Väterliche Fürsorge verändert die Welt

  • Auch das Vaterwerden ist eine Zeit des psychischen Umbruchs, ein Übergang in eine andere Lebensphase – mit Chancen und Risiken. So sind auch werdende Väter gefährdet, eine prä- oder postnatale Depression zu entwickeln. Um die neue Rolle zu übernehmen und sich damit auseinanderzusetzen, brauchen sie Begleitung und Vorbilder. Von einer kompetenten Begleitung – das zeigen Studien – ist es entscheidend abhängig, ob Väter als Partner und Geburtsbegleiter das Gelingen der Geburt fördern und selbst gestärkt daraus hervorgehen.

    Sehr viele Väter wollen heute aktiv sein bei der Fürsorge und Erziehung ihrer Kinder. Die hormonellen Veränderungen, die man bei werdenden und aktiven Vätern festgestellt hat, weisen darauf hin, dass die Natur hier einen „Brutpflege- Modus“ vorsieht, der die Fürsorglichkeit fördert und stärkt – ähnlich wie bei einigen männlichen Säugetieren. Im öffentlichen Erscheinungsbild sehen wir: Männer wollen und können „Brutpflege“.

    Traditionelle Rollenbilder haben sich verändert und doch sind Erwartungen an den Familienernährer vielfach gleichgeblieben, insbesondere auch in Deutschland. Noch immer übernehmen Frauen den weitaus größten Teil der häuslichen und der Care-Arbeit, was ihre Rolle und ihren Einfluss im öffentlichen Leben begrenzt. Weltweit ist der Umfang der unbezahlten Care-Arbeit der Frauen etwa zwei- bis zehnmal so
    groß wie bei Männern.

    Die Welt braucht männliche Fürsorge. Nicht nur, weil Kinder zum Großwerden die „dritte Person im Bunde“ brauchen – diese kann auch eine Frau sein. Wir brauchen Gesellschaften, in denen Männer sich tief einlassen auf die Prozesse des Wachsens und Werdens eines neuen Menschen. Männer, die über die unendliche Geduld verfügen, die diese Begleitung braucht oder eben auch immer wieder darum ringen. Männer, die den unschätzbaren Wert dieser Arbeit nicht nur kennen, sondern auch körperlich und seelisch erfahren, welch hoher Einsatz hier gefragt ist. Männer, die ihren Söhnen fürsorgliche Vorbilder sind, sorgen mit dafür, dass die Gewalt in der Welt weniger wird.

    Internationale Studien und Initiativen wie die globale Kampagne „Men Care“ zeigen eindrucksvoll: Wenn sich gesellschaftliche Rollenbilder von Männlichkeit und Väterlichkeit verändern, verbessern sich Gesundheit und Wohlbefinden von Frauen und Kindern. Die Gewaltbereitschaft wird reduziert und mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern entsteht, weil die wirtschaftliche Kraft von Frauen wächst. Nicht zuletzt profitiert die Gesundheit der Männer selbst davon.

    Hebammenarbeit ereignet sich an Übergängen. Hier ist die große Chance, werdende Eltern zu sensibilisieren und sie zur Übernahme neuer Rollenmodelle zu ermutigen. Werdende Väter brauchen eine Begleitung, die auf sie abgestimmt ist, und Räume für ihre eigenen Themen. In der Zusammenarbeit mit Väterorganisationen und männlichen Übergangsbegleitern können Hebammen dies initiieren und so entscheidend mitwirken, dass männliche Fürsorge wächst.