Leiten - eine Herausforderung

  • Birgit Heimbach im Interview mit der ehemals leitenden Hebamme Helga Telge

  • Unsere Klinken sind immer noch bestimmt von Hierarchien. Die einen leiten, die anderen werden geleitet. Wir betrachten in diesem Heft beide Seiten: Was verbessert werden kann, wo sich Hebammen einbringen können. Im Hinblick auf Führungskräfte ermittelte das Centrum für Krankenhausmanagement in Münster (CKM), dass nur wenige Motivation, Engagement, Arbeitsfreude und Begeisterung vermitteln. Es fehle ihnen oft an Sozialkompetenz und guter Unternehmenskultur. Prof. Wilfried von Eiff vom CKM: „Aus Angst um die eigene Macht, werden Mitarbeitern bestimmte Leistungen nicht gewährt." Es ist jedoch wichtig, sich weiterentwickeln zu können. Hebammen befinden sich selten in höheren Leitungspositionen. Wird es ihnen nicht ermöglicht, nach oben zu steigen? Was hemmt sie? Dabei sind so viele sehr gut ausgebildet. Es sollte sie motivieren, dass sich Helga Albrecht, Präsidentin des BDH, wünscht: „Mehr Hebammen sollten sich das Recht nehmen, als Pflegedienstleitung (PDL) oder als Abteilungsleitung (APDL) zu arbeiten." Bereits ihre Vorgängerin Magdalene Weiß ermunterte Hebammen dazu, durch Leitungspositionen die Entwicklungen in den Kliniken zu beeinflussen.

    Auf meiner Suche nach Hebammen in PDL-Position fand ich nur zwei: Käte Petersen und Ute Röder. Die erste meint: „Eine PDL sollte dem Leben Raum geben: Das ist auch das ursprüngliche Anliegen einer Hebamme", und die zweite: „Wir sind von unserer Qualifikation sehr gut dazu befähigt." Sie berichten von ihren Erfahrungen. Eine völlig neue Position der Leitung, nämlich Pflegeleitung, bekleidet Karin Laatsch. Die Hebamme beschreibt ihren Job in der mittleren Führungsebene, der aus wirtschaftlichen Gründen neu kreiert wurde. Der ökonomische Aspekt regelt heutzutage Vieles. Ab Januar 2007 gibt es nun die Leistungsprämie: Unternehmens- und mitarbeiterorientiert entscheidet die leitende Hebamme, welche Mitarbeiterin am besten die Zielvereinbarungen umgesetzt hat. Schwierig! Eine gelungene Beurteilung ist dann noch wichtiger. Die bisherigen Kriterien, die aus der Pflege stammen, sollten direkt auf die Hebammenarbeit angepasst werden. Ideen liefert der Psychologe Thomas Erbskorn, der betont, wie wichtig beim Beurteilen das Menschenbild der Führungskraft ist.

    Dass sich Leitende oft einsam fühlen, beschreibt die Hebamme und Psychologin Simone Kirchner. Sie erläutert Machtstrukturen, zeigt Chancen auf und resümiert: Auch in starren Hierarchien ist heute eine Leitung nur ohne Manipulation und Autoritätsgehabe langfristig erfolgreich. Eine gute Leitung bedingt eine gute Leistung. Vielleicht sollte es neben der Leistungs- auch eine Leitungsprämie geben! Wie war es früher? In diesem Heft erzählt die 80-jährige Helga Telge, einst leitende Hebamme, aus ihrem Leben. Herausforderungen ging sie mit Mut, Neugier und Freude an.