Rundruf

Stillt die Mutter, ist es oft schwierig, dass das Kind sich gleichermaßen auf den Partner oder die Partnerin bezieht. Was raten Sie Familien, die von Beginn an gleichberechtigt sein möchten?

Frauke Wagener, Hebamme und Lehrerin an der Hebammenschule des Universitätsklinikums Bonn

Der Stillprozess sollte nicht unter einem Aspekt von »Gleichberechtigung« betrachtet werden. Es ist eine von Natur aus einmalige Beziehung von Mutter und Kind, die von niemandem gestört werden sollte. Es geht um das Stillen der körperlichen und seelischen Bedarfe des Kindes und nicht um das Erfüllen von emotionalen Wünschen der Eltern. Väter sorgen am besten dafür, dass ihre Frauen genügend Schlaf und gute Nahrung erhalten, so dass diese immer genügend Energie haben, das Kind geduldig, liebevoll und reichhaltig zu nähren.

Jana Friedrich, Hebamme, Bloggerin und Buchautorin aus Berlin

Ich rate zu viel gemeinsamer (Eltern-)Zeit. Abgesehen davon, dass Partner:innen alle anderen Aufgaben wie Wickeln oder Tragen übernehmen können, dürfen sie natürlich ganz viel mit dem Baby kuscheln und »bonden«. In meiner Beobachtung können Partner:innen das Kind dann manchmal sogar besser und längerfristig beruhigen, weil sie eben keine Milchduft-verströmende Brust haben, die ständig an Nahrungsaufnahme erinnert.

Lena Biermann, Hausgeburtshebamme, Mitgründerin vom Haus für Geburt und Gesundheit in Hamburg

Ich rate Familien, die eine gleichberechtigte Beziehung zu ihrem Kind aufbauen möchten, sich die Care- Arbeit gleichmäßig aufzuteilen. Stillen lässt sich in den meisten Fällen nicht teilen, denn in der Regel hat nur ein Elternteil Muttermilch in den Brüsten. Alles andere, wie Tragen, Kuscheln Hautkontakt, Kommunizieren, Lachen, Wickeln und Ins-Bett-Bringen, kann sehr gut von beiden geleistet werden.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 10/2021

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