Spannendes Wissen aus Urologie und Nephrologie

  • Bei der Schwangerenvorsorge stixen Hebammen den Urin auf der Suche nach Eiweiß oder Keimen, erfassen mittels Klopfschmerz der Nieren erste Anzeichen einer Überlastung. Harnbildende und -ableitende Organe sind in der Schwangerschaft stark gefordert. Hebammen wissen jedoch eher wenig aus Nephrologie und Urologie. Unser Titelthema soll ein Grundwissen aus den sich überschneidenden Fächern vermitteln. Es hilft allein schon, sich die innere Anatomie besser zu visualisieren. In der Schwangerschaft bewirkt Progesteron, dass die Blasenkapazität, die Länge der Harnröhre und deren Kraft, den Harn zurückzuhalten, zunehmen. Mit dem Tiefertreten des kindlichen Kopfes in das kleine Becken wird die Harnblase immer weiter über den Beckeneingang geschoben und schließlich oberhalb der Symphyse tastbar. Das ist physiologisch gut eingerichtet. Durch den sich vergrößernden Uterus kommt es jedoch häufiger zu einer Kompression der Blase und Harnleiter und damit zu Harndrang oder Schmerzen. Folgen können eine Stauungsniere oder durch die sich ansammelnden Keime eine Entzündung der Blase oder der Nieren sein. Die Nieren, je rund 150 Gramm, werden in der Schwangerschaft stärker durchblutet und erweitern sich – rechts meist stärker als links, um mehr leisten zu können. Sie müssen die richtige Menge an Kreatin bilden und genügend Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin ausscheiden, den Wasser- und Elektrolythaushalt aufrechterhalten, den Blutdruck regulieren und ausreichend Hormone bilden und abbauen.

    Bei Frauen mit einer chronischen Nierenfunktionseinschränkung, ist das Risiko für eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung erhöht. Zu einer Präeklampsie kommt es jedoch vor allem durch eine plazentare Störung mit mangelhaftem Wachstum der Blutgefäße, die mit der daraus resultierenden Endotheldysfunktion zur blutdruckerhöhenden Nierenschädigung führt. Dies kann für die Frau lebenslange Folgen haben, sogar in eine Dialyse führen. Wenn Hebammen und GeburtshelferInnen der Schwangeren durch eine liebevolle Betreuung rechtzeitig dazu verhelfen, ihren allgemeinen Dysstress zu reduzieren und sie gut beraten beispielsweise hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung, kann sich wohl manche Dramatik am Ende erübrigen.

    Zugleich sollten Hebammen Schwangere darüber aufklären, dass bereits pränatal ein Grundstein für die spätere Gesundheit der Nieren ihrer Kinder gelegt wird. Mütterlicher Diabetes, Rauchen und Glukokortikoide für die Lungenreife bewirken embryonal wachstumsretardierte Nieren, die weniger,aber dafür ungünstig vergrößerte Nierenkörperchen enthalten: ein Risiko, später im Leben eine Hypertonie, die wiederum die Nieren schädigt, zu entwickeln. Um die empfindlichen jungen Nieren unter der Geburt vor peripartalem Sauerstoffmangel zu schützen, kann man den werdenden Müttern raten, ausreichend Kreatin zu sich zu nehmen. Spannende Zusammenhänge!