Geburtsschmerz ist nicht pathologisch

  • Das Thema Schmerz beschäftigt die Menschen seit jeher: Schmerz ist unangenehm, angsteinflößend und schwer kontrollierbar. Die Facetten seiner Erscheinung sind vielfältig. Besonders während der Geburt erleben Frauen oft intensive Schmerzen, die sie zuvor nicht kannten.

    Auch wenn der Geburtsschmerz mit Angst und Unwohlsein belastet ist, hat er einen wichtigen Sinn: Bekommt eine Schwangere regelmäßige Wehen, zeigt es ihr, dass sie sich einen geschützten Ort und Unterstützung suchen sollte, um ihr Kind sicher zur Welt zu bringen. Schmerz erhöht die Aufmerksamkeit und leitet die Gebärende durch den Geburtsprozess. Anders als in vielen anderen Situationen, in denen Lebewesen Schmerz empfinden, ist der Geburtsschmerz nicht pathologisch.

    Das Schmerzempfinden bei der Geburt ist ein komplexer Vorgang, der viele wichtige Prozesse beeinflussen kann. Er ist sehr störanfällig und reagiert besonders auf Stress jeglicher Art. Bekommt die Gebärende Angst, verliert sie die Konzentration auf ihren Körper und ihr innerstes Empfinden, sie spannt sich an und der Schmerz verstärkt sich.

    Das Mittel der Wahl beim Geburtsschmerz ist die kontinuierliche Betreuung durch Hebammen und Vertrauenspersonen: Fühlt die Gebärende sich sicher und umsorgt, ist ihr Schmerzempfinden herabgesetzt. Sie kann vertrauen, sich fallen lassen und sich dem Gebären hingeben. Die Betreuung während der Geburt ist – auch wenn es wirksame Analgetika gibt, die in vielen Situationen durchaus ihre Berechtigung haben – durch kein Schmerzmittel der Welt zu ersetzen!

    Doch nicht nur die Geburt bringt oft Schmerzen mit sich – auch in der Schwangerschaft und im Wochenbett können sie auftreten. Hier ist es wichtig, den Frauen zuzuhören, um die Ursachen gemeinsam herauszufinden und zu beurteilen, ob Hilfe einer anderen Fachrichtung benötigt wird.

    Für die meisten Frauen sind Schmerzen während der reproduktiven Phase nichts Schönes – sie benötigen Hebammen, die ihnen mit Wissen, Einfühlungsvermögen und Erfahrung zur Seite stehen. Hebammen sind in der Lage, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann auf welche Art interveniert werden sollte oder wann das Gegenteil – die gekonnte Nicht-Intervention – von Nutzen sein kann.