Mit deiner Hände Arbeit
„Was deine Hände erarbeitet, das wirst du genießen; wohl dir, du hast es gut!", heißt es im Psalm 128 in der Bibel. Es stimmt, Hebammen vollbringen mit ihren Händen täglich kleine Wunder und sie sind zu Recht stolz darauf. Sie identifizieren sich über ihr Handwerk, über das, was sie fühlen, auslösen und erreichen können mit ihrer bloßen Hände Arbeit.
„Die Hände sind die wertvollsten Werkzeuge der Hebammen", steht im Hebammenlehrbuch von 1920. „... und sie pflege ihre Hände sorgfältig. ... Grobe Arbeit macht die Haut der Hände hart, rauh, rissig. ... Die Hebammen soll daher solche Arbeit meiden und durch häufiges Waschen mit warmem Seifenwasser die Haut weich und geschmeidig halten. Sie hüte sich vor jeder, auch der kleinsten Verletzung der Hände." Laut preußischer Berufsordnung mussten die Nägel kurz und rund geschnitten sein und sollten bei jedem Waschen sauber gebürstet werden.
Weil vor 100 Jahren kaum einer Hebamme Handschuhe zur Verfügung standen, war die Pflege und Hygiene besonders wichtig. Handschuhe zu tragen ist ein großer Gewinn, geht aber auch mit Nebenwirkungen einher: Befunde sind schwieriger zu tasten, der Hautkontakt fehlt und nicht alle Hebammen vertragen die Rohstoffe der Handschuhe gleichermaßen gut, von der unendlichen Abfallproduktion ganz zu schweigen. Die Berufsgenossenschaft für Wohlfahrtspflege (BGW) widmet den Händen der Hebammen deswegen auch heute noch besondere Aufmerksamkeit. Auch mit Handschuhen müssen Hebammen bei der freiberuflichen Arbeit auf Schmuck und Nagellack verzichten.
Berührungen sind lebensnotwendig. Sie sind auch in der Geburtshilfe essenziell. Um dies immer und überall gewährleisten zu können, wären allerdings mehr Hebammen nötig als zurzeit zur Verfügung stehen. Berührungen können aber auch übergriffig sein. Ob und wann Schwangere, Gebärende und Wöchnerinnen das bei Hebammen oder GeburtsmedizinerInnen so empfinden, wurde bisher kaum untersucht.
Manuelle Therapie oder Manualtherapie sind keine klar definierten Begriffe. Viele Einzelmethoden gehören dazu, wie zum Beispiel physiotherapeutische Anwendungen, Ayurvedamassagen und Osteopathie. Einige Therapieformen sind evidenzbasiert, andere (noch) nicht. Gemein ist allen manuellen Therapien, dass die Ursache einer Störung und die Körperlokalisation durch eine Untersuchung mit den Händen diagnostiziert und behandelt wird. Im Gegensatz zur Therapiefreiheit der ÄrztInnen müssen Hebammen bei jeder ausgewählten Therapieform erklären können, aufgrund welcher Evidenzen sie diese empfehlen oder selbst anwenden.