Rundruf

Fragen Sie jede Schwangere in der Anamnese nach Missbrauchserfahrungen?

Lisa Blaurock, freiberufliche Hebamme, Geburtshaus Jena

Studien zeigen, dass Missbrauchserfahrungen eine Rolle bei der Geburt spielen und ein sensibilisiertes Vorgehen essenziell ist. Im Geburtshaus und Mehr e.V. in Jena werden Missbrauchserfahrungen im Anamnesebogen erfasst. Möchte die Frau ihr Erlebtes mit uns teilen, schließen sich Gespräche zum Thema Missbrauch an, um eine Re­traumatisierung in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett zu vermeiden.

 

Maike Manz, Chefärztin der Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin der Helios Mariahilf Klinik, Hamburg

Im Rahmen der Geburtsplanung erheben wir nicht nur die medizinischen Anamnesedaten, sondern fragen auch, wie sich die Frau eine gute Geburt vorstellt und wünscht. Wenn eine Frau mit dem Anliegen einer Kaiserschnittentbindung ohne medizinischen Grund an uns herantritt, fragen wir sensibel nach Beweggründen. Falls die Frauen sich dann öffnen und von Missbrauchserfahrungen berichten, bieten wir Gespräche mit geschultem Personal an.

 

Thomas Ruschke, Entbindungspfleger, freiberuflich in der Vor- und Nachsorge sowie geburtshilflich in einem Frankfurter Kreißsaal tätig

Ja. Ich bitte um die Erlaubnis, etwas sehr Persönliches zu fragen. Bei Zustimmung frage ich nach Gewalt-/Missbrauchserfahrungen, mit dem Hinweis, dies jede Frau zu fragen und der Erläuterung, dass so gegebenenfalls Re­traumatisierungen verhindert und Unterstützung angeboten werden kann. Betroffene Frauen bekommen so eine gute Chance auf eine atraumatische, vielleicht heilsame Geburt. Dies ist mir sehr wichtig.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 02/2019

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