Schwangerschaft als Gegenpol

  • Birgit Heimbach (rechts) bei Eva Schneider (links): Die Künstlerin setzt sich kritisch mit der Pränatalmedizin auseinander (siehe Kultur)

  • Ich war beeindruckt von dem, was sie erlebt hatte und wie lebensfroh sie das alles schilderte. Und wieviel Kompetenz sie erworben hat. Ich hatte Christina Bargel angerufen, um zu fragen, ob sie für uns einen Bericht über ihre Erkrankung schreiben möchte. Sie sagte spontan zu. Die Mutter von zwei Adoptivkindern war 35 Jahre alt, als bei ihr Brustkrebs festgestellt wurde. Das war 1999. Zwei Jahre nach der Chemotherapie wurde sie ungeplant schwanger. Der betreuende Arzt riet zu einem Abbruch. „Ich habe mich für mein Kind entschieden, weil die Schwangerschaft der Gegenpol zu meiner Erkrankung war", erinnert sich Christina Bargel. Sie hat sogar noch ein weiteres Kind bekommen. Mit der Betreuung durch die Ärzte war sie nicht immer glücklich. „Sie wissen oft zu wenig über Brustkrebs bei jungen Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben oder gerade schwanger sind." Mit ihrem Beitrag in der DHZ erhofft sie sich mehr Aufmerksamkeit für das Thema. „Ich denke auch, es wäre sinnvoll, wenn sich Hebammen in diesem Bereich weiterbilden würden. Es werden nicht weniger Frauen, die nach Brustkrebs schwanger werden (wollen) und die, gerade auch wegen ihrer Ängste, eine liebevolle Betreuung benötigen."

    Da das Alter der Gebärenden und die Inzidenz der Mammakarzinome unter 40 Jahren steigen, wird in der Zukunft diese Krankheit tatsächlich immer häufiger Thema in der Schwangerschaftsbetreuung sein. Etwa drei Prozent aller Mammakarzinome werden derzeit während einer Schwangerschaft diagnostiziert. Eine Klinik, in der man sich auf solche Fälle spezialisiert hat, ist die Universitäts-Frauenklinik Frankfurt. Als ich die dort tätige Oberärztin Dr. Sibylle Loibl um einen Beitrag bat, erfuhr ich Überraschendes: Mutter und Kind haben viel bessere Chancen bei dieser Diagnose, als ich dachte. Beispielsweise gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die Rücksicht auf das Ungeborene nehmen. Und für die Mutter hat eine Schwangerschaft keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf maligner Erkrankungen, wie man lange Zeit angenommen hat. Eine Schwangerschaft verschlechtert weder die Rezidivrate noch die Überlebenszeit. Hebammen können sich also beruhigend engagieren.

    Eine Hebamme, die sich bereits intensiver mit Brustkrebs auseinandergesetzt hat, ist Annette von Freyhold. Sie berichtet in diesem Heft, wie sie sich als Mentorin der MammaCare-Methode ausbilden ließ und Frauen nun die Brustselbstuntersuchung beibringt. Ich finde es schön, wie sich die Hausgeburtshebamme mit ihnen auseinandersetzt und sie animiert, auf sich selbst zu achten. Durch eine bessere Körperwahrnehmung und größeres Wissen erlernen die Frauen eine Kompetenz, die ihnen Vertrauen und Stärke gibt.