Rundruf

Wie stehen Sie zu individuell entworfenen Geburtsplänen, die Frauen zur Geburt mitbringen?

Sandra Lindner, Hebamme und Dipl. Psychologin, ist im Marienkrankenhaus in Hamburg und freiberuflich in der »Fundus-Hebammengemeinschaft« tätig. Dort bietet sie auch psychologische Beratung an.

»Wenn Frauen sich in ihrer Schwangerschaft mit der Geburt auseinandersetzen und damit ihren Einfluss und ihre Selbstbestimmung stärken, ist das Grund genug, einen Plan zu empfehlen. Allerdings sollte die werdende Mutter darauf hingewiesen werden, nicht zu starr zu planen, sondern Raum für die Variabilität im Kreißsaal zu lassen. Geburt bleibt eine Überraschung! So ließe sich die Theorie des Geburtsplans mit der Praxis des Kreißsaalgeschehens verbinden und ein negatives Geburtserlebnis vermeiden.«

 

Christina Mundlos, Soziologin und Autorin. Sie ist Gleichstellungsbeauftragte für die Stadt Langenhagen und seit 2018 als Doula aktiv.

»Allein die Tatsache, dass wir darüber reden müssen, ob es sinnvoll ist, dass sich Frauen Gedanken über die Geburt ihres Kindes machen und ihre Wünsche aufschreiben, zeigt, wo wir in der Geburtshilfe stehen. Oft mokiert oder ärgert sich das Personal über diese schöne Möglichkeit, die Mutter als Individuum und nicht bloß als Nummer kennenzulernen. Das ist nicht nur anmaßend, sondern auch frauenverachtend.«

 

Prof. Dr. Wolfgang Henrich, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin

»In der Klinik für Geburtsmedizin der Charité mit mehr als 5.500 Geburten pro Jahr ist bereits seit Jahren eine Hebammensprechstunde etabliert. Hier melden sich Schwangere zur Geburt an, die keine Geburtsrisiken aufweisen. In einem rund einstündigen Gespräch werden individuelle Geburtspläne in der Akte dokumentiert, wobei Wünsche, Vorlieben, Gebärpositionen und weitere Themen zur natürlichen Geburt besprochen werden.«

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 11/2018

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