den Internetseiten von Hebammen. Korrekt sollte es »Wochenbettbegleitung« oder »Wochenbettbetreuung« heißen. Der genaue Begriff muss noch ausdiskutiert werden.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 08/2020

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